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Germinal

Germinal

Titel: Germinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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erloschenes Feuer; während Levaque, dem einige Nagelschmiede einen Rausch angezecht hatten, mit leerem Magen auf dem Tische schlief. Bouteloup stand an die Wand gelehnt und rieb sich mechanisch die Schultern mit der Verblüffung eines gutmütigen Jungen, dessen Ersparnisse man aufgezehrt hat, und der nun erstaunt ist, sich den Bauch zusammenschnüren zu müssen.
    »Ein Brot? Ach, meine Gute, ich wollte ein zweites von dir borgen«, antwortete die Levaque.
    Als ihr Mann im Schlafe ein schmerzliches Grunzen vernehmen ließ, drückte sie ihm das Gesicht auf den Tisch.
    »Still, Schwein!« rief sie. »Wenn es dir die Gedärme verbrennt, um so besser! Anstatt dich bezechen zu lassen, hättest du besser getan, von einem deiner Freunde zwanzig Sous zu pumpen.«
    In diesem Tone fuhr sie fort, fluchte und wetterte inmitten der Unsauberkeit ihres Hauswesens, das sie schon seit so langer Zeit vernachlässigte, daß ein unerträglicher Geruch von den Fliesen ausströmte. Ihretwegen könne alles aus den Fugen gehen, meinte sie. Ihr Sohn, dieser Halunke Bebert, sei gleichfalls seit dem Morgen verschwunden; man sei einer schönen Last ledig, wenn er nicht wiederkomme. Dann sagte sie, sie gehe schlafen. Im Bette sei es wenigstens warm. Darauf stieß sie Bouteloup an.
    »Vorwärts, laß uns hinaufgehen! Das Feuer ist erloschen; wozu sollen wir die Kerze anzünden? Etwa um die leeren Teller besser zu sehen?... Kommst du endlich, Louis? Ich sage dir, wir gehen schlafen. Man kriecht im Bett zusammen; das ist immerhin eine Erleichterung. Dieser verdammte Trunkenbold mag meinethalben hier vor Kälte krepieren.«
    Als Frau Maheu wieder draußen war, schritt sie quer durch die Gärten, um sich zur Pierron zu begeben. Sie vernahm Gelächter. Als sie anklopfte, trat sogleich Stille ein. Es dauerte eine volle Minute, bis man ihr öffnete.
    »Du bist's?« rief die Pierron, eine lebhafte Überraschung heuchelnd. »Ich dachte, es sei der Arzt.«
    Ohne sie zu Wort kommen zu lassen, zeigte sie auf ihren Mann, der vor einem großen Kohlenfeuer saß.
    »Es geht ihm schlecht«, sagte sie. »Es geht ihm noch immer schlecht. Das Gesicht hat eine gute Farbe; im Bauche sitzt das Leiden. Er muß immer gut warm haben; was wir noch besitzen, geht in Kohle auf.«
    Pierron sah in der Tat fett und gesund aus und hatte eine blühende Gesichtsfarbe. Vergebens schnaufte er, um sich krank zu stellen. Als die Maheu eintrat, verspürte sie einen starken Geruch von Kaninchenbraten. Man hatte sicher die Schüssel beseitigt. Auf dem Tische lagen Brosamen; in der Mitte stand eine Flasche Wein, die man vergessen hatte.
    »Die Mutter ist nach Montsou gegangen, um ein Brot zu schaffen«, setzte die Pierron hinzu. »Wir können Ihre Rückkehr kaum mehr erwarten.«
    Doch sie unterbrach sich. Sie war den Blicken der Nachbarin gefolgt und bemerkte gleichfalls die Flasche. Sie faßte sich sogleich und erzählte die Geschichte: Ja, das ist Wein; die Besitzer der Piolaine haben die Flasche für ihren Mann gebracht, dem der Arzt Bordeauxwein verordnet hat. Sie erschöpfte sich in Danksagungen. Es sind so wackere Leute! Besonders das Fräulein; gar nicht slolz, sucht sie die Häuser der Arbeiter auf, um Almosen zu verteilen.
    »Ich weiß, ich kenne sie«, sagte die Maheu.
    Ihr Herz zog sich zusammen, wenn sie daran dachte, daß das Gute immer zu denen komme, die es weniger benötigten. Das sei immer so; diese Besitzer der Piolaine würden Wasser in den Fluß getragen haben. Wie sei es möglich, daß sie sie nicht im Dorfe gesehen habe? Vielleicht würde sie doch etwas von ihnen erlangt haben.
    »Ich bin gekommen,« gestand sie endlich, »um zu sehen, ob auch bei euch Schmalhans Küchenmeister ist, wie bei uns. Hast du nicht etwa Nudeln vorrätig, um mir davon zu leihen?«
    Die Pierron tat sehr verzweifelt.
    »Nichts, meine Teure, nicht das kleinste Fädchen... Daß die Mutter nicht kommt, beweist, daß sie nichts erhalten hat. Wir werden ohne Nachtessen schlafen gehen.«
    In diesem Augenblicke hörte man ein Weinen, das aus dem Keller kam. Die Pierron geriet in Zorn und pochte mit der Faust an die Kellertür. Sie habe diese Straßenläuferin Lydia da einsperren müssen, erzählte sie, um sie dafür zu strafen, daß sie erst um fünf Uhr heimgekommen, nachdem sie den ganzen Tag herumgestrichen. Sie sei nicht mehr zu bändigen; sie verschwinde jeden Augenblick.
    Die Maheu stand da und konnte sich nicht entschließen wegzugehen. Bei dem großen Feuer empfand sie ein schmerzliches

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