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Germinal

Germinal

Titel: Germinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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wurde.
    Chaval kaufte Katharina einen Spiegel für neunzehn Sous und ein Busentuch für drei Franken. Bei jedem Rundgange trafen sie Mouquet und Bonnemort, die ebenfalls zu dem Feste gekommen waren und mit ihren schweren Beinen nachdenklich Seite an Seite dahinschritten. Eine andere Begegnung rief ihren Unwillen hervor. Sie sahen Johannes, der Lydia und Bebert zuredete, Schnapsfläschchen von einer fliegenden Schenke zu stehlen, die am Rande eines leeren Platzes errichtet war. Katharina konnte nur ihren Bruder züchtigen, denn die Kleine lief mit einer Flasche davon. Diese verdammten Rangen werden im Bagno endigen.
    Vor der Schenke »Zum Geköpften« kam Chaval auf den Einfall, seine Geliebte hineinzuführen, um einem Finkenkonzert beizuwohnen, welches seit acht Tagen angekündigt war. Fünfzehn Nagelschmiede aus den Fabriken von Marchiennes hatten der Aufforderung Folge geleistet und waren erschienen, jeder mit einem Dutzend Vogelbauer. Diese kleinen verdunkelten Käfige, in denen die Vögel sich ganz ruhig verhielten, hingen an einem Pfahlzaun im Hofe der Schenke. Es handelte sich darum festzustellen, welcher der Finken innerhalb einer Stunde am häufigsten seinen Schlag wiederholen werde. Jeder Nagelschmied stand mit einer Schiefertafel bei seinen Käfigen und verzeichnete die Rufe seiner Tiere, dabei seine Nachbarn überwachend und von diesen selbst überwacht. Die Finken hatten zu singen begonnen, die einen tiefer, die anderen heller, anfänglich alle schüchtern, nur selten einen Schlag wagend, dann einander anregend, den Rhythmus beschleunigend und schließlich von einem so wütenden Wetteifer fortgerissen, daß einige tot niederfielen. Die Nagelschmiede feuerten sie lebhaft an, riefen ihnen in ihrer wallonischen Sprache zu, noch ein Stückchen und noch ein Stückchen zu singen, während die Zuschauer -- ungefähr hundert Personen -- in lautloser, leidenschaftlicher Spannung verharrten inmitten dieser höllischen Musik von hundertachtzig Finken, die in einem greulichen Durcheinander den nämlichen Schlag wiederholten. Als der Sieg entschieden war, nahm der Sieger ganz glücklich den ersten Preis, eine blecherne Kaffeemaschine, in Empfang.
    Katharina und Chaval waren schon da, als Zacharias und Philomene eintraten. Man reichte sich die Hände und blieb beisammen. Allein plötzlich geriet Zacharias in Zorn, weil er einen Nagelschmied, der mit den Kameraden aus Neugierde hergekommen war, dabei überraschte, wie er seine Schwester in die Schenkel kneipte. Sie war sehr rot geworden, ließ ihn aber gewähren, weil sie bei dem Gedanken an die Schlägerei erbebte, die es geben müsse, wenn alle diese Nagelschmiede sich auf Chaval stürzten, falls dieser seine Liebste verteidige. Wohl hatte sie den Mann hart an ihrem Leibe gefühlt, aber sie schwieg aus Vorsicht. Ihr Galan lachte übrigens nur über den Zwischenfall; alle vier gingen fort, und die Sache schien beigelegt. Doch kaum waren sie bei Piquette eingetreten, um da einen Schoppen zu trinken, als der Nagelschmied wieder auftauchte, unbekümmert um sie und ihnen herausfordernd ins Gesicht blasend. Zacharias, in seinen brüderlichen Gefühlen verletzt, hatte sich auf den Unverschämten geworfen.
    »Schweinekerl, das ist meine Schwester! ...« rief er. »Wart', ich werde dich Respekt lehren!«
    Man trennte die beiden Männer, während Chaval ganz ruhig wiederholte:
    »Laß ihn laufen; das geht mich an ... Ich sage dir ja, ich pfeife auf ihn!«
    Jetzt traf Maheu mit seiner Gesellschaft ein und beruhigte Katharina und Philomene, die schon in Tränen gebadet waren. Die Leute ringsumher waren wieder lustig, der Nagelschmied war verschwunden. Chaval, der bei Piquette zu Hause war, zahlte Bier, um den Verdruß hinunterzuschwemmen. Etienne mußte mit Katharina anstoßen! Alle tranken zusammen, der Vater, die Tochter und ihr Liebhaber, der Sohn und seine Geliebte, und sagten höflich: »Auf das Wohl der Gesellschaft!« Dann bestand Pierron darauf, einen Rundschoppen zu zahlen. Es herrschte das beste Einvernehmen, als Zacharias beim Anblicke seines Kameraden Mouquet sich wieder des Nagelschmiedes erinnerte. Er rief Mouquet, sie wollten mit dem Wallonen abrechnen.
    »Ich will den Kerl schinden! ...« rief er. »Chaval, nimm Philomene und Katharina in deinen Schutz; ich komme gleich wieder.«
    Jetzt war an Maheu die Reihe, Bier zu zahlen. Wenn der Junge seine Schwester rächen wolle, gebe er damit nur ein gutes Beispiel, meinte der Vater. Philomene war ihrerseits beruhigt,

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