Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Titel: Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Nährig
Vom Netzwerk:
Doggybag, kein Problem, und frage ganz freundlich: »Haben Sie einen Hund zu Hause?«, worauf Benny wie aus der Pistole geschossen antwortet: »Nein, aber eine Großmutter.«
    Bedrückte Gesichter. Stille, nur Rosemarie sagt leise: »Die ist aber Vegetarierin.«
    Na ja. Wie auch immer. Schönen Sonntag noch!
Kommst du mit dem Kehrauto?
    Je älter ich werde, umso mehr freue ich mich über Kinder. Nicht über alle. Besonders dann nicht, wenn sie im Restaurant umherrennen, aus Frust oder Lust herumschreien, dem Servicepersonal zwischen den Beinen durchlaufen, dazu noch unanständige Worte sagen und ihre Erziehungsberechtigten sich um das alles überhaupt nicht kümmern und so tun, als würden die Kinder rein unterhaltenden Charakter haben und zur Erbauung der übrigen Gäste beitragen. Das kam manchmal so arg, dass andere Gäste, die sich einen gemütlichen, ruhigen Abend versprochen hatten, das Restaurant verließen.
    Doch die Eltern um Obacht auf ihre Sprösslinge zu bitten, sie zu mahnen, ein wenig ein Auge auf sie zu haben, ist für jeden Oberkellner geradezu ein Todesurteil. In dieser Angelegenheit bei Eltern Verständnis finden zu wollen ist aussichtslos. Als Antworten fallen dann Begriffe wie »Kinderfeindlichkeit« und »Intoleranz«. Glücklicherweise kenne ich es auch anders.
    Wenn Jens Ruppert und seine charmante Frau mit ihren drei Kindern Geburtstag feierten, dann war das auch für mich stets ein Höhepunkt in meinem Berufsleben. Diese drei Kinder saßen am Tisch – an Artigkeit nicht zu übertreffen. Wenn sie einen Wunsch hatten und sie ihre Eltern, wie stets, um Erlaubnis fragten, fehlten nie die berühmten, doch oft vergessenen Wörtchen »bitte« und »danke«. Wenn ich dann am Schluss der Geburtstagsfeier noch eine kleine Torte brachte, auf der eine brennende Kerze steckte, dann leuchteten mir mindestens sechs ehrliche, glückliche Augen entgegen. Eine Wohltat für die Seele.
    Ähnlich angenehm auch die Kinder der Familie Kraft aus Würzburg. Fünf an der Zahl. Vier Buben und ein Mädel. Zwischen drei und dreizehn Jahren. Wenn sie alle zusammen das Restaurant betreten, erst die Eltern und die Kinder mit den beiden Kindermädchen der Familie artig hinterher, dann ist der Tag hell. Dann scheint die Sonne. Mein Großvater sagte immer: »Kinder soll man sehen, aber nicht hören.« Das ist vielleicht ein bisserl antiquiert, ist aber was dran. Wenn die Kraft-Kinder kommen, dann ist es so. Man sieht sie, aber man hört sie kaum. Die vorausgehenden Eltern legen die Sitzordnung fest. Die Kinder setzen sich so, wie Vater es vorschlägt, ohne zu murren. In ihren Augen kann ich sehen, dass sie über ihren jeweils zugewiesenen Platz nicht unglücklich sind. Keine grimmigen Gesichter. Dieses artige Sitzen sowie das ordentliche Sprechen in ganzen Sätzen, ohne »bitte« und »danke« zu vergessen, hat mich bei den fünf Kindern sehr beeindruckt. Bezaubert.
    Julius, der Älteste, sitzt neben dem Vater. Das ist Erstgeborenenrecht. Dann kommen Ferdinand und Leopold. Der Jüngste, Ludwig, darf bei der Mutter sitzen. Eine zeitlose Frau mit feinen, madonnenhaften Gesichtszügen, strohblondem Naturhaar, völlig unprätentiös. Lediglich Stanzi, das Mädel, darf sich an manchen Tagen selbst aussuchen, neben welchem Kindermädchen sie sitzen will. Meist entscheidet sie sich salomonisch für den Platz zwischen den beiden, in der Hoffnung, vielleicht rechts und links von ihren Tellern naschen zu können (was offiziell nicht erlaubt ist).
    Im Restaurant dürfen die Kinder ausnahmsweise nach Gusto bestellen. Meist nehmen sie ohnehin doch sehr Ähnliches. Nur beim Nachtisch, der gerne aus Eis besteht, wird es komplizierter. Das liegt aber nicht an diesen wohlerzogenen Kindern, sondern an unseren vielen verschiedenen Eissorten. Wenn ich mit den Kindern spreche, fallen mir die Worte von Prinz Asfa-Wossen Asserate ein, dem Verfasser des Buches Manieren , den ich auch persönlich kennenlernen durfte: »Alle Manieren beginnen im Familienkreis …, weswegen die Familie eine einzigartige, im Leben nicht wiederkehrende Gelegenheit darstellt, Selbstachtung, Distanz und Respekt anhand der Manieren zu erproben.« Wer aus einer guten Kinderstube in die Welt hinaustritt, der hat es leichter in der Welt. Da ist eine Menge dran. Ich bin überzeugt, dass diese Worte auch in unser etwas rüpelhaft gewordenen heutigen Benimmwelt durchaus noch Gültigkeit haben. Bitte mehr davon!
    Es war in der Adventszeit. Die Krafts waren wieder mit den Kindern

Weitere Kostenlose Bücher