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Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Titel: Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Nährig
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erinnern. Ein Sonntag in den frühen achtziger Jahren. Es war Sommer. Urlaubszeit. Meine Kollegen unterhielten sich darüber, was sie in den Ferien machen würden, und ein Mitarbeiter fragte mich, wann denn ich meinen Urlaub antrete. »Ab morgen«, sagte ich, »habe ich Urlaub und werde für eine Woche nach Salzburg fahren, um etwas von den Festspielen zu hören und zu sehen.«
    Der Baron hatte wohl Teile des Gesprächs mitbekommen. Meine Stimme war zu laut. Beim Verlassen des Restaurants gab er mir die Hand und drückte mir dabei einen kleinen Obolus in die Finger, was er gewöhnlich nicht tat. Dann sagte er – und hier kam das leise Lächeln: »Trinken Sie nach dem Konzert in Salzburg ein Glas Wein auf Ihr und mein Wohl.«
    Das tat ich dann auch mit Genuss und dachte voller Rührung und Wärme an diese angenehmen Gäste. Danke schön!
Hundert Prozent gibt es nicht
    In der Bankenbranche ist es in der heutigen Zeit sicher nicht leicht, sein Lachen zu behalten und auch dann, wenn einem nicht danach zumute ist, Fröhlichkeit an den Tag zu legen. Einer der wenigen Banker, die sämtliche Register dieses Spiels beherrschen, ist Rainer Heydenreich, das eigentliche Gesicht von UBS Hamburg. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Seine herzerfrischende stete Freundlichkeit habe ich als etwas in dieser schnelllebigen, oft rüpeligen Zeit sehr Wohltuendes geschätzt und geliebt.
    Beim Betreten des Grills fällt angenehm seine Retrobrille auf, die an Zeiten des Wirtschaftswunders zurückdenken lässt. Sie verleiht dem großen, stattlichen Mann um die fünfzig mit der stets gesunden, natürlichen Bräune eine ehrliche Aura – und hoffentlich auch Durchblick. Das leicht angegraute Haar steht für Erfahrung, Erdung und Bodenhaftung, und es schafft Vertrauen. Sein Gegenüber erkennt sofort: Schein und Sein sprechen hier die gleiche Sprache. Auf die Frage: »War alles in Ordnung und gut?«, kam stets die Antwort: »Ziemlich gut«, begleitet von einem herzhaften, aufrichtigen Lachen. Erfrischend. Hundert Prozent gibt es nicht. Ein Rest Lob bleibt reserviert für die »Supernova«.
    Die Dialoge mit ihm sind von unglaublicher Leichtigkeit. Selbst für Blödeleien ist er sich nicht zu schade; aber mit Tiefgang, keine Schenkelklopfer! Alles ist, was es ist, ohne Camouflage. Solche Gäste sind Raritäten: mit Anspruch, jedoch pflegeleicht oder, wie ich es nenne, »einfach-kompliziert«. Wenn der Mann bei Geldgeschäften denselben lauteren Charakter an den Tag legt, dann habe ich um die Kunden keine Bange.
    Und da ist auch noch eine sehr liebenswerte Gemeinsamkeit zwischen uns: die Liebe zu alten Autos. Nun ja: Ich habe die Liebe und er die Autos. Es ist einzig und allein eine Sache der richtigen Zuordnung.
Paule – Eine Boxskizze
    Ein stürmischer Herbstabend. Seit einer halben Stunde irre ich durch die Elbchaussee. Paule, ein häufiger Gast im Grill und ein begeisterter Boxer, hat mir nicht nur Karten für seinen großen Kampf geschenkt, sondern mich überdies auch in sein Haus eingeladen, zum »Pre-Fight-Warm-up«, bevor er in den Ring steigt. Aufgeregt hat er mir drei verschiedene Hausnummern genannt – leider dreimal die falschen. Die eine Nummer war eine Baustelle, die andere ein Restaurant und die dritte Nummer gab es überhaupt nicht.
    Dann eben direkt zum Boxkampf.
    »Paule! Paule! Paule!«, brüllt der Massenchor. Es hilft nicht.
    Peng, peng, blotsch, bumm!
    Das war die erste Runde. Die hat er überstanden. Von nun an ging’s zu Boden. Die zweite Runde geht souverän an seinen Herausforderer. Daran kann auch die brüllende Meute in den ersten Reihen nichts ändern. Wiewohl die »Boxenluder« ihr Bestes geben. Sie sind zuhauf da, in den schrillsten, auf Hochglanz polierten Outfits. Die Kledasche schwarz, eng, lackähnlich, mit Reißverschlüssen bis nach nirgendwo. Aus den Korsetts quellende Brüste. Doch die helfen Paule auch nicht viel. Die Sprache skandiert, manieriert bis aufgesetzt, von edel und fein bis hin zur Gosse. Dazwischen das wichtig klingende Gebrabbel der Möchtegernpromoter. Mittendrin Paules Frau Roswitha.
    Paule liegt am Boden. Macht keinen Mucks. Stille! Gleichwohl hat er sich mit seinen gut neununddreißig Jahren bestens und tapfer gehalten. Bis zu diesem Kampf jedenfalls. Der Körper in Topform. Jede Stunde Training hat sich bezahlt gemacht. Das lange, rötliche Haar wirr und zerzaust, an den Spitzen noch rötere Blutflecken. Die rechte Pranke seines Gegners hat ihm an der Stirn einen Cut versetzt. Das

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