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Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)

Titel: Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Nährig
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Kellner!
    1985: Ein Hamburger Kaufmann. Elegante Erscheinung. Jahrelanger Stammgast. Maßanzug vom besten Schneider der Stadt. Im Gilet des Anzugs – in Deutschland sagt man Weste dazu – eine goldene Uhrkette von links nach rechts. Das blütenweiße Hemd mit Tabkragen wird durch eine Krawatte in Hamburger Blau komplettiert. Er kommt zum Empfangspult des Oberkellners und sagt laut: »Mein Tisch, mein Wein, mein Kellner!«
    Das kann man so und so empfinden. Die Zeit der Domestiken war 1985 noch nicht vorbei. Ich nahm es als Kompliment.



Begegnungen mit großen Namen und Menschen I
    Es ist kaum zu glauben, was jeder Mensch glaubt, was er für ein Mensch ist!
    Johann Nepomuk Nestroy
Sir Peter Ustinov – Waschen Sie doch einen Elefanten
    Durch meine langjährige Tätigkeit in einem so renommierten Haus wie dem Vier Jahreszeiten hatte ich das Glück und die Ehre, die Bekanntschaft vieler mehr oder weniger bedeutender Persönlichkeiten aus allen Bereichen von Kultur, Politik und Zeitgeschehen zu machen. Das waren häufig sehr anregende Erfahrungen, an die ich gerne zurückdenke.
    Zu den Menschen, die bei mir einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen haben, gehört auch Weltenbürger und »Universalgenie« Peter Ustinov. Zum ersten Mal bin ich ihm während meiner Wiener Zeit im Nobelrestaurant zu den »Drei Husaren« begegnet. Als ich dann 1976 nach Hamburg kam, traf ich ihn im Hotel Vier Jahreszeiten wieder, wo er Stammgast war. Sogar eine Suite heißt heute nach ihm: die Sir Peter Ustinov Suite. Wenn Sir Peter den Grill betrat und mich sah, dann begrüßte er mich mit dem Titel »Exzellenz«. Er wusste, dass man in Wien großen Wert auf Titel legt.
    Einmal kam er mit einer jungen Journalistin in den Grill, um zu Mittag zu essen und dabei ein Interview zu geben. Nachdem er mich mit »Exzellenz« begrüßt hatte, ließ er, noch während ich ihn zu seinem Tisch begleitete, gleich eine ganze Reihe verbaler Kunststücke aus sich heraussprudeln, indem er französische Politiker imitierte. Dies beeindruckte die junge Dame so sehr, dass sie beim Platznehmen ehrfurchtsvoll sagte: »Sir Peter, diese Stimmen, die Sie machen, diese Töne, man möchte fast nicht glauben, dass Sie das alles mit dem Mund machen.« Ustinov zuckte kurz mit der rechten Schulter und meinte: »Na, ich hoffe doch.«
    Das Essen sollte serviert werden. Leider war der Tisch mit vielen Papieren und Notizblättern belegt, es war ein sogenanntes Arbeitsessen. Herr Ustinov nahm die an seinem Platz liegenden Blätter und warf sie einfach zu Boden. Dagegen war nichts einzuwenden, nur wie sollte ich nun servieren, wie den Teller an seinen Platz setzen? Ich musste, um an den Tisch zu gelangen, mit einem großen Schritt über die am Boden liegenden Blätter steigen. Was ich auch tat. Sir Peter sieht das, schaut mich regelrecht dankend an und sagt: »Herr Nährig, soeben haben Sie meine Schriften übersetzt.«
    Als einmal das Gespräch auf Ehrungen und Orden kam, erzählte er mir Folgendes. Eines Sonntagnachmittags hatte sich der Gemeinderat aus seinem Wohnort in der Nähe des Genfer Sees zu einem Besuch bei ihm angemeldet. Nach einer kurzen Präambel eröffnete ihm einer der Herrn, man habe beschlossen, nachdem die Ansässigkeit seiner berühmten Person dem Ort Glanz und eine gewisse Popularität gebracht habe, ihm, dem Künstler, eine Straße zu widmen. Ustinov hörte interessiert zu, schüttelte dann bescheiden den Kopf und sagte: »Lassen Sie das mit der Straße, ein Haus würd’ mir genügen.«
    In den neunziger Jahren gab Peter Ustinov eine »One Man Show« in der Musikhalle. Heute heißt sie Laeiszhalle. Tout Hamburg hatte sich Karten für den Auftritt besorgt. Ein epochales Ereignis. Zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar hatte auch der Logistik-Unternehmer Thomas Hoyer die Show besucht und für danach einen Tisch im Grill reserviert. Bei seinem Reservierungsanruf bat mich Herr Hoyer eindringlich um einen Platz in der Nähe von Peter Ustinov, für den Fall, dass auch er nach der Vorstellung zum Essen kommen sollte. Da ich wusste, wo Ustinov gerne saß, konnte ich das gut einrichten. Ja, Sir Peter kam tatsächlich nach der Vorstellung in den Grill und saß nun genau neben den Hoyers, die sich gleich für den wunderschönen Abend und für die herrliche Show bedankten.
    Thomas Hoyers Frau ist Australierin, und aus welchem Grund auch immer verstanden sich Penelope Hoyer und Peter Ustinov auf Anhieb. Als Penelope auf Peters Stuhllehne saß,

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