Gerris Freunde als Detektive
schnappte immer noch nach Luft. „Ich brauch’ jetzt erst mal ein Glas Wasser“, sagte er. Und dann trank er drei Gläser Wasser hintereinander leer.
Erwartungsvoll standen die andern um ihn herum und schauten ungeduldig zu, wie das Wasser glucksend durch seine Kehle rann.
„So, jetzt geht’s besser“, sagte Max und wischte sich mit seinem Ärmel über den Mund. „Also: die haben mich für einen Dieb gehalten. Ich soll was geklaut haben. Geld, oder weiß der Teufel, was. Alles nur, wegen so einer Wuschelhaarigen.“
„Wieso denn geklaut? Was denn für eine Wuschelhaarige?“ fragte Martin. „Kannst du dich vielleicht mal deutlicher ausdrücken? Bis jetzt verstehe ich nur Wiesenschaumkraut.“
„Nach so einer Hetzjagd soll man noch logisch denken!“ Max runzelte die Stirn so heftig, daß man förmlich sehen konnte, wie er seine Gedanken sammelte. „Das war so: Auf dem Jahrmarkt in Völlendorf gab’s wirklich einen Uhrenhändler.“
Die Freunde schossen von ihren Stühlen hoch.
„Was?“
„Wirklich?“
„Hast du ihn erwischt?“
Max zuckte mit den Schultern. „Keine voreilige Begeisterung, bitte. Es war nämlich eine Frau, eine Uhrenhändlerin.“
„Ach so“, machte Hubert enttäuscht, und Gerri schaute wieder ganz hoffnungslos drein.
„Ich verstehe aber immer noch nicht, was das mit der Polizei zu tun hat“, sagte Martin.
„Das kommt alles der Reihe nach. — Es war also eine Uhrenhändlerin. Aber ich wollte auf Nummer Sicher gehen. Vielleicht hat sich der Kerl als Frau verkleidet, hab’ ich mir gesagt. Ich also immer um den Wagen herumgepirscht. Wenn sie ein Mann ist, sind die langen Haare falsch, hab’ ich mir gesagt. Dann trägt sie eine Perücke, und wenn’s eine Perücke ist, geht sie ab, wenn man daran zupft. Na, und da hab’ ich halt gezupft. Lange wuschelige Haare waren das. — Leider saßen sie fest. Aber das Geld, das sie in der Hand hatte, saß nicht fest, das ist in den Sand gerollt. Sie ist nämlich ein bißchen erschrocken, wie ich so gezupft habe. Natürlich hab’ ich ziemlich hingelangt. Perücke oder nicht — war ja wichtig.
Jedenfalls ist sie zusammengezuckt, das Geld rollte weg, und dann hat sie geschrien. ,Hilfe, Diebe, mein Geld, meine Ware’ oder so ähnlich. Da hab’ ich mein Rad genommen und bin getürmt. Die Völlendorf er mit ihrem Polizisten hinter mir her. Zum Glück waren sie nicht motorisiert. Ich habe ein paar Haken geschlagen, und bei der zweiten Kreuzung hab’ ich sie abgehängt. — Das war’s.“
„Ein Jammer, daß es keine Perücke war“, sagte Martin. „Immerhin, Max hat wie ein echter Detektiv gearbeitet. Daß es kein verkleideter Mann war, dazu kann er nichts.“
„Ja, aber wie wird es denn jetzt weitergehen?“ fragte Gerri.
„Jetzt warten wir auf Lotte.“
„Und wenn die auch nichts bringt?“ Darauf wußte allerdings keiner der Freunde eine Antwort. Betreten standen sie herum und schwiegen. Und weil keiner mehr etwas sagte, wurde es plötzlich bedrückend still im Zimmer. „Wir könnten vielleicht ,Mensch ärgere dich nicht’ spielen“, schlug Max zögernd vor. Die andern stimmten eifrig zu. Es war besser, irgend etwas zu tun, als nur so dazusitzen.
Gerri holte das Spiel, und jeder wählte seine Farbe. Als sie die dritte Runde würfelten, klappte die Haustür.
„Jetzt!“ schrie Max, und alle rannten ins Treppenhaus.
Lotte sprang mit vier Sätzen die Treppe hinauf. Max und Hubert zogen sie in Gerris Zimmer. Die Luft war dick vor Erwartung, als Lotte langsam in die Runde schaute.
„Schnauft mal tief!“ sagte sie dann. „Ich hab’ ihn.“
Obwohl alle insgeheim erwartet hatten, daß Lotte etwas bringen würde, standen sie jetzt wie vom Donner gerührt. Einen Augenblick lang war es totenstill, aber dann brach ein ungeheures Getöse los. Mit Indianergeheul umtanzten sie Lotte und schrien im Takt:
„Sie hat ihn, hat ihn, hat ihn!
Sie hat ihn, hat ihn, hat ihn!“
Martin machte der Aufführung schließlich ein Ende: „Jetzt laßt Lotte doch mal erzählen! — Der Uhrenhändler ist also wirklich ein Zigeuner?“
„Nein“, sagte Lotte, „ein Zigeuner ist er nicht, aber das Zigeunerlager war richtig. Zuerst war’s gar nicht so einfach. Die sind sehr mißtrauisch, wenn Fremde kommen. Da habe ich mir einen Zigeunerjungen gekeilt, so ungefähr in unserem Alter. Dem gefiel mein Fahrrad, das wollte er unbedingt haben. Aber dann war er auch mit einem Vierfarbenstift zufrieden.“
„Dieser Zigeunerjunge kannte
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