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Gerris Freunde als Detektive

Gerris Freunde als Detektive

Titel: Gerris Freunde als Detektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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den Uhrenhändler?“ wollte Martin wissen.
    „Keine Spur. Der hat nie was gehört von einem Uhrenhändler, aber...“ Hier machte Lotte eine bedeutungsvolle Pause und sagte dann in die allgemeine Spannung hinein: „...zu seiner Urgroßtante hat er mich geführt, zu einem runzligen alten Zigeunerweib — und sie kann Kartens chlagen.“
    Kartenschlagen! Was sollte das? Die Freunde schauten Lotte ratlos an. Max faßte sich als erster: „Du bist wohl übergeschnappt. Kartenschlagen. Glaubst du denn an so einen Schmarren?“
    Lotte war ihrer Sache sicher. „Wartet nur ab“, sagte sie, und dann machte sie große Gesten wie ein Zauberkünstler, der ein Kartenspiel in den Händen hält, es mischt und auflegt. „Also, die Alte fängt an mit ihren Karten, und dabei murmelt sie so vor sich hin ,Schippenkenig ... Karrobube... Krreizbube...’, und dann sagt sie zu mir: ,Wohnt ein reicher Mann in Stadt, was hat großes Garten. Mußt du gehn in Garten seiniges, wirst du wissen alles.’ —“

    Lotte hatte großes Talent, Leute nachzuahmen, und den Tonfall der alten Zigeunerin hatte sie genau getroffen. Die Freunde brüllten vor Begeisterung.
    „Schippenkenig, Kreizbube!“
    „Garten seiniges!“
    Aber Lotte sagte: „Lacht nicht. Das ist eine Wahrsagerin. — Hört jetzt mal gut zu: Ein reicher Mann mit einem großen Garten.
    Wer könnte das sein? Überlegt mal!“ Die Jungen rätselten herum, und Lotte beantwortete ihre Frage schließlich selbst: „Reicher Mann mit großem Garten — das kann nur der Herr Pfefferkorn sein, hab ich mir gedacht.“
    „Der reiche Pfefferkorn? Was hat der denn damit zu tun?“
    „Das kommt gleich. — Ich mußte der Wahrsagung auf jeden Fall nachgehen, und die führte zum reichen Herrn Pfefferkorn. Ich also hin in Garten seiniges und bei den Obstbäumen über die Mauer. Die Tour kenne ich vom Kirschenklauen.
    Kaum bin ich da, höre ich Schritte und Stimmen. Ich ‘rauf auf den nächsten Baum, und da kommen auch schon zwei daher; die beiden Diener vom Herrn Pfefferkorn. Unter meinem Baum sind sie stehengeblieben. Der eine hat geredet, der andere hat immer nur zugehört. Er hat gesagt, daß der reiche Herr Pfefferkorn nicht mehr schlafen kann, weil er immer an sein Geld denkt. Er kann also nicht mehr schlafen.

    Aber Schlaftabletten will er nicht nehmen, weil er Angst hat, daß er sich damit vergiftet. Er will einen echten, richtigen Schlaf haben. Dafür würde er viel Geld bezahlen, hat der Diener gesagt. Und dann hat er gesagt, daß ein Uhrenhändler gekommen ist, der ihm einen Schlaf versprochen hat. Hört ihr — ein Uhrenhändler! Und einen Schlaf will ihm der besorgen. Das heißt, nicht einfach besorgen. Verkaufen natürlich. Der Diener hat etwas von ein paar tausend Mark gesagt, die er dafür verlangt. Merkt ihr was? Das ist doch bestimmt Gerris Schlaf.“
    „Klar“, riefen die andern, „klar ist das Gerris Schlaf.“
    „Erzähl doch weiter“, drängte Max.
    „Dann hat der Diener gesagt, daß er heute abend hin muß zum Uhrenhändler. Und ich weiß auch, wo er wohnt. Er hat eine Hütte in der Heide, nicht weit von der schwarzen Lacke beim Erlenbruch.“
    „Kenn’ ich genau“, nickte Hubert. „Da haben wir immer Eidechsen gefangen.“
    „Stimmt, da ist es“, bestätigte Lotte. „Jetzt haben wir ihn, und jetzt können wir handeln.“
    „Mensch, Lotte“, sagte Hubert mit Bewunderung. „Wie du das gemacht hast! Klasse.“
    In Lottes Augen sah man die Freude über das Lob glimmen, aber sie wollte die andern nicht ausstechen. Deshalb wehrte sie ab: „Na ja, das war ja keine kriminalistische Leistung. Ich hab’ Glück gehabt mit der Zigeuner-Urgroßtante.“
    „Das mit dem Kartenschlagen ist ‘ne Wucht“, sagte Max.
    „Ob’s sowas gibt, oder ob das nur Zufall war?“
    „Kann eigentlich nur Zufall gewesen sein, wenn man’s vernünftig bedenkt“, sagte Lotte. „Aber was ist bei der ganzen Sache schon vernünftig? Seitdem das mit Gerris Schlaf passiert ist, stimmt so einiges nicht mehr.“
    Gerri hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt. Er saß da und wurde abwechselnd blaß und rot. Er wagte kaum an sein Glück zu glauben.Dafür waren die anderen ganz siegesgewiß.
    „Ein paar tausend!“ rief Max ergriffen. „Denkt doch mal, der Kerl verlangt ein paar tausend Mark für Gerris Schlaf, und Gerri hat er nur eine Uhr gegeben. Ein Wucherer ist das, ein Zauberstriezi. Den können wir doch anzeigen.“
    „Jawohl, anzeigen.“
    Martin war wieder einmal der Überlegene.

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