Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006
daß wir abseits stehn bei diesem Ringen!
Wir alten Europäer sehn entgeistert,
wie feurig junges Volk solch Wagnis meistert.
Laßt mich davon ein – ältres – Liedlein singen:
Sternbanner hoch! Kampfhelme gut verschlossen!
USA marschiern mit heißem Jünglingstritt.
Die Rache winkt. Und die wird cool genossen.
Zwar macht der Feind beim Kriegsspiel nicht recht mit -
doch daß ein Krieg wird, ward mit Gott beschlossen:
Wenn keiner schießt, wird halt zurückgeschossen.
ANFANG FEBRUAR. Der amerikanische Außenminister Powell begründet die dringende Notwendigkeit eines amerikanischen Angriffs auf den Irak vor dem UN-Sicherheitsrat. Am 5. Februar erklärt er diesem Gremium, der Irak besitze Massenvernichtungsmittel, die eine Gefahr für den Rest der Menschheit darstellten. »Das sind keine Behauptungen, das sind Tatsachen.« Berichten der UN-Waffeninspekteure, sie hätten bisher keinen Beweis für eine solche Anschuldigung finden können, tritt die amerikanische Regierung mit dem Argument entgegen, dieser Umstand belege lediglich, wie gut die Waffen versteckt seien.
Am 4. April 2004 gibt Powell zu, bei seinen Angaben des Vorjahrs habe er sich auf »zweifelhafte Quellen« gestützt: Es scheine, daß die »besten verfügbaren nachrichtendienstlichen Informationen« nicht »allzu zuverlässig« gewesen seien.
Sonett von der
nie versagenden
Bush – Powell – Rumsfeldschen
Schuldzuweisung
Jedwede Schuld ist jederzeit beweisbar.
Daß jemand beispielsweise lärmen will,
wird durch den Fakt belegt, daß er stets still,
ja direkt unverschämt dezent und leis war.
Denn dadurch, daß der Lärmer ständig leis ist,
versucht der Bastard listig zu verschleiern,
wozu er wirklich zählt. Meint: Zu den Schreiern.
Wofür sein stetes Nichtschrein der Beweis ist.
Denn schriee er, er wär sofort enttarnt.
Draus folgt: Man muß ihm in die Fresse schlagen,
bevor er Laut gibt und die Ruhe stört.
Der Schurke schweigt? Wir haben ihn gewarnt
und jedes Recht, den Lärmer anzuklagen:
Taugt doch als Zeuge jeder, der nichts hört.
ENDE FEBRUAR. Angela Merkel, die Vorsitzende der CDU, besucht die USA und kritisiert in einem Artikel für die »Washington Post« die den Krieg ablehnende Haltung der rot-grünen Regierung. Zuvor bereits, am 8. Februar, hatte sie Präsident Bush und dessen Ministern ihr volles Vertrauen ausgesprochen: »Die Bedrohung durch Saddam Hussein und seine Massenvernichtungswaffen ist real.«
Sonett vom Schwächeln
und Stärkeln
Einst einte den Atlantik helles Lächeln.
Nun liegt der Nato Zukunft ganz im Dunkeln.
Und aus dem State Department hört man's munkeln,
das vormals starke Bündnis sei am Schwächeln.
Gewisse Deutsche wollten nicht mehr buckeln.
Anstatt vereint den Kriegsfall hochzuschaukeln,
versuchten sie dem Bürger vorzugaukeln,
auf deutschem Sonderweg dahinzuzuckeln.
Ist niemand da, mit denen anzubandeln?
O doch. Ein Frauenzimmer sieht man fuchteln,
sie wollt' die Politik der Stärke stärkeln.
Wer die Frau sei? Was sie beweg' zu handeln
nach Mannesart? Hört's, Pazifistenschwuchteln!
Ihr solltet euch den Namen Merkel merkeln!
ANFANG MÄRZ. Dazu aufgefordert, seine ohnehin nicht weitreichenden Al-Samud-Raketen zu zerstören, beginnt der Irak zögernd zwar, doch fristgerecht damit, die beanstandeten Waffen funktionsunfähig zu machen. Es nützt ihm wenig. Kurz darauf wird George W. Bush ein weiteres Ultimatum verkünden, das Saddam Hussein eine Frist von 36 Stunden zum Verlassen des Landes vorschreibt, andernfalls sei der Krieg unvermeidlich.
Sonett vom Gebet des
George W. Bush zu seinem Gott
O Lord! DU siehst den Bastard das verschrotten,
weshalb wir ihn, von DIR bestärkt, verteufeln – :
Läßt DU DEIN Volk an DEINEM Rat verzweifeln,
wird alle Welt den Frieden so vergotten,
Daß nichts mehr läuft: Ganz ungenutzt verrotten
die besten unsrer Waffen. Es verstummen
die schlausten unsrer Köpfe. Sie verdummen
fortan nicht mehr. An ihrer Statt verspotten
Dreist Friedenstauben Falken, die versessen
versuchten jeden Frieden zu verhindern.
O Lord! Wenn ich DICH bitte, zu verbitten,
Dem Krieg das letzte Schlupfloch zu verkitten,
dann deshalb: Die zum Weich-Gott DICH vermindern,
soll'n nicht den Gott des Schlachtens, MICH, vergessen.
ENDE MÄRZ. Pünktlich zum Frühlingsanfang beginnt die amerikanische Luftwaffe die »Shock and Awe« getaufte Bombardierung Bagdads. »Furcht und mit Entsetzen gepaarte Ehrfurcht« soll die Folge eines vom Gegner kaum
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