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Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
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Tiefe zieht.
    3
    Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein.
    Die Deutschen sind stolz auf mich.
    Wie? Der zweite Satz trifft nicht zu?
    Dann stimmt auch der erste nicht!
    Mir san mir
    Wir – hier! -
    wir sind vielleicht
    ein interessanter Haufen!
    Ich komme aus Ichstedt
    Du kommst aus Duderstadt
    Er kommt aus Erfurth
    Sie kommt aus Siegen
    Es kommt aus Essen
    Wir kommen aus Wieren
    Ihr kommt aus Ihringen
    Sie kommen aus Siegburg
    Aber die – iihh! -
    die kommen ja alle
    aus Halle.
    Ein Wort zum »Stöver Frische-Team«
    Was weiß ich vom »Stöver Frische-Team«?
    Nur dies: Daß es existiert.
    Vom fahrenden Zug aus les ich die Schrift,
    die ein Kastenbauwerk verziert.
    Drin werkelt das »Stöver Frische-Team«.
    Doch weshalb? Und womit? Und woran?
    Warum als ein Team? Und was meint hier »frisch«?
    Und wodurch treibt der Stöver sie an?
    Gleichviel! Das frische Stöver-Team
    tut dort Tag für Tag seine Pflicht.
    Darf ich, was es tut, in Zweifel ziehn?
    O nein, Freunde, das darf ich nicht.
    Ich bin weder frisch noch Teil eines Teams,
    ja selbst Stöver war mir Schall und Rauch.
    Bis zum heutigen Tag. Doch jetzt kenne ich ihn
    und sein »Stöver Frische-Team« auch.
    Wohlan denn, Stöver! Wohlauf denn, Team!
    Euch hält der Frischegeist frisch.
    Ich aber such mir welk und verbraucht
    im Bord-Restaurant einen Tisch.
    Rund um Zweiflingen
    »Da endlich! Da flog ein Reiher auf.
    Vom Ufer des Kocher, ein grauer.«
    »Ein Graureiher gar?«
    »Wie kommt Er darauf?
    Der Herr ist ja ganz ein kluger!«
    »Am Waldrand stand Wild. Sein Winterfell
    glühte im Mittagslicht rötlich.«
    »Fress 'n Besen, wenn das nicht Rotwild war!«
    »Chapeau! Euer Scharfsinn ist trefflich!«
    »Dann das Geschwirr. Im kahlen Geäst
    ein Vogelschwarm grün und finkisch.«
    »Ein Grünfinkenschwarm etwan?«
    »Bester Freund!
    Sie sind ja sowas von listig!«
    Läuft alles wie geschmiert
    Neun gut geölte Strophen
    Am Strand tönt oft der Schreckensschrei:
    »Hast du dein Sonnenöl dabei?«
    Doch niemand rätselt aufgeschreckt:
    »Hast du dein Erdöl eingesteckt?«
    Ein Umstand, der uns Menschen lehrt:
    Öl ist nicht Öl. Und umgekehrt.
    Die Erde birgt viel Tonnen Öl.
    Die Sonne nicht so Sonnenöl.
    Das Erdöl spendet Energie.
    Das Sonnenöl reibt Er auf Sie.
    Beziehungsweise Sie auf Ihn.
    Das kostet beide Energien.
    Viel Öle gibts auf dieser Welt.
    Sie kosten nicht nur Kraft. Auch Geld.
    Vom Erdöl lebt der braune Scheich.
    Das Sonnenöl macht Weiße reich.
    Ob Erd-, ob Sonnenöl – sie schlauchen.
    Ein Glück, daß wir kein Mondöl brauchen.
    Alter Wein
    Warm preist ihr mir den alten Wein.
    Wie meinen? frag ich kalt.
    Was soll das sein: Ein alter Wein?
    Bei mir wird Wein nicht alt.
    Bei mir ward manches alt und kalt:
    Kopf, Rücken, Herz und Bein.
    Es schwanden Schönheit und Gestalt.
    Beim Wein muß das nicht sein.
    Was immer auf der Flasche steht,
    ob alt, ob jung der Wein:
    Mit etwas gutem Willen geht
    beim Reinen alles rein.
    Reim und Wein und Zeit
    1970
    Was haben wir nur getrunken,
    damals, anno Siebzig!
    Diesen 1000-Lire-pro-Liter-Wein:
    Ex und hopp! Und man übergibt sich.
    Wie haben wir dennoch gedichtet!
    In den wilden Siebziger Jahren
    hatten wir soo einen Kopf, doch in den waren uns
    Apoll und die Musen gefahren.
    1980
    Was dann kam, ist leicht zu erraten.
    Die schon teureren 80er-Weine
    waren etikettiert, doch die Folge warn nicht
    bess're, gar reinere Reime.
    1990
    Wir tranken uns weiter nach oben,
    zu Brunello und Tignanello.
    Das Leben war wirklich nicht male,
    die Reimkunst weniger bella.
    Mag sein, daß sich Weinpreis und Reimgeist
    im Unendlichen wieder begegnen.
    Bis dahin heißt's: Was zähln schon Reime,
    solang Weine das Abendglück s…ichern.
    Von Spiel zu Spiel
    »Der Mensch ist da Mensch, wo er spielt«,
    das trifft's, Herr Schiller. Gut gezielt!
    Vom Vorspiel einmal abgesehn -
    ein Spiel wird erst durch Regeln schön.
    Die – nur ein Beispiel – untersagen,
    sich mit, statt auf dem Brett zu schlagen.
    Und die beim Fußball darauf zielen,
    den Ball nur mit dem Fuß zu spielen.
    Denn Hand- wie Foulspiel öffnen Türen,
    die statt ins End- zum Nachspiel führen.
    Doch stets gilt, daß der Weg das Ziel ist,
    weil nach dem Spiel schon vor dem Spiel ist.
    Koenig Fussball
    Ein Akrostichon-Sonett
verfaßt in der dunklen Zeit
des Schiedsrichterskandals
    Kam einst so stolz daher in Purpurfarben!
    Ohn' allen Makel Szepter, Kugel, Krone.
    Erhobnen Hauptes saß er auf dem Throne
    Nach Herrscherart. Auf seinen Wink

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