Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006
ich einen Tanz bereiten!
Ich und er, einsilbig zum zweiten
Ich hob mich in ein ander Land,
allwo ich ein Gewand erstand.
Er stand ganz nackend vor der Tür,
auf daß er gleich mein Ziel erführ.
Ich machte unbeirrt mein Ding,
indem ich mich am Fluß erging.
Er ging blitznackt an meiner Seit',
da macht' ich mich zum Flug bereit.
Ich scheuchte vom Ballon die Zieg',
worauf ich das Gefährt erstieg.
Er stieg mir nackicht hinterher,
da warn wir dem Ballon zu schwer.
Ich trennt' vom Einkauf mich darob,
worauf sich der Ballon erhob.
Er hob sehr müde seine Hand:
»Da fliegt es hin, unser Gewand.«
Ich dachte an den Kaufbetrag,
bis daß auch ich dem Schlaf erlag.
Er lag am Ziel an meiner Seit:
Das ist der Preis der Freundlichkeit.
Ich und er, zweisilbig
Ich war ein Knab, der Disteln köpfte,
bis mich dies öde Tun erschöpfte.
Er schöpfte Hoffnung, als er mich,
den müd gewordenen, beschlich.
Ich ahnte, daß sich was bewegte,
ohn' daß mich das gleich groß erregte.
Er regte sich im hohen Gras,
in dem ich tiefversunken saß.
Ich streckte mich lang hin und lachte,
da ich mir einen Scherz erdachte.
Er dachte, nun sei's an der Zeit,
und machte sich zum Sprung bereit.
Ich fand, daß die Pointe fehlte,
weshalb ich sie mir rasch erzählte.
Er zählte aufgeregt bis Drei,
dann hieß es: »Auf ihn mit Geschrei!«
Ich gab nicht acht, da ich mich sehnte.
Nach Schlaf – was ich wohl schon erwähnte.
Er wähnte, noch im Sprung, nun sei
ich Opfer seiner Raserei.
Ich blickte auf, weil mir was schwante
und ich den Ankömmling erahnte.
Er ahnte, allerdings zu spät,
daß da was in die Hose geht.
Ich, ob ich innerlich auch lachte,
tat so, als wenn ich grad erwachte.
Er wachte jäh aus seinem Wahn:
»Ich bin ja gar kein Schreckensmann!«
Ich nickte, als ich ihn umarmte
und mich des Unglückswurms erbarmte.
Er barmte mich – mir war längst klar,
daß er doch nur ein Heu schreck war.
Ich und er, dreisilbig
Ich war noch jung. Ich wienerte
fürs Geld, das ich erdienerte.
Er dienerte im gleichen Haus,
doch hängte er den Hausherrn raus.
Ich hörte »Bring mir Fliedertee!«
worauf ich »Gleich!« erwiderte.
Er widerte mich an, indem
er mahnte, daß ich frischen nähm.
Ich brühte auf, er geiferte,
ohn' daß ich mich ereiferte.
Er eiferte mir eilig nach,
was seinem Wunsch nach Tee entsprach.
Ich lachte auf, er wetterte,
als ich den Schrank erkletterte.
Er kletterte mir hinterher,
da goß ich rasch die Kanne leer.
Ich höhnte: »Der verpisste Tee
war's, der dich überlistete!«
Er listete die Schäden auf
und schrie »Ich nehm nur Geld in Kauf!«
Ich schrie zurück, er schuldete
mir Moos für das Erduldete.
Er duldete kein Widerwort:
Da machte ich mich pfeifend fort.
Flache Lache
ODER
Die Sache mit dem S
ODER
Der Sachse
Das sei sone Sache,
sagte der Sachse.
Er halte hier Wache,
ob der Fischbestand wachse.
Forellen im Bache,
er fangse und backse -
das sei keine Mache:
»Ich gennse und magse.«
Doch sei er vom Fache,
weshalb er jetzt faxe:
»Solch flache Lache
ist nichts für Lachse.«
Hund bei Nacht
Was wohl der Hund bei Nacht denkt?
Worüber er wohl nachdenkt?
Darüber, daß er Wacht hält?
Was, wenn ihn das nicht wach hält?
Schluckt ihn des Traumes Schacht dann?
Sagt der dem Denken Schach an?
Ob er verschlafen »Acht« greint,
wobei der Hund schlicht »Ach« meint?
Knabberwix
Gute Vorsätze
Frage nicht: Wie soll das enden?
Tu etwas mit deinen Händen!
Sage gleich nach dem Erwachen:
Heute werd ich etwas machen!
Klage nicht: Nichts klappt auf Erden!
Leb im Glauben: Wird schon werden!
Wage frisch: Dann wirst du's schaffen,
deinen Chef dahinzuraffen.
Trage keine Reu im Herzen:
Der Verlust ist zu verschmerzen!
Walderkenntnis
Ein Männlein steht im Walde
ganz still und stumm.
Wenn ich es nicht umfahre,
dann fahre ich es um.
Mächtig was los
Auf einem Baum, blattlos
Sitzt ein Vogel, federlos
Singt ein Lied, tonlos
Hörts ein Mann, haarlos
Fragt seine Frau, hirnlos
»Sagma – wasn hier los?«
Herbstgedicht
Au, sagt der Karl,
der Gust wird gut.
O, meint der Max,
auch der Ktober.
No, brummt der Heinz,
und der Vember erst.
Noch mal dasselbe, Herr Ober!
i a e o u
Man schätzt den Wickeltisch zu recht,
denn ohne wickelt es sich schlecht.
Der Wackeltisch ist unbeliebt,
was nicht heißt, daß es ihn nicht gibt.
Die Weckel-, Wockel-, Wuckeltische
entbehren noch der Daseinsnische.
Welt der Wunder
Unsre Welt ist
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