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Gesammelte Wanderabenteuer

Titel: Gesammelte Wanderabenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Andrack
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Das Ding war sensationell. Ich konnte mich gemütlich hinlegen, die Beine entspannen und in die Ferne schauen. Das war in der Tat etwas für die Sinne.
    Ergonomische Wanderliege
    Später sah ich auch Zweierliegen, auf denen sich ein Wanderpärchen aneinander geschmiegt dem Naturgenuss hingeben kann. Für die Wanderliege allein lohnt es sich, dem Rothaarsteig einen Besuch abzustatten.
     
    Den Kamm entlang führte der Weg nun in einen dichten Tannenwald. Durch die Tannen brach sich die Frühlingssonne in Streifen ihren Weg. Aber waren das überhaupt Tannen? Wahrscheinlich waren es eher Fichten, denn im deutschen Wald wimmelt es von Fichten, weil sie rasch wachsen und sich damit für die Forstwirtschaft schneller lohnen. Vom ökologischen Standpunkt ist von der Fichtenmonokultur eher abzuraten, |71| da Fichten flache Wurzeln haben und leicht von Sturm, Lawine und Wassermassen umgeknickt werden. Ich wusste zumindest, dass ich durch einen Nadelwald ging. Da federt jeder Schritt leicht nach. Wenn der Untergrund weich, gelenkschonend und nadelig ist, gehe ich durch Nadelwald. Den Laubwald erkenne ich am Rascheln bei trockenem Wetter und am schmatzenden Geräusch der feuchten Blätter bei Regen. Die einzigen Bäume, die ich sofort ausmachen kann, sind Birken und Eichen. Birken sind für mich wegen ihrer weiß-schwarzen Musterung die Schimmel unter den Bäumen. Alte Eichen bestimme ich anhand des Baumumfangs. Je größer der Umfang, umso eher handelt es sich um eine Eiche. Ganz sicher und froh bin ich, wenn an einer Eiche ein Schild angebracht ist, das den Baum als alte Eiche ausweist.
    Die Anschaffung eines Baumbestimmungsbuchs hat sich als sinnlos erwiesen, da ich nie darin gelesen habe.
    Waldlehrpfade sind eigentlich für Menschen wie mich eingerichtet worden. Sie erklären auf Täfelchen mit lateinischen Namen die exotischen Baumarten, die aus fernen Ländern in die deutschen Mittelgebirge verschleppt wurden. Aber Wanderlehrpfade sind unpraktisch. Sie hemmen den Wanderfluss und bieten viel zu viele Informationen, die mir meist nach wenigen Metern schon entfallen sind.
     
    Im Nadelwald traf ich auf einen älteren Wanderer. Er hatte sich dick in einen Schal eingewickelt und trug einen braunen Filzhut mit rotem Zierband. Er blieb stehen und stützte sich auf seine zwei Wanderstöcke. Sofort fing er ein Gespräch über mein Wanderziel an. |72| Das ist meist die erste Frage, wenn sich zwei Wanderer begegnen: »Wohin soll’s denn gehen?« Ich bin es gewohnt, wenn ich mein Ziel nenne, ein bewunderndes oder ungläubiges »Was, so weit?« zu hören. Doch dieser Wanderfreund war von meinem Tagesziel Lützel, das noch 30 Kilometer entfernt war, nicht beeindruckt. »Ach Lützel, das kommt ja bald.« Hatte er mich einfach akustisch nicht verstanden?
    Während wir uns unterhielten, näherte sich auch seine Frau, die anscheinend seinem Tempo nicht hatte folgen können. Sie trug eine leuchtend orange Steppjacke. Gemeinsam klärten sie mich über die Quellen auf, die mich auf meiner heutigen Wanderschaft erwarteten: Die Dill- und Siegquelle wären schön eingefasst, aber Lahn- und Ederquelle, na ja, das wäre Geschmackssache. Ihr Geschmack war es nicht, wie ich deutlich ihrem Gesichtsausdruck ablesen konnte.
    Die beiden kamen dem Dialekt nach aus der Gegend, mundartlich also zwischen Herbert Knebel und Jürgen von der Lippe. Sie kannten sich wirklich gut aus und waren diesen Weg schon seit Jahrzehnten gegangen, auch als der noch nicht »Rothaarsteig« hieß und ein Weg der Sinne war. Sie hielten nicht viel von dem ganzen Getue rund ums »Neue Wandern«. Ein wenig hilflos stand ich mit den beiden rum und hörte zu. Ich wollte weiterwandern. Doch die beiden redeten einfach ohne Unterbrechung und waren inzwischen bei der Wanderkunst angelangt, die extra für den »Weg der Sinne« aufgestellt worden war. Ob ich das schon gesehen hätte? Hatte ich nicht. Das wäre doch furchtbar. Kurz vor Winterberg befänden sich einige Skulpturen, die merkwürdige Titel wie »Kein leichtes Spiel« und »Stein-Zeit-Mensch |73| « hätten. Vor allem der »Stein« wäre grauenhaft. Ob ich den nicht schon einmal gesehen hätte? Hatte ich nicht. Einfach furchtbar. Und der Künstler? Ob ich denn wisse, wo der Künstler wohnen würde? Der wohne in Paris und würde sich ins Fäustchen lachen über die Schweinekohle, die er für diesen Mist mitten im Sauerland bekommen habe.
    Ich bedankte mich für die Informationen und wünschte den beiden noch einen schönen

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