Gesammelte Wanderabenteuer
ehemalige SPD-Vorsitzende mit der Vorliebe für Swimmingpools zur Schule und wurde in jungen Jahren in den Stadtrat gewählt. Noch heute ist der Wahlkreis Rhein-Lahn der Stammwahlkreis von Rudolf Scharping.
Von dem Lahnwasser habe ich nichts getrunken, da es in dem Quelltümpel ziemlich brackig aussah.
Entgegen der eigenen Philosophie, den Sinnenfreuden und dem »Neuen Wandern« führt der Rothaarsteig nach der Lahnquelle auf eine Asphaltstraße, die den Status |82| einer Landstraße hat. Dass diese Landstraße auch gleichzeitig Wanderweg ist, hielt die ortsansässige Jugend nicht davon ab, mit mindestens 100 Stundenkilometern an mir vorbeizurasen.
Ich war froh, als der Rothaarsteig in den Wald schwenkte. Ich wollte noch mehr Quellen sehen. Ich wollte Quellenexperte werden. Und die Quellen sprudelten jetzt wirklich im Minutentakt: Erst kam die Ilmquelle, dann die Siegquelle und schließlich die Ederquelle. Die Ilm ist auf keinen Fall mit der thüringischen Ilm zu verwechseln, die der Stadt Ilmenau ihren Namen gab, die Ilm, die durch Weimar fließt und später in die Saale mündet. Nein, diese Ilm war das nicht. Aber auch nicht die Ilm, die zwischen Ingolstadt und Regensburg in die Donau fließt. Diese Ilm quillt hier auch nicht aus dem Berg. Es war die Rothaar-Ilm, die schon ziemlich bald in der Lahn aufgeht.
Warum haben so viele Flüsse gleiche Namen? Die neuere Sprachforschung geht davon aus, dass fast alle Flussnamen Europas über 10.000 Jahre alt sind und einer baskischen Ursprache entstammen. Das Indogermanische hat sich erst später verbreiten können. Vor 10.000 Jahren kannte man keine Eigennamen für Flüsse. Da hieß der Fluss Fluss und der Berg Berg und das Tal Tal. Daher, so diese These, gibt es Namensverwandtschaften zwischen dem spanischen Ebro und dem bayrischen Ebersbach. Der Ebro könnte durch Sprachmutationen aber auch mit der Eder verwandt sein. All das heißt Fluss. Genauso verwandt sind Flüsse mit den Bestandteilen il-, el- und al-. Alle drei Ilms, die Iller, die Elz und die Aller entstammen dem gleichen Wortstamm. Es handelt sich eben um Flüsse, und daher heißen sie auch so.
|83| Nach der Ilmquelle kam die Siegquelle. Und zwischen Sieg- und Ederquelle machte ich kurz Rast auf einem der ergonomischen Wandersofas und genoss die Sonne. Die Aussicht auf die Talmulde war herrlich, und die Ritter-Sport-Trauben-Nuss-Schokolade schmeckte ausgezeichnet, obwohl sie nicht meine Lieblings-Ritter-Sport-Sorte ist. Aber im Süßigkeiten-Automaten am Bahnhof von Siegen war die Sorte gerade vorne. Das hat mich schon am Süßigkeiten-Automaten der Harald Schmidt Show genervt. Im Fach für Mars sind nur Mars. Im Fach von Duplo sind nur Duplo. Aber im Ritter-Sport-Fach sind verschiedene Sorten. Die guten wie Marzipan, Haselnuss und Nougat, und die, die ich nicht mag. Und meistens steht vorne eben eine Sorte, die ich nicht so mag.
Mir fiel auf, dass es auf den neu eingerichteten Rast- und Ruheplätzen des Rothaarsteigs keine Abfalleimer gab. Auf der Internetseite des Rothaarsteigs wird darauf hingewiesen, dass es zur Philosophie gehöre, dass jeder Wanderer seinen Müll selber wieder mitnehme und entsorge. Und das ist auch gut so. Ich habe mich sowieso immer gefragt, wer bitte schön die Mülleimer an den einsamsten Wanderwegen leert. Scheinbar wissen das die Verantwortlichen auch nicht, weswegen viele Körbe an Rastplätzen auch von Bierdosen und fettigen Brotpapieren überquellen.
Wenige Minuten nach meiner kurzen Rast erreichte ich die Ederquelle. Wie die Siegquelle und die Dillquelle hatte man in den 70er Jahren die Ederquelle nach dem Geschmack der Zeit eingefasst. Das sah ordentlich aus, war sauber und leicht zu pflegen. So wie eine schöne Klinkerwand an der Hausfassade. 1991 wurde dann diese |84| Einfassung zugunsten einer naturbelasseneren Variante wieder entfernt. Um etwas über die Ederquelle zu erfahren, musste ich einer Schautafel vertrauen. Sehen konnte ich kaum etwas, da ein Geländer den Zutritt versperrte und man nur ein paar Sträucher und eine größere Pfütze erkennen konnte. So wie es jetzt ist, das erzählte mir die Schautafel, ist alles ganz prima für die Natur. Ohne Mauern und Einfassung hat sich die für eine Quelle typische Flora und Fauna wieder ausgebreitet. Es handelt sich um verschiedene Pflanzen und Tiere. Die Namen habe ich natürlich sofort wieder vergessen, aber ich hatte das gute Gefühl, eine politisch korrekte Quelle gesehen zu
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