Gesammelte Wanderabenteuer
das überhaupt kein Problem, versicherte der junge Mann aus Dresden. Dieses Felsenbett nennt man in Sachsen »Boofe«.
Victor und ich beschlossen, bei unserem nächsten |136| Besuch in der Sächsischen Schweiz auch einmal in einer Boofe zu übernachten.
Zehn Minuten nach der Abfahrt in Schmilka waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt. Das ist das Phantastische an diesem Wandergebiet. Auf kompaktem Raum gibt es zahlreiche traumhafte und abwechslungsreiche Touren. Stets ist man schnell wieder an seinem Ausgangspunkt, ob in Bad Schandau oder im Kurort Rathen unterhalb der Bastei. Eine ganz klare Eins mit Sternchen für die Sächsische Schweiz.
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Wegstrecke:
14 Kilometer
Wanderzeit brutto:
4 Stunden, 35 Minuten
Wanderzeit netto:
3 Stunden, 33 Minuten
WDG:
3,94 km/h
Autokennzeichen:
Innerhalb von PIR (Pirna)
Wanderkarte:
GeoMap, Nationalpark Sächsische Schweiz/ Böhmische Schweiz – Elbsandsteingebirge, 1:30.000
(Sehr merkwürdiger Maßstab. Auf meinem Messrädchen gibt es diesen Maßstab nicht. Ich musste die Strecke mit dem Maßstab 1:300.000 vermessen und das Ergebnis dann durch 10 teilen. Na ja, es gibt Schlimmeres.)
Das Bier der Region:
Radeberger Pilsener
Höchster Punkt der Wanderung:
556 m (Großer Winterberg)
Niedrigster Punkt der Wanderung:
124 m (Bad Schandau)
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Böhmische Schweiz
|139| Flüssige Wanderwege
Durch die Böhmische Schweiz von Hrensko nach Hrensko
Mai 2004
Der ZDF-Wetterbericht im Morgenmagazin hatte für ganz Deutschland regnerisches Wetter gemeldet. Für ganz Deutschland? Nein: »Sonnig im äußersten Osten des Landes«, und wir waren im äußersten Osten und wollten das befreundete EU-Ausland erforschen. Gebirge und tolle Wandergebiete machen nun mal vor Staatsgrenzen nicht Halt. Das Hohe Venn verbindet die nördliche Eifel und das südliche Belgien. Im deutsch-luxemburgischen Naturpark verschmelzen die Luxemburgische Schweiz und die Eifel. (Es gibt ganz schön viele »Schweizen« außerhalb der Schweiz. Die lustigste ist die Holsteinische Schweiz mit dem 168 Meter hohen Berggiganten Bungsberg.) Der Bayrische Wald geht nahtlos in den Böhmerwald über, und das Erzgebirge verbindet Deutschland und Tschechien. Geologisch gesehen ist die Böhmische Schweiz eindeutig die Fortsetzung der Sächsischen Schweiz. Und wenn man schon einmal in dieser Ecke ist, sollte man die Tour durch die Edmundsklamm und am Prebischtor vorbei unter keinen Umständen auslassen.
Vom Parkhotel fuhren wir mit dem Taxi zum Bahnhof von Bad Schandau. Dort verstauten wir die größeren |140| Gepäckstücke in einem der acht Schließfächer und nahmen nur einen Wanderrucksack mit. Eine S-Bahn fährt in einer Viertelstunde nach Schöna, der letzten Haltestelle vor der tschechischen Grenze. Schöna besteht aus ungefähr drei bis vier Häusern. Eigentlich ist es nur eine S-Bahn-Endhaltestelle und eine Fährstation. Direkt gegenüber der S-Bahn-Station fängt bereits Tschechien an. Wir mussten nur mit dem »grenzüberschreitenden Fährverkehr Schöna-Hrensko« die Elbe überqueren. Auf dem Boot fiel Victor ein, dass er seinen Pass in seiner Tasche im Schließfach vergessen hatte. Er wurde bleich. Die geplante Tour heute konnten wir vergessen.
Die tschechische Grenze mit ihren durch Stäbe eingefassten Sicherheitsschleusen kam immer näher. Allein: Es war kein Grenzbeamter zu sehen. Unkontrolliert betraten wir tschechischen Boden. Phantastisch. Die Tschechische Republik war zwar seit fünf Tagen EU-Mitglied, aber noch nicht dem Schengener Abkommen des kontrolllosen Grenzverkehrs beigetreten. Wir waren auf jeden Fall drin.
Der erste Ort auf tschechischer Seite heißt Hrensko, früher auch Herrnskretschen. In Hrensko lebt vermutlich kein Tscheche mehr. Auf der Straße waren nur Vietnamesen zu sehen, die entlang der einzigen nennenswerten Straße Trikots von Beckham, Zidane, Ronaldo und Konsorten, T-Shirts von S.Oliver und ähnlichen, Getränke, Schuhe, Deutsche-Volksmusik-CDs, Körbe, Jeans und so weiter zum Kauf anboten. An allen Ständen lag das gleiche Zeug. Im Internet fand ich die Bezeichnung »Ho-Chi-Minh-Pfad«.
Nach dem »Ho-Chi-Minh-Pfad« begann rechts die |141| legendäre Edmundsklamm, ein ausschließlicher Wanderweg. Zwei nervende Radfahrer, ein mittelaltes deutsches Paar, überholten uns dreimal. Nach jedem Überholvorgang schauten sie fünf Minuten auf die Karte, obwohl es hier nirgendwo eine Wege-Alternative gab. Während jedes Kartenstudiums überholten wiederum
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