Gesammelte Wanderabenteuer
fettigen Naturfreundeteller sollte sich Victor auch drei Tage später noch nicht erholt haben.
Am nächsten Morgen beglichen wir unsere Rechnung: 16,60 Euro für eine Übernachtung inklusive eines wirklich tollen Frühstücksbuffets war ein Preis, der in Deutschland |262| 2006 schwerlich zu toppen war. Wir mussten noch eine Stunde zum Bahnhof in Schopp wandern (Achtung, der alte Haltepunkt Karlstal existiert nicht mehr). Da wir die Wege wegen der Glätte mehr entlangrutschten als -gingen, erreichten wir nur äußerst knapp im Laufschritt unseren Zug Richtung Kaiserslautern.
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Nur eine Ortsdurchfahrt, kein Kommentar zum Pfälzer Wald
|262| Wer den Saumagen liebt und die Wälder, den Saumagen-Kräuterlikör und die Wälder, der ist im Pfälzer Wald genau richtig. Das ist es, was ich über den Pfälzer Wald schreiben kann, und auch Victor war am Ende mit diesem Mittelgebirge versöhnt, schließlich waren die Naturfreundehäuser eine richtige Entdeckung. Er sollte vielleicht allzu gewagte kulinarische Mutproben unterlassen. Und: Wir konnten unbehelligt von Schergen des Kapitals durch die pfälzischen Wälder streifen. Das war ja nicht immer so gewesen. Und so schmetterten wir ein »Berg frei!« in den kühlen Januar-Himmel. Die Internationale kämpft für das Wanderrecht!
An meiner Wanderwunde an der rechten Ferse habe ich dann noch drei Wochen mit Jodverbänden laboriert, bis endlich alles verkrustet war. Eine knotige Narbe wird mich immer an meine Wanderung im Pfälzer Wald erinnern.
|263| Aufführungslänge
44 Kilometer an zwei Tagen (19 + 25)
Aufführungsdauer
sehr, sehr lang
Programmheft
»Wander- und Radtourenkarte Naturpark Pfälzerwald«, 1:50.000, von Kompass (die schlechteste Wanderkarte, die ich je in meinen Händen gehalten habe); empfehlenswerter sind die 1:25.000er Karten des Landesvermessungsamtes Rheinland-Pfalz. Für die beschriebene Tour braucht man drei Karten: Enkenbach-Alsenborn/Hochspeyer, Lambrecht (Pfalz), Elmstein und Kaiserslautern-Süd.
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Kurkölner Weg
|265| Auf der Suche nach dem Domblick
EIN TRAGIKOMISCHES KAMMERSPIEL
Personen
Die Mutter des Autors
Der Autor
Der Autor als Kind
Viele Vögel und ein Feldhase
Schauplatz ist Kurköln und das Bergische Land, die Zeit Februar 2006.
»Ich mööch zo Foß noh Kölle jonn.« Was habe ich mich schon geärgert, dass ich in Köln wohne und dort gar nicht hingehen kann – wie es sich Willi Ostermann in seinem Lied wünscht. Es befällt einen echten Kölschen wirklich eine Art Rührung, wenn er, aus der Ferne sich seiner Stadt nähernd, endlich wieder den Dom erblickt.
Ein perfekter Zo-Foß-noh-Kölle-jonn-Weg ist der Kurkölner Weg, ein Wanderweg des Sauerländischen Gebirgsvereins. Dieser Weg führt über 153 Kilometer von Meschede im Sauerland über Olpe bis an den Stadtrand von Köln zur Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 9 am Königsforst. Und wenn ich wenig Zeit für größere Touren habe oder eine weite Anreise scheue, wandere ich gern in der Nähe.
Ich erspare mir an dieser Stelle besser den Kalauer, dass die Wanderung auf dem Kurkölner Weg einem Kuraufenthalt |266| entspricht. Der Name Kurköln bezieht sich auf den Kurfürsten, der das entsprechende Gebiet im kleinstaatlich organisierten Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts beherrschte. Das kurkölnische Kerngebiet erstreckte sich auf der linken Rheinseite von Krefeld im Norden bis hinunter zur Ahr. Der Chef von Kurköln bzw. dem Kurfürstentum Köln war der Kölner Kurfürst, klar. Stellen Sie sich aber bitte den Kölner Kurfürsten nicht als feschen Adligen mit gigantisch großem Schloß vor. Der Titel des Kölner Kurfürsten war sozusagen der Nebenjob des Erzbischofs von Köln und beinhaltete das Privileg, mit sechs anderen geistlichen und weltlichen Kollegen den deutschen König zu wählen – zu küren. Schluss mit dem Kuren und Küren war erst 1803, als der Reichsdeputationshauptschluss (dieses Bandwurmwort war immer mein Lieblingsgeschichtsunterrichtswort gewesen) erlassen wurde.
Zu Kurköln gehörte auch das Herzogtum Westfalen. Und der Kurkölner Weg verbindet eben dieses Herzogtum mit dem Gebiet von Kurköln – denn dazwischen lag das rechtsrheinische Herzogtum Berg. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, das Bergische Land hieße Bergisches Land, weil es dort etwas hügeliger wird. Der Name leitet sich vom Herzogtum ab.
Der Kurkölner Weg bildet also einen Transit durch feindliches Gebiet, er ist der Korridor zwischen
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