Gesammelte Wanderabenteuer
Ausflugshotel angesiedelt ist. Ich hatte gesehen, dass Witzbolde beim Ortsschild von Jexmühle bei Honrath das »J« durch ein »S« ersetzt hatten.
Um ehrlich zu sein: Wahrscheinlich werde ich den Kurkölner Weg nicht noch einmal gehen. Habe ich jetzt schon hinter mir. Er gehört zur Kategorie der Einwegwanderwege. Es gab nicht genug Highlights, die eine nochmalige Erwanderung rechtfertigen würden. Aber ich habe schon andere Wege im Auge, die ich in Zukunft in Richtung Köln wandern werde, um dann beim Anblick des Doms in haltloses, sentimentales Schluchzen auszubrechen.
In dieser Beziehung vorbildlich ist das Projekt des Kölner Eifelvereins, der Kölnpfad. Dieser Rundweg soll in einer Schleife von 155 Kilometern rund um die Stadt führen. Toll: Man verliert den Dom (schnäuz!) quasi nie aus den Augen. Ich habe mich für den Job einer der vielen Wegewarte gemeldet. Dann ist endlich Schluss mit meiner Meckerei über mangelhaft markierte Wanderwege, dann habe ich es selbst in der Hand. Auf einem kleinen, circa zehn Kilometer langen Teilstück werde ich als Wegepate die Aufgabe haben, Markierungen anzubringen. Ich werde jeden Baum, Strauch und jede Häuserecke mit dem Zeichen, dem schwarzen Dom auf rot-weißem Grund, vollpflastern. Dann muss ich natürlich auch zweimal im Jahr kontrollieren, ob alle Markierungen noch existieren. Herrlich, endlich ein ehrenamtlicher Job im Dienste der heimischen Wanderkultur!
|275| Aufführungslänge
29 Kilometer
Aufführungsdauer
7 Stunden und 19 Minuten mit einer 10-minütigen Pause
Programmheft
Naturpark Bergisches Land, 1:50.000
|276|
Sächsische Schweiz
|277| Winter an den Affensteinen
EIN DRAMA IN EINEM AKT
Personen
Ein fröstelndes Mädchen
Ihr Begleiter
Zwei Wanderer mit Orangen
Böhmische Raubritter
Schauplatz ist Sachsen, die Zeit März 2005.
Ich hatte mir das so schön vorgestellt: Am Sonntag, dem 6. März, musste ich beruflich nach Dresden, und wenn ich schon mal da war, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um am Tag zuvor in der Sächsischen Schweiz zu wandern. Es sollte meine erste Frühlingswanderung in diesem Jahr werden. Ich weiß, kalendarisch beginnt der Frühling am 21., aber Meteorologen gilt der 1. März als Stichtag. Vom »meteorologischen Frühlingsanfang« zu sprechen zeugt von coolem Kennertum. So wie es auch keine Temperaturen mehr gibt, sondern nur noch »gefühlte Temperaturen«. Wetterkundlich fangen alle Jahreszeiten am 1. an: Der Sommer am 1. Juni, der Herbst am 1. September und der Winter am 1. Dezember. Der 5. März wäre meteorologisch also ganz klar ein Frühlingstag, wenn auch ein sehr früher. Punkt, aus, basta. Am 5. März 2005, als ich durch die Sächsische |278| Schweiz wanderte, war tiefster Winter. Das Flugzeug konnte erst nach einer viertelstündigen Enteisung in Köln abheben. Und in Dresden war es noch kälter. Um genau zu sein: acht Grad unter Null. Und gefühlt minus 18 Grad. Eine absolute und gefühlte Scheißkälte.
Wenn man eine Hitliste der Wanderjahreszeiten aufstellen müsste, stände der Herbst ohne Zweifel ganz oben. Licht und Farben sind herrlich, die Temperaturen liegen zwischen zehn und 20 Grad, und wenn man Glück hat, regnet es nicht so viel wie in einem durchschnittlichen deutschen Sommer. Der Preis für den obersten Wanderjahreszeit-Hitparadenplatz ist hoch: Die Wanderwege sind überfüllt, selten dass man auf wenige Wanderer trifft, und wenn, ist der Weg oft Mist.
Auf dem zweiten Platz liegt der Frühling. Es gibt wie im Herbst angenehm mäßige Temperaturen, die ideal zum Wandern sind; manchmal geht es im Mai schon mal auf vorsommerliche 25 Grad hinauf. Dass die Natur erwacht, alles langsam grün wird und zu blühen anfängt – geschenkt.
Der Sommer schafft es nur auf einen undankbaren Bronzemedaillenplatz. Vielen ist es zum Wandern zu heiß, und sie liegen lieber am Strand. Für mich ist bei schwüler Hitze ein Mittelgebirgswald der angenehmste Ort auf der Welt. Durch die Höhenlage ist die Luft frisch und kühl und nicht stickig wie in den Städten.
Weit abgeschlagen auf dieser Liste liegt der Winter. Es ist kalt, die Wege sind vereist oder verschneit, die Bäume sind kahl. Aber kann man drei bis vier Monate auf sein liebstes Hobby verzichten? Es gibt Hobbyrennradfahrer, die die Rennsaison im Oktober beenden und erst wieder im April auf das Fahrrad steigen. Es gibt Motorradfreunde, die ihr Gefährt in den Wintermonaten abmelden und in der Garage |279| einmotten. Aber es
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