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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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was vorgefallen war, und wollte mich nicht weiter damit aufhalten. Da ich schon des Öfteren im Museum zu tun gehabt hatte, wusste ich, wo der Diensteingang lag. Ich ging also um das Gebäude herum und folgte einer kleinen, schattigen Allee, bis ich zur Pforte kam; sie lag ganz versteckt hinter einer dichten Wand von Rankenpflanzen. Die Tür war breit und niedrig und bestand aus Kunststoff mit Eichenmaserung. Sie war ebenfalls verschlossen. An der Schwelle lief ein Reinigungskyber hin und her und schien hoffnungslos niedergeschlagen: Über Nacht hatte sich der Ärmste fast völlig entladen und jetzt kaum eine Chance, sich im Schatten wieder mit Energie aufzuladen.
    Ich schob ihn mit dem Fuß beiseite und klopfte ärgerlich an die Tür. Von innen ließ sich eine Grabesstimme vernehmen: »Das Museum für Außerirdische Kulturen ist zwecks der Umgestaltung der zentralen Räume für eine neue Ausstellung geschlossen. Haben Sie bitte Verständnis und kommen Sie in einer Woche wieder.«
    »Massaraksch!«, sagte ich laut und blickte mich ein wenig ratlos um.
    Es war niemand zu sehen, nur der Kyber piepste bekümmert zu meinen Füßen. Offensichtlich interessierte er sich für meine Schuhe.

    Ich schob ihn beiseite und klopfte jetzt mit der Faust gegen die Tür.
    »Das Museum für Außerirdische Kulturen …«, setzte die Grabesstimme an, verstummte dann aber plötzlich.
    Die Tür öffnete sich.
    »Na also«, sagte ich und trat ein.
    Der Kyber blieb auf der Schwelle.
    »Was ist?«, sagte ich zu ihm, »komm rein.«
    Aber er wich zurück, als könnte er sich nicht entscheiden, und in dem Moment schlug die Tür wieder zu.
    In den Gängen hing kein besonders starker, dafür aber sehr eigenartiger Geruch. Schon vor längerer Zeit hatte ich festgestellt, dass jedes Museum anders roch. Besonders intensiv war er in den zoologischen Museen, aber auch hier roch es streng. Nach außerirdischen Kulturen vermutlich …
    Ich schaute in einen der Räume hinein und entdeckte dort zwei noch sehr junge Mädchen, die Molekularlötkolben in ihren Händen hielten. Sie hantierten damit im Innern einer Konstruktion, die an eine gigantische Rolle Stacheldraht erinnerte. Ich erkundigte mich, wo ich Maja Toivowna finden könne, bekam detaillierte Hinweise und machte mich auf die Suche. Sie führte durch die vielen Gänge und Säle der Spezialabteilung »Objekte der materiellen Kultur mit ungeklärter Bestimmung«, wo mir niemand begegnete. Anscheinend hielten sich die meisten Mitarbeiter in den zentralen Räumen auf und befassten sich dort mit der neuen Ausstellung. Hier dagegen war nichts und niemand - außer Objekten, deren Funktion bislang nicht geklärt werden konnte. Von solchen Objekten allerdings bekam ich mehr als genug zu sehen, und am Ende war ich überzeugt, dass ihre Bestimmung wohl auch in Zukunft und bis in alle Ewigkeit, Amen, ungeklärt bleiben würde.
    Maja Toivowna fand ich in ihrem Arbeitszimmer. Als ich eintrat, blickte sie zu mir auf - eine bildhübsche und,
wie mir schien, liebenswerte Frau mit schönem, kastanienbraunem Haar, großen grauen Augen und der Andeutung einer Stupsnase; über der rechten Braue hatte sie ein kleines schwarzes Muttermal. Sie trug eine ärmellose blaue Bluse mit schwarz-weißen Streifen und hatte kräftige Arme und Hände mit langen, schlanken Fingern. Eine bezaubernde Frau.
    Ein wenig zerstreut blickte sie mich an - nicht einmal mich, sondern durch mich hindurch schaute sie und schwieg. Der Tisch war leer, nur ihre Hände lagen darauf, als hätte sie sie vor sich hingelegt und dann vergessen.
    »Verzeihen Sie bitte«, sagte ich. »Ich heiße Maxim Kammerer.«
    »Ja. Ich höre.«
    Ihre Stimme klang ebenfalls zerstreut. Zudem sagte sie nicht die Wahrheit: Sie hatte weder ein Ohr für mich, noch sah sie mich überhaupt. Ich kam ihr an diesem Tag offensichtlich ungelegen. Jeder halbwegs höfliche Mensch hätte sich an meiner Stelle entschuldigt und wäre unauffällig wieder gegangen. Aber ich konnte es mir nicht erlauben, höflich zu sein. Ich war Mitarbeiter der KomKon 2 im Dienst. Daher machte ich keine Anstalten, mich zu entschuldigen oder gar zu gehen, sondern setzte mich in einen der Sessel, nahm einen einfältigen, arglos-freundlichen Gesichtsausdruck an und fragte: »Was ist denn heute hier los? Niemanden lassen sie ins Museum …«
    Sie schien ein wenig überrascht. »So? Sie lassen niemanden ins Museum?«
    »Ja, das sage ich doch! Mit Mühe und Not bin ich durch den Diensteingang

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