Gesammelte Werke 1
zu erinnern, ob es in den Jahren um Alexander Dymoks Geburt (Februar’36) eventuell rätselhafte Ereignisse in der Wissenschaft gegeben hatte, die später für die Veröffentlichung ausgeschlossen wurden; denn
seine Eltern hätte er im Alter von einem oder zwei Jahren verloren …
Der Kenner Bromberg griff wieder zu seiner Kartothek, diesmal zum chronologischen Teil. Im Zeitabschnitt’33 bis’39 fand er insgesamt acht Vorfälle, darunter auch die Geschichte mit dem Sarkophag-Brutkasten. Gemeinsam mit Alexander Dymok gingen sie jeden dieser Fälle sorgsam durch und kamen zu der Überzeugung, dass keiner davon mit dem Schicksal des Ehepaars Dymok in Zusammenhang stehen konnte.
Und daraus »zog ich alter Dummkopf den Schluss, dass mir das Schicksal damit eine Geschichte geschenkt hätte, die mir seinerzeit entgangen war. Können Sie sich das vorstellen? Nicht eins von Ihren lausigen Verboten, sondern das Verschwinden zweier Biochemiker! Also das, Sikorsky, hätte ich Ihnen niemals verziehen!« Und noch zwei geschlagene Stunden lang fragte Bromberg Alexander Dymok aus, verlangte von ihm, er solle sich an die winzigsten Einzelheiten erinnern, an jedes, selbst das unsinnigste Gerücht, nahm ihm das feierliche Versprechen ab, sich einer Tiefen-Mentoskopie zu unterziehen, so dass der junge Mann die letzte Stunde hindurch offensichtlich nichts sehnlicher wünschte, als sich möglichst schnell davonzumachen …
Und schon ganz am Ende des Gesprächs bemerkte Bromberg rein zufällig diesen »Leberfleck«. Und dieser »Leberfleck«, der doch anscheinend gar nichts mit der Sache zu tun hatte, setzte sich aus unerklärlichen Gründen in seinem Kopf fest. Der junge Mann war längst gegangen. Bromberg hatte schon etliche Anfragen an das GGI gerichtet und mit zwei, drei Fachleuten über das Ehepaar Dymok gesprochen (erfolglos), doch dieser verdammte Fleck spukte ihm immer noch im Kopf herum. Erstens war sich Bromberg ganz sicher, dass er es irgendwo schon einmal gesehen hatte, und zweitens wurde er das Gefühl nicht los, dass irgendwo in dem Gespräch mit
Alexander Dymok von dem Leberfleck und von etwas, was damit zusammenhing, die Rede gewesen war. Und erst als er das gesamte Gespräch Satz für Satz aufs Peinlichste im Gedächtnis rekonstruiert hatte, kam er auf den Sarkophag, erinnerte sich an die Zünder und hatte plötzlich eine Ahnung, wer Alexander Dymok in Wirklichkeit gewesen war …
Seine erste Regung war, den Jungen unverzüglich anzurufen und ihm mitzuteilen, dass das Rätsel seiner Herkunft gelöst sei. Aber die ihm, Bromberg, eigene wissenschaftliche Gründlichkeit erforderte zuvor absolute Gewissheit, die keinerlei andere Lesarten zuließ. Er, Bromberg, hatte schon viel unglaublichere Zufälle erlebt. Deshalb rief er zuerst auf dem schnellsten Weg im Museum an.
»Alles klar«, sagte Seine Exzellenz finster. »Besten Dank, Isaac. Jetzt weiß er also von dem Sarkophag.«
»Und warum sollte er nicht davon wissen?«, rief Bromberg.
»In der Tat«, sagte Seine Exzellenz langsam. »Warum eigentlich nicht?«
Das Persönlichkeitsgeheimnis Lew Abalkins
Am 21. Dezember’37 erreichte eine Abteilung der Fährtensucher unter der Leitung von Boris Fokin einen kleinen namenlosen Planeten im System EN 9173. Die Gruppe landete auf einem Felsplateau und hatte den Auftrag, die hier bereits im vorigen Jahrhundert entdeckten Ruinen zu untersuchen, die den Wanderern zugeschrieben wurden.
Am 24. Dezember sah man auf den Aufnahmen des Intravisors im Felsgestein unter den Ruinen einen ausgedehnten Raum in mehr als drei Metern Tiefe.
Am 25. Dezember drang Boris Fokin beim ersten Versuch und ohne unvorhergesehene Zwischenfälle in diesen Raum vor. Er war in Form einer Halbkugel angelegt und hatte einen Radius von zehn Metern. Das Innere der Halbkugel war mit Elektrin verkleidet, einem für die Zivilisation der Wanderer charakteristischen Material, und beherbergte eine große, sperrige Apparatur, für die einer der Fährtensucher leichthin die Bezeichnung »Sarkophag« prägte.
Am 26. Dezember erbat und erhielt Boris Fokin von der entsprechenden Abteilung der KomKon die Erlaubnis, den Sarkophag vor Ort selbst zu untersuchen.
Fokin ging dabei wie immer äußerst methodisch und vorsichtig vor, und war drei Tage lang mit dem Sarkophag beschäftigt. Er konnte das Alter des Fundes bestimmen (vierzig- bis fünfundvierzigtausend Jahre); fand heraus, dass der Sarkophag Energie verbrauchte und stellte zweifelsfrei fest, dass zwischen dem
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