Gesammelte Werke 1
Sarkophag und den Ruinen darüber ein Zusammenhang bestand. Schon damals gab es die Hypothese, und sie wurde im Nachhinein bestätigt, dass die »Ruinen« auf diesem Planeten gar keine Ruinen sind, sondern Teil eines ausgedehnten, den ganzen Planeten umspannenden Systems zur Aufnahme und Transformation sämtlicher Arten von Energie, planetarer wie kosmischer (seismische Vorgänge, Fluktuationen des Magnetfeldes, meteorologische Erscheinungen, die Strahlung des Zentralgestirns, kosmische Strahlen usw.).
Am 29. Dezember trat Boris Fokin mit Komow in Verbindung und forderte ihn auf, er möge ihm den besten Spezialisten für Embryologie schicken. Komow verlangte natürlich eine Erklärung, doch Fokin reagierte ausweichend und schlug Komow stattdessen vor, selbst zu kommen - aber unbedingt in Begleitung eines Embryologen. Vor langer Zeit, in jungen Jahren aber, hatte Komow einmal mit Fokin zusammengearbeitet und keinen sehr guten Eindruck von ihm behalten; deshalb
dachte er gar nicht daran, selbst zu fliegen. Und der Embryologe, den er schließlich zu ihm schickte, war nicht der beste, sondern der Erste gewesen, der sich bereitfand. Es handelte sich um einen gewissen Mark van Bleerkom, und Komow raufte sich später mehr als einmal die Haare, wenn er an diese seine Entscheidung zurückdachte, denn Mark van Bleerkom erwies sich als Busenfreund des nicht unbekannten Isaac P. Bromberg …
Am 30. Dezember brach Mark van Bleerkom zu Boris Fokin auf, und schon wenige Stunden später schickte er Komow eine sehr erstaunliche Mitteilung in Klartext. In dieser Mitteilung behauptete er, dass der sogenannte Sarkophag nichts anderes sei als eine Art Embryo-Safe - und eine ganz und gar phantastische Konstruktion. Der Safe enthalte dreizehn befruchtete Eizellen der Art Homo sapiens, die alle lebensfähig zu sein schienen, sich aber in latentem Zustand befänden.
Man muss zwei an dieser Geschichte Beteiligte würdigen: Boris Fokin und das Mitglied der KomKon Gennadi Komow. Fokin hatte mit einem sechsten Sinn erraten, dass es unangebracht gewesen wäre, den Fund in alle Welt hinauszuposaunen. Mark van Bleerkoms Funkspruch war die erste und letzte öffentliche Nachricht in dem nun folgenden Funkverkehr der Landeabteilung mit der Erde. Deshalb wurde die Geschichte in den Massenmedien der Erde nur in Form einer knappen Meldung aufgegriffen, die später nicht bestätigt wurde und daher fast keine Aufmerksamkeit erhielt.
Was nun Gennadi Komow anging, so hatte er augenblicklich den Kern des Problems erfasst und es zudem noch fertiggebracht, sich eine ganze Reihe weiterer, denkbarer Folgen dieses Problems vorzustellen. Zunächst verlangte er von Fokin und Bleerkom eine Bestätigung der eingegangenen Daten (per Sondercode über den Blitzkanal). Als er sie erhalten hatte, rief er umgehend eine beratende Sitzung aller Leiter
der KomKon ein, die zugleich Mitglieder des Weltrates waren. Darunter befanden sich solche Koryphäen wie Leonid Gorbowski und August Johann Bader; der junge Heißsporn Kyrill Alexandrow; der vorsichtige und ewig zweifelnde Mahiro Shinoda und auch der energische zweiundsechzigjährige Rudolf Sikorsky.
Komow informierte die Teilnehmer und fragte dann: Was tun? Man konnte den Sarkophag wieder schließen, alles lassen wie zuvor und sich in Zukunft mit passiver Beobachtung begnügen. Oder man konnte versuchen, die Entwicklung der Eizellen in Gang zu setzen und zu sehen, was daraus entstand. Schließlich konnte man, um zukünftige Komplikationen zu vermeiden, den Fund vernichten.
Selbstverständlich war sich Gennadi Komow, damals schon ein erfahrener Mann, völlig im Klaren darüber, dass weder diese noch ein Dutzend weiterer Beratungen das Problem lösen würden. Mit seinem bewusst scharfen Auftreten verfolgte er einen einzigen Zweck: die Versammelten zu schockieren und sie zur Diskussion anzuregen.
Und Komow erreichte sein Ziel: Von allen Teilnehmern der beratenden Sitzung bewahrten nur Leonid Gorbowskij und Rudolf Sikorsky einen kühlen Kopf. Gorbowski, weil er ein vernünftiger Optimist, und Sikorsky, weil er schon damals Leiter der KomKon 2 war. Es wurden viele Worte gewechselt - ziemlich hitzige ebenso wie betont gelassene, sehr leichtfertige und überaus tiefgründige, mittlerweile längst vergessene und solche, die später ins Lexikon der Vorträge, Legenden, Berichte und Empfehlungen eingingen. Wie zu erwarten, bestand der einzige Beschluss der Sitzung darin, sich am nächsten Tag in erweiterter Runde erneut zu
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