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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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Dank nicht zu erfahren, welche. Es ging mich nichts an. Vorerst.
    Ich sagte: »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Exzellenz. Glauben Sie nicht, ich wollte etwas beschönigen oder abschwächen. Aber Sie haben ihn nicht getroffen. Und Sie haben die Leute nicht gesehen, mit denen er sich getroffen hat. Ich verstehe durchaus: der Tod Tristans, seine Flucht, der Anruf über Ihren Sonderkanal, er hält sich verborgen, kontaktiert Maja Glumowa, bei der die Zünder aufbewahrt werden. Das alles scheint eindeutig zu sein, eine makellos logische Kette. Aber da ist auch noch etwas anderes! Abalkin trifft sich zwar mit Maja Glumowa - aber kein Wort über das Museum, nur über Kindheitserinnerungen und die frühere Liebe. Er trifft sich mit dem Lehrer - und es geht um nichts als die
Kränkung darüber, dass der Lehrer ihm das Leben verpfuscht hätte. Das Gespräch mit mir - nur um die Kränkung, ich hätte ihm seinen Vorrang streitig gemacht. Und warum sollte er sich überhaupt mit dem Lehrer treffen? Bei mir kann man es zur Not erklären - sagen wir, er wollte überprüfen, wer ihm auf der Spur ist. Aber warum der Lehrer? Dann Wepl - die absurde Bitte um Asyl, auf die man sich schon gar keinen Reim machen kann!«
    »Man kann, Mak. Auf alles. Das Programm ist eine Sache, das Bewusstsein eine andere. Abalkin begreift ja nicht, was mit ihm geschieht. Das Programm verlangt von ihm etwas Unmenschliches, sein Bewusstsein versucht dagegen krampfhaft, diese Befehle zumindest halbwegs rational zu erklären. Er irrt wild umher, er tut Sonderbares und Sinnloses. Etwas in der Art hatte ich erwartet. Daher war das Persönlichkeitsgeheimnis ja notwendig: Jetzt haben wir wenigstens eine kleine Zeitreserve. Und was Wepl betrifft - da hast du wirklich gar nichts verstanden. Hier hat niemand um Asyl gebeten. Die Kopfler haben gespürt, dass er kein Mensch mehr ist, und uns deshalb ihre Loyalität demonstriert. So war das.«
    Aber es gelang Seiner Exzellenz nicht, mich zu überzeugen - obwohl seine Logik geradezu makellos war. Ich aber hatte Abalkin gesehen, hatte mich mit ihm unterhalten. Ich hatte den Lehrer und Maja Toivowna gesehen und mit ihnen gesprochen. Abalkin irrte wild umher - ja. Er machte sonderbare Dinge - ja. Aber diese Dinge waren nicht sinnlos. Hinter ihnen verbarg sich ein Ziel, das ich einfach noch nicht hatte verstehen können. Außerdem wirkte Abalkin mitleiderregend, er konnte nicht gefährlich sein …
    Das alles aber war nur meine Intuition, und ich wusste, was sie in unserem Geschäft wert war - wenig. Zudem gehört die Intuition in den Bereich der menschlichen Erfahrung; wir aber hatten es hier mit den Wanderern zu tun.
    »Kann ich noch einen Kaffee haben?«, bat ich.

    Seine Exzellenz stand auf, wandte mir den Rücken zu und kochte neuen Kaffee.
    »Ich sehe, du hast Zweifel«, sagte er, »ich hätte auch welche, wenn es doch dazu nur Anlass gäbe. Aber ich bin ein alter Rationalist, Mak, und habe alles Mögliche gesehen. Habe mich stets vom Verstand leiten lassen, und der Verstand hat mich nie getäuscht. Mir sind all diese phantastischen Kunststücke zuwider, all die geheimnisvollen Programme, die vor fünfundvierzigtausend Jahren erstellt wurden und sich dann nach einem unbekannten Prinzip ein- und ausschalten. All die mystischen, außerräumlichen Verbindungen zwischen lebendigen Seelen und dummen Scheiben, die versteckt in einem Futteral liegen. Das alles hängt mir zum Hals heraus!«
    Er brachte den Kaffee und schenkte ihn ein.
    »Wenn wir gewöhnliche Wissenschaftler wären«, fuhr er fort, »und uns mit der Erforschung von Naturerscheinungen befassten, mit welcher Freude würde ich alles für eine Kette von Zufällen erklären! Tristan ist zufällig ums Leben gekommen - es wäre nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass so etwas geschieht. Abalkins Freundin aus der Kindheit hat sich zufällig als diejenige erwiesen, die die Zünder aufbewahrt. Er hat rein zufällig die Nummer meines Sonderkanals gewählt, als er jemand anders anrufen wollte. Ich schwöre dir, dieses sehr unwahrscheinliche Zusammentreffen von unwahrscheinlichen Ereignissen würde mir glaubhafter vorkommen als ein dummes teuflisches Programm, das menschlichen Embryos eingepflanzt worden sein soll. Für einen Wissenschaftler ist alles klar: Erfinde nicht ohne zwingenden Grund neue Wesenheiten. Aber wir sind keineWissenschaftler. Der Irrtum eines Wissenschaftlers ist letzten Endes seine Privatsache. Wir aber dürfen uns nicht irren. Wir

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