Gesammelte Werke 1
Johannisbeersträuchern, Flieder und Polarerdbeeren. Gleich hinter dem Halbkreis von Häusern befand sich Wald - gelbe Stämme riesiger Föhren, vom Nebel graugrüne Nadelkronen - und darüber, schon ziemlich hoch, die glutrote Scheibe der Sonne im Nordosten.
»Was für Analysen?«, fragte Toivo.
»Nun, es sind ziemlich viele Spuren zurückgeblieben. Das Mistzeug ist anscheinend aus dem Cottage dort herausgekrochen und hat sich dann nach allen Seiten hin verteilt.« Basil wies in die verschiedenen Richtungen. »An den Sträuchern, im Gras oder auf den Veranden ist leicht angetrockneter Schleim zurückgeblieben, Schuppen, Büschel von so etwas …«
»Was haben Sie selbst gesehen?«
»Nichts. Als wir eintrafen, war hier alles so wie jetzt, nur, dass Nebel über dem Fluss lag.«
»Zeugen waren also nicht mehr da?«
»Zuerst dachten wir, alle hätten Hals über Kopf das Weite gesucht. Aber dann stellte sich heraus, dass in dem Häuschen dort, am Rande, direkt am Ufer, eine steinalte, aber noch sehr rüstige Frau lebt, die gar nicht daran dachte zu fliehen.«
»Warum?«, erkundigte sich Toivo. »Keine Ahnung!«, erwiderte Basil achselzuckend. »Können Sie sich das vorstellen? Ringsum Angst und Schrecken, alles rennt in Panik durcheinander, die Tür zur Null-Kabine ist aus den Angeln gerissen, doch sie lässt das völlig kalt. Und als wir landen, aufmarschieren, mit blankgezogenen Säbeln, die Bajonette aufgepflanzt, tritt sie plötzlich auf die Vortreppe hinaus und bittet uns in strengem Ton, leiser zu sein, denn, sehen Sie, unser Lärm stört sie beim Schlafen!«
»Gab es überhaupt eine Panik?«
»Also wirklich!«, sagte Basil und hob warnend die Hand. »Als es losging, befanden sich hier achtzehn Menschen. Neun sind in Gleitern geflohen, fünf durch die Kabine, und drei
sind kopflos in den Wald gerannt, haben sich verirrt, so dass wir sie nur mit Mühe finden konnten. Sie brauchen also nicht daran zu zweifeln, dass es eine Panik gab - es gab sie. Hier waren Ungeheuer, die Spuren sind noch da. Aber warum die Alte keine Angst bekommen hat - das wissen wir nicht. Sie ist überhaupt recht seltsam. Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie sie dem Kommandeur sagte: ›Ihr seid viel zu spät gekommen. Jetzt könnt ihr ihnen nicht mehr helfen. Sie sind alle tot.‹«
Toivo fragte: »Was meinte sie damit?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Basil unwillig. »Ich sagte Ihnen ja: Die Alte ist merkwürdig.«
Toivo schaute auf das grell rosafarbene Cottage, in dem die Frau wohnte. Das Gärtchen sah merklich gepflegter aus als die anderen. Neben dem Cottage stand ein Gleiter.
»Ich rate Ihnen, sie nicht zu beunruhigen«, sagte Basil. »Es ist besser, wenn sie von selbst aufwacht, und dann …«
In diesem Moment meinte Toivo, eine Bewegung hinter sich zu spüren und wandte sich abrupt um. Aus der Tür des Klubs schaute ein bleiches Gesicht hervor, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Ein paar Sekunden lang schwieg der Unbekannte, dann bewegten sich seine blassen Lippen, und er bemerkte mit belegter Stimme: »Eine haarsträubende Geschichte, nicht wahr?«
»Stopp, stopp, stopp!«, sagte Basil in freundlichem Ton und ging ihm mit vorgestreckten Handflächen entgegen, »entschuldigen Sie, aber Sie dürfen nicht hier durch. Katastrophenschutz.«
Der Unbekannte trat über die Schwelle und blieb gleich wieder stehen. »Ich möchte ja gar nicht …«, sagte er und räusperte sich. »Aber die Umstände … Sagen Sie, sind Grigori und Elja schon zurückgekehrt?«
Der Mann sah sehr merkwürdig aus. Er trug einen dicken Pelzmantel und kunstvoll bestickte Fellstiefel. Sein Mantel
stand offen, und darunter sah man ein bunt gemustertes Sommerhemd aus Mikronetz, wie es damals vor allem Bewohner des Steppengürtels trugen. Er war zwischen vierzig und fünfundvierzig Jahre alt und hatte ein einfaches, sympathisches Gesicht - nur sehr blass. Vielleicht vor Schreck. Oder aus Verlegenheit.
»Nein, nein«, erwiderte Basil und trat näher auf ihn zu. »Noch ist niemand zurückgekehrt. Hier laufen noch Untersuchungen; wir lassen niemanden durch.«
»Einen Moment, Basil«, sagte Toivo und wandte sich an den Unbekannten. »Wer sind Grigori und Elja?«
»Anscheinend bin ich wieder falsch«, murmelte der Unbekannte fast verzweifelt und blickte hinter sich; dort, im Innern des Pavillons, glänzte die polierte Oberfläche der Null-T-Kabine. »Verzeihen Sie, ist das … Nein, ich habe es wieder vergessen … Malaja Pescha - oder
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