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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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Breitschultrige seufzte. »Doch diese Aufgabe ist zu schwer, Mak. Wäre es anders, ließe sich der Generalstaatsanwalt nicht, genau wie wir, von Schmerzen zermartern. Er würde sich als Erster die Arznei besorgen. So aber betrinkt er sich vor jeder regulären Emission und schwitzt im heißen Bad.«
    »Der Generalstaatsanwalt ist ein Entarteter?«, fragte Maxim verblüfft.
    »Es wird erzählt«, erwiderte der Breitschultrige trocken. »Aber wir sind vom Thema abgekommen. Amsel, bist du fertig? Wer möchte noch etwas sagen?«
    »Moment mal, General«, ließ sich der Förster vernehmen. »Was ergibt sich? Es ergibt sich, dass er unser Wohltäter ist? Du kannst also auch mir die Schmerzen nehmen? Dann ist dieser Mensch nicht mit Gold zu bezahlen, ich lasse ihn aus dem Keller nicht mehr raus. Ich habe doch, wie ihr wisst, Schmerzen, die nicht auszuhalten sind. Womöglich kann er ein Pülverchen dagegen erfinden? Tust du doch, oder? Nein, meine Herren, Genossen, so einen Mann müssen wir hüten.«

    »Das heißt, du bist für ihn«, präzisierte der Breitschultrige, den sie den General nannten.
    »Ja. So sehr, dass ich, wenn ihn einer anrührt …«
    »Verstanden. Sie, Doktor?«
    »Ich war sowieso für ihn«, murmelte der Doktor, während er seine Pfeife paffte. »Ich habe den gleichen Eindruck wie Amsel. Er gehört noch nicht zu uns, wird aber einer der Unsrigen werden, anders ist es undenkbar. Zu denen passt er jedenfalls nicht. Er ist viel zu klug.«
    »Gut«, sagte der General. »Sie, Klaue?«
    »Dafür«, knurrte Memo. »Ein nützlicher Mensch.«
    »Nun«, fasste der General zusammen, »ich schließe mich dieser Meinung an. Ich freue mich für Sie, Mak. Sie sind ein sympathischer Bursche, und es hätte mir leidgetan, Sie zu liquidieren.« Er blickte auf die Uhr. »Essen wir. Bald ist Emission, da wird uns Mak seine Kunst zeigen. Geben Sie ihm Bier, Förster, und bringen Sie Ihren vielgerühmten Käse auf den Tisch … Klaue, Sie lösen den Grünen ab - er hat seit heute früh nichts gegessen.«

10
    Das letzte Treffen vor der Operation fand im Schloss des Doppelköpfigen Pferdes statt. So nannten sie die gras- und efeubewachsene Ruine eines Museums, das im Krieg zerstört worden war - ein abgeschiedener, wilder Ort, der etwas außerhalb lag. Von den Bürgern der Stadt wurde er wegen des nahe gelegenen Malariasumpfes gemieden, und bei den Ortsansässigen galt er als Zufluchtsstätte von Banditen und Dieben. Maxim und Ordi kamen zu Fuß, der Grüne und der Förster mit dem Motorrad. Memo-Klaue und der General erwarteten
sie bereits in einem alten Kanalisationsrohr, das direkt zum Sumpf führte. Der General rauchte, und Memo versuchte wie rasend, sich mit einem Aromastäbchen der Mücken zu erwehren.
    »Hast du’s bei dir?«, fragte er den Förster.
    »Sicher«, erwiderte der und zog eine Tube Insektenschutz aus der Tasche.
    Als sich alle eingerieben hatten, eröffnete der General die Beratung. Memo faltete die Karte auseinander und wiederholte noch einmal den Ablaufplan der Operation, obwohl ihn längst alle auswendig kannten: Kurz vor ein Uhr nachts robbt die Gruppe von vier Seiten gleichzeitig zu den Drahtsperren und legt die gestreckten Ladungen. Der Förster und Memo gehen allein - sie kommen von Norden und Westen. Der General und Ordi kriechen zusammen von Osten heran, Maxim und der Grüne von Süden. Die Explosionen erfolgen um Punkt ein Uhr, und gleich darauf stürmen der General, der Grüne, Memo und der Förster durch die Breschen, laufen bis zum Schutzbunker und belegen ihn mit Granaten. Sobald das Feuer aus dem Bunker aufhört oder schwächer wird, rennen Maxim und Ordi mit Magnetminen zum Turm und bereiten seine Sprengung vor, werfen aber vorsichtshalber zunächst noch je zwei Granaten in den Bunker. Sie stellen die Zünder ein, nehmen die Verwundeten - nur die Verwundeten! - und fliehen in östlicher Richtung durch den Wald zum Feldweg, wo an der Grenzmarkierung der Junge mit dem Motorrad wartet. Die Schwerverletzten werden mit dem Fahrzeug befördert, Leichtverwundete und Unversehrte gehen zu Fuß. Treffpunkt ist das Häuschen des Försters. Dort wartet man höchstens zwei Stunden; danach ist es auf die übliche Weise zu verlassen. Noch Fragen? Nein? Das war’s.
    Der General warf den Zigarettenstummel fort, griff in seine Brusttasche und holte ein Röhrchen mit gelben Tabletten hervor.

    »Achtung«, sagte er. »Laut Stabsbeschluss wird die Operation ein wenig verändert. Ihr Beginn ist jetzt

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