Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Musil
Vom Netzwerk:
kommen mir vor wie ein Fahrkartenautomat, der mit einem Schokoladenautomaten streitet.» Aber er fand keinen Anklang.
    Schmeißer hatte Meingast lächelnd standgehalten, ohne zu antworten. Er sagte sich, daß es ganz gleichgültig sei, was ein einzelner denke.
    Meingast sagte: «Eine neue Ordnung, Gliederung, Kraftzusammenfassung tut not; das ist richtig. Der pseudoheroische Individualismus und Liberalismus hat abgewirtschaftet; das ist richtig. Die Masse kommt; das ist richtig. Aber: ihre Zusammenballung muß groß, hart und zeugungskräftig sein!» Und als er das gesagt hatte, sah er Schmeißer prüfend an, drehte sich um, pflückte ein Büschel Gras und ging schweigend davon.
    Ulrich fühlte sich überflüssig und machte sich mit Schmeißer auf den Weg. Schmeißer sprach kein Wort. «Da tragen wir» dachte sich Ulrich «nebeneinander zwei Glasballons auf unseren Hälsen. Beide durchsichtig, andersfarben und schön in sich geschlossen. Um Gotteswillen nicht stolpern, damit sie nicht brechen!»
    Walter und Clarisse blieben allein auf ihrer «Bühne» zurück.
    [◁]
83
    Warum Ulrich unpolitisch ist
    [Studien]
    Aus « Korrektur zu Band II 2 »: Grundthema des II. Bandes 2. Teil? Vielleicht doch die Utopie des «anderen Zustand»,
    26. XII. 31: Hauptthema der Ulrich-Agathe-Gespräche ist der «andere Zustand», denn er bildet ja die Handlung. Moral, Überzeugung und so weiter von ihm aus. Da «anderer Zustand» zu individualistisch, gleich die soziale Problematik hinzunehmen.
    ––– An breiten Moralkapiteln mit Ulrich und Agathe hängen wenige Kapitel mit den übrigen Personen, und diese sind lediglich aus der Gesamtgeschichte bestimmt –– Es muß also das «Ganze» ein anderes Gesicht bekommen. –– Schilderung der auf den Krieg zutreibenden Zeit muß die Unterlage geben, auf der Ulrich/Agathe spielt, die Problematik des «anderer Zustand»-Kreises muß in stärkere Beziehung zu der Zeit gesetzt werden, damit man sie versteht und nicht bloß für eine Extravaganz hält.
    Aus «Umfassende Aufbaugedanken» — 1. I 32: Immanente Schilderung der Zeit, die zur Katastrophe geführt hat, muß den eigentlichen Körper der Erzählung bilden, den Zusammenhang, auf den sie sich immer zurückziehen kann, ebensowohl wie den Gedanken, der bei allem mitzudenken ist. Alle die Probleme wie Suchen nach Ordnung und Überzeugung, Rolle des «anderen Zustand», Situation des wissen. Menschen und so weiter sind auch Probleme der Zeit und haben abwechselnd als das geschildert zu werden.
    Aus «Studienblatt Soziale Fragestellung»: Das ist das richtige Gegenproblem zu Ulrichs Liebe und möglichem Leben! –––– Die Notizen darüber sind bisher zerstreut. Zwang zu Zusammenfassung ––––– Sofort zeigt sich, daß das Kapitel mit Schmeißer und Meingast ––––– erhöhte Bedeutung und eine gewisse Aufgabe erhält.
    18. August 33! 34?: In den ––––– General– und so weiter Kapiteln läuft Fülle mit, im Museumskapitel geht es um die Entscheidung. Das heißt es ist einfach Ulrichs Wissen ums Soziale zu dokumentieren. Fast das gesamte Material ––––– ist auf ein paar Grundgedanken zu reduzieren. Das Soziale Erlebnis ist erst in den Wiederanfängen und ist unendlich viel unentwickelter als das individuelle. Daraus folgt letzten Endes die Unmoral, die Verbrechensgesinnung der besseren Einzelnen. Das spricht Ulrich aus. Immer hat ja schon ein Kontrast zum Sozialen, eine ergänzende Problemstellung bei den Geschwistern mitgewirkt. Es gehört außerdem dazu: Gott und antisozial. Seinesgleichen geschieht, als Aspekt für Ulrichs Zeitschilderung. Steuerung durch unzählige harmonisierende Um- und Inweltfaktoren, die zu Krieg führen, wenn ihre Unstimmigkeit einmal bewußt wird. (Die geistige «Erneuerungs»-kraft, die stimmungsmäßigen Wechsel der Geschichte gehn auf unbestimmten Rest in jedem moralischen Erlebnis zurück.) Der Halt für die Gefühle führt zum induktiven Verfahren. Moral – im ganzen mehr ein Problem Ulrich-Agathe – ist sozial nur in der Bedeutung zusammenzufassen: Wir brauchen eine. Und es kann nur eine induktive sein. Ulrich verlangt induktives Verfahren mit Gefühl. ––––––– Wobei «Alles ist moralisch, nur die Moral nicht» ungefähr heißt: es ist an der Zeit eine moralische Moral zu bilden, das heißt eine, die selbst den Kriterien genügt, die sie auferlegt. Das ist eine Angelegenheit Ulrichs und gehört wahrscheinlich ins Museumskapitel. (Das hier dazu angegebene

Weitere Kostenlose Bücher