Gesammelte Werke
Welt.
Irgendwie, weil man kein Vertrauen in die Kultur hatte, Flucht aus dem Frieden. Wenn das, dann ist Peter, der ganz Unkultivierte, als Vorbild der Zeit nach dem Kriege zu rechnen.
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Die Utopie der induktiven Gesinnung oder des gegebenen sozialen Zustands
[Studien]
Aus «Studienblatt: Moral und Krieg»: Währenddessen eingefallen: Ulrich-Agathe ist eigentlich ein Versuch des Anarchismus in der Liebe. Der selbst da negativ endet. Das ist die tiefe Beziehung der Liebesgeschichte zum Krieg. (Auch ihr Zusammenhang mit dem Moosbrugger-Problem.) Was bleibt am Ende aber übrig? Daß es eine Sphäre der Ideale und eine der Realität gibt? Richtbilder und dergleichen? Wie tief unbefriedigend! Gibt es keine bessere Antwort?
Aus «Studienblatt: Zeit und Krieg»: Der Individualismus geht zu Ende. Ulrich liegt nichts daran. Aber das Richtige wäre hinüberzuretten.
Ulrichs System ist am Ende desavouiert, aber auch das der Welt.
Ulrich hatte Hilfe an dem Gedanken gefunden, daß Europa entartet sei. Autor: Jede Angelegenheit, auch die geistige Entwicklung, sinkt schon zurück, wenn man ihr nicht besondere Anstrengungen zuwendet.
Das Gewirr ist so verwickelt, daß viele Menschen lieber an ein Geheimnis: Zeit glauben.
15. 3. 32: Ulrich ist zum Schluß Verlangender nach Gemeinsamkeit, bei Ablehnung der gegebenen Möglichkeiten –––– Individualist mit dem Bewußtsein der Schwäche.
Im Großen Teilung vor und nach der Reise: Danach vor der Reise vorwaltend Ulrich antisozial, negierend. Nach Zusammenbruch der «Reserveidee» neu aufbauend. Im einzelnen ist das noch zu überlegen.
Die Utopien sind zu keinem praktikablen Ergebnis gekommen. Der «andere Zustand» gibt keine Vorschriften für das praktische Erleben.
Wahrscheinlich doch die Idee des induktiven Zeitalters zur Hauptsache machen.
Die Utopie des a Z wird abgelöst durch die der induktiven Gesinnung. – Induktion braucht Vor-Annahmen, aber diese dürfen nur heuristisch gebraucht werden und nicht für unveränderlich gelten. Der Fehler der Demokratie war das Fehlen jeder Deduktionsgrundlage; sie war eine Induktion, die nicht der gründenden Geisteslage entsprach.
Gott, die starke Annäherung der Gedanken an ihn, war eine Episode.
15. 11. 36 [38?]: Utopie der induktiven Gesinnung: Die Aussprache mit Walter kann Ulrich zur Niederschrift bewegen.
Aus «Studienblatt: Moral und Krieg» und «Studienblatt: Zeit und Krieg» (Fortsetzung): ––––––– Es ergab sich als Symbol fürs Ganze: Der Möglichkeitsmensch Ulrich läßt sich auf die Wirklichkeits-Bank Heimat nieder mit der Ahnung, daß er bald wieder aufstehen wird ... Pseudoobjektiviert: Dem Möglichkeitsmenschen entsprechen «die noch nicht erwachten Absichten Gottes» –––– Von Anfang an ist die Beziehung auf Gott also einfach da. Es liegt also in Ulrich eine religiöse Tendenz. Er sucht Anschluß und unterlegt – merkwürdigerweise! – zunächst seiner rationalen Erklärungs- und Systematisierungstendenz die Berufung auf eine gleichsinnige Gottesvorstellung!
Ein Hauptthema fürs Ganze ist also: Auseinandersetzung des Möglichkeitsmenschen mit der Wirklichkeit. Sie ergibt drei Utopien: Die Utopie der induktiven Gesinnung oder des gegebenen sozialen Zustands. Die Utopie des anderen (nicht ratioïden, motivierten und so weiter) Lebens in Liebe. Auch Utopie des Essayismus II. Die Utopie des reinen «anderen Zustands» mit ihrer Mündung in oder Abzweigung zu Gott. Zwei und drei = Utopie des Tausendjährigen Reichs, die sich also noch einmal spaltet. Sie haben noch als Utopien verschiedene Wirklichkeitsgrade. Außerdem ist zu bemerken, daß die Utopie der induktiven Gesinnung das Böse, Metrische und so weiter einbezieht, die Utopie der Liebe dagegen nicht. Das ist wohl ihr Grundunterschied. ––––
Zwischenbilanz: –––– Von diesen ist die der induktiven Gesinnung in gewissem Sinne die ärgste Utopie!: das wäre, literarisch, der einzunehmende Standpunkt (der die beiden anderen Utopien rechtfertigt). Eine Zwischenzusammenfassung wahrscheinlich: Museumskapitel. Dieser Nachweis oder die dazugehörige Darstellung vollendet sich aber erst mit dem Ende (Krieg). Die Reise ins Tausendjährige Reich stellt die beiden anderen Utopien in den Vordergrund und erledigt sie, soweit wie möglich. Immerhin kommt auch von der Utopie der induktiven Gesinnung vieles vor, in den General-, in den Parallelaktion-, in den Lindner-, Schmeißer- und Meingast-Kapiteln. Es ist also nicht
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