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Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Theodor Adorno
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›unvollkommene‹ Erscheinung; als leibhaft bewußt steht nicht nur das ›eigentlich‹ Erscheinende da, sondern einfach dieses Ding selbst, das Ganze gemäß dem gesamten, obschon nur einseitig anschaulichen und zudem vielfältig unbestimmten Sinn. Hierbei ist das ›eigentlich‹ Erscheinende vom Dinge nicht etwa als ein Ding für sich abzutrennen« 205 , vielmehr sei es bloß ein
unselbständiger Teil
des Bewußtseins vom Dinge, das seinerseits notwendig relativ unbestimmt sei.
    Daraus folgert Husserl – und darin liegt eine teilweise Rektifizierung seiner im ersten Kapitel abgehandelten Dingtheorie –: »Prinzipiell kann ein Dingreales ... nur
›inadäquat‹
erscheinen. Damit hängt wesensmäßig zusammen, daß
keine auf solch einer inadäquat gehenden Erscheinung beruhende Vernunftsetzung ›endgültig‹,
keine ›unüberwindlich‹ sein kann; daß keine in ihrer Vereinzelung gleichwertig ist mit dem schlechthinigen: ›Das Ding ist wirklich‹, sondern nur gleichwertig ist mit dem: ›Es ist wirklich‹ – vorausgesetzt, daß der Fortgang der Erfahrung nicht ›stärkere Vernunftmotive‹ herbeibringt, welche die ursprüngliche Setzung als eine in dem weiteren Zusammenhang ›durchzustreichende‹ herausstellen.« 206
    Es soll nun entsprechen
»jedem ›wahrhaft seienden‹ Gegenstand
die
Idee eines möglichen Bewußtseins,
in welchem der Gegenstand selbst
originär
und dabei
vollkommen adäquat
erfaßbar ist« 207 . Dem steht entgegen die Behauptung, es gebe »prinzipiell nur inadäquat erscheinende (also auch nur inadäquat wahrnehmbare) Gegenstände« 208 . Doch sei der Widerspruch bloßer Schein: »Wir sagten, inadäquat wahrnehmbar
in abgeschlossener Erscheinung.
Es gibt Gegenstände – und alle transzendenten Gegenstände, alle
›Realitäten‹,
die der Titel Natur oder Welt umspannt, gehören hierher – die in keinem abgeschlossenen Bewußtsein in vollständiger Bestimmtheit und in ebenso vollständiger Anschaulichkeit gegeben sein können. – Aber
als ›Idee‹
(im Kantischen Sinne)
ist gleichwohl die vollkommene Gegebenheit vorgezeichnet
– als ein in seinem Wesenstypus absolut bestimmtes System endloser Prozesse kontinuierlichen Erscheinens, bzw. als Feld dieser Prozesse ein a priori bestimmtes
Kontinuum von Erscheinungen
mit verschiedenen aber bestimmten Dimensionen.« 209 Denn: »Die Idee einer wesensmäßig motivierten Unendlichkeit ist nicht selbst eine Unendlichkeit; die Einsicht, daß diese Unendlichkeit prinzipiell nicht gegeben sein kann, schließt nicht aus, sondern fordert vielmehr die einsichtige Gegebenheit der
Idee
dieser Unendlichkeit.« 210
    Ist »Wahrhaft-sein korrelativ gleichwertig mit ... Adäquatgegeben- und Evident-setzbar-sein«, so ist also nach Husserl solche adäquate Gegebenheit möglich »im Sinn endlicher Gegebenheit oder Gegebenheit in Form einer Idee« 211 . Die Termini »immanent« und »transzendent« werden nunmehr von Husserl gemäß dieser letzten Disjunktion verstanden: »In einem Falle ist das Sein ›immanentes‹ Sein, Sein als abgeschlossenes Erlebnis oder noematisches Erlebniskorrelat; im anderen Falle transzendentes Sein, d.i. Sein, dessen ›Transzendenz‹ eben in der Unendlichkeit des noematischen Korrelats ... gelegen ist.« 212
    »Das Problem der allgemeinen ›Konstitution‹ der Gegenständlichkeiten der Region Ding im transzendentalen Bewußtsein«
213 oder, wie wir sagen dürfen, die allgemeine erkenntnistheoretische Konstitution der Dinge wird Husserl zum Leitfaden für die Behandlung des Problems der Konstitution von »Gegenständen überhaupt«. »Die Idee des Dinges ... ist ... bewußtseinsmäßig vertreten durch den begrifflichen Gedanken ›Ding‹ mit einem gewissen noematischen Bestand.« 214 Dabei ist, meint Husserl, zu beachten, »daß hierbei zwar das Wesen ›Ding‹ originär gegeben ist, daß aber diese Gegebenheit prinzipiell keine adäquate sein kann. Zur adäquaten Gegebenheit können wir uns das Noema oder den Ding-Sinn bringen; aber die mannigfaltigen Dingsinne ... enthalten nicht als einen ihnen immanenten originär-anschaulichen Bestand das regionale Wesen Ding.« 215 Nun sei »es aber eine generelle Wesenseinsicht, daß
jede unvollkommene Gegebenheit
(jedes inadäquat gebende Noema)
eine Regel in sich birgt für die ideale Möglichkeit ihrer Vervollkommnung«
216 . Es schreibe »die inadäquat gegebene
Region ›Ding‹ für den Gang möglicher Anschauungen ... Regeln vor«
217 . Das »besage phänomenologisch«:

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