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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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paar Löffel Salat und murmelte: »Wir wissen, dass alle großen Revolutionäre für den Überfluss gekämpft haben. Wir haben keine Zeit, selbst zu theoretisieren, dazu besteht zudem keine Notwendigkeit. Auch ohne uns gibt es Theorien genug. Und noch droht uns kein Überfluss. Noch lange nicht. Es gibt weit dringlichere Aufgaben.«
    »Badschah aufzuhängen«, sagte ich.
    »Ja, für den Anfang. Und dann müssen wir die Dogmatiker ausrotten; das sehe ich schon voraus. Dann die Durchsetzung unserer legitimen Ansprüche. Dann wird sich noch das eine oder andere zeigen. Und erst dann tritt der Überfluss ein. Ich bin Optimist, doch ich glaube nicht, dass ich das noch erlebe. Und seien Sie unbesorgt, wir werden das schaffen. Wenn wir mit dem Hunger fertigwerden, dann werden wir es mit dem Überfluss erst recht. Die Dogmatiker schwatzen, der Überfluss wäre nicht das Ziel, sondern das Mittel. Wir aber antworten ihnen: Jedes Mittel war irgendwann einmal das Ziel. Heute ist der Überfluss das Ziel. Erst morgen wird er vielleicht zum Mittel.«
    Ich stand auf. »Morgen kann es zu spät sein«, sagte ich.
    Er sah mich an wie einen Schwachsinnigen. Ich ging hinaus.
    Von draußen blickte ich noch einmal durch das Fenster und sah ihn mit dem Rücken zur Straße dasitzen; er war wieder am Essen, die Ellbogen weit abgespreizt.
    Als ich nach Hause kam, war der Salon schon leer. Die Laken und die Kissen der Jungen lagen auf einem Haufen in der Ecke. Unter dem Telefon auf dem Schreibtisch fand ich einen Zettel. Mit krakeliger Kinderschrift war darauf geschrieben: »Sehen Sie sich vor. Sie plant etwas. Sie hat sich im Schlafzimmer zu schaffen gemacht.« Ich seufzte und setzte mich in den Sessel.
    Bis zum Treffen mit Oscar (wenn es überhaupt stattfand) blieb noch rund eine Stunde. Es hatte keinen Sinn, sich schlafen zu legen, außerdem war es nicht ungefährlich – Oscar kam vielleicht nicht allein, und vorzeitig, und nicht durch die Tür. Ich holte die Pistole aus dem Koffer, setzte einen Ladestreifen ein und schob sie in die Seitentasche. Dann ging ich zur Bar, braute mir einen Kaffee und kehrte ins Arbeitszimmer zurück.
    Ich nahm die Slegs aus meinem und aus Riemaiers Empfänger, legte sie vor mich auf den Tisch und überlegte erneut, wo ich solche Bauteile schon gesehen hatte und warum mir schien, ich hätte sie sogar wiederholt gesehen … Ich erinnerte mich. Ich holte den Fonor aus dem Schlafzimmer, nahm das Gehäuse ab – ich benötigte keinen Schraubenzieher dazu –, steckte den Zeigefinger unter den Odoratortrichter, hakte mit dem Fingernagel und zog den Vakuum-Tubusoid FX-92-U heraus, einen Vierfachentlader mit statischem Feld, Kapazität zwei. Wird in den Kaufhäusern für Elektronik des täglichen Bedarfs zu fünfzig Cent das Stück verkauft. Im hiesigen Jargon – Sleg.
    Tja, so ist das, dachte ich. Das Geschwätz von einer neuen Droge, einer neuen, entsetzlichen Erfindung führte uns andauernd in die Irre … Wir hatten uns schon mehrfach verrannt. Als sich Mchagana und Buris etwa bei den Vereinten Nationen beklagten, die Separatisten verwendeten eine neue Waffenart – vereisende Bomben –, suchten wir fieberhaft nach illegalen Rüstungsfabriken und verhafteten sogar zwei echte illegale Erfinder (einen von sechzehn und einen von sechsundneunzig Jahren). Dann stellte sich heraus, dass diese Erfinder gar nichts mit der Sache zu tun hatten. Die furchtbaren vereisenden Bomben waren von den Separatisten in einem Münchner Großhandelslager für Gefrieranlagen erworben worden und entpuppten sich als Superfreezer-Ausschuss. Allerdings war die Wirkung dieser Superfreezer tatsächlich entsetzlich. Kombiniert mit Molekulardetonatoren (gern verwendet von den Unterwasser-Archäologen am Amazonas zum Verscheuchen von Piranhas und Kaimanen), waren die Superfreezer in der Lage, die Temperatur in einem Radius von zwanzig Metern blitzschnell auf hundertfünfzig Grad minus zu senken. Danach haben wir uns geschworen, nie zu vergessen und stets im Auge zu behalten, dass jeden Monat eine Unmenge technischer Neuheiten friedlicher Bestimmung (und mit den überraschendsten Nebeneigenschaften) erschien. Diese Eigenschaften waren oft so beschaffen, dass sich Verstöße gegen das Gesetz über das Verbot der Produktion von Waffen und Munition nicht ahnden ließen. Wir wurden äußerst vorsichtig mit neuen Waffenarten, die von Extremisten verwendet wurden, fielen aber bereits ein Jahr später wieder herein, als wir nach den Erfindern einer

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