Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
Vom Netzwerk:
Kruglis fort, »gibt es schon seit einiger Zeit keine Brände mehr. Wahrscheinlich ist bereits alles verbrannt, was brennbar war. Aber diese Explosionen … Die erste gab es vor vier Monaten, Anfang Mai. Die zweite im Juni. Jetzt aber wiederholen sie sich fast jede Woche. Es sind grelle, weiß bläuliche Eruptionen von unerhörter Intensität. Überlegen Sie selbst …«
    Der Biologe erschien mit einem Tablett in der Tür.
    »Überlegen Sie selbst«, wiederholte er, während er flink das Geschirr verteilte. »Vom Kordon bis zum Epizentrum sind es über zweihundert Kilometer, aber der halbe Himmel lodert davon. Und unmittelbar nach der Explosion breitet sich der hellblaue Nebel aus.«
    »Ja, wir haben davon gehört«, sagte Berkut.
    Der Biologe machte kehrt, wollte nochmals in die Küche gehen, blieb aber an der Türschwelle stehen.
    »Ist Ihnen bekannt, dass der letzte Ausbruch gestern Nacht stattgefunden hat?«, fragte er.
    »Ja, vielen Dank.«
    »Irgendwer muss ja den Anfang machen«, brummte Iwan Iwanowitsch. »Aber, wo bleibt Polessow?«
    Der Biologe zuckte mit den Achseln, verschwand in der Küche und kam gleich darauf mit dem summenden Teekessel wieder. »Kommen Sie, wir trinken Tee«, sagte er. »Geben Sie mir die Gläser.«
    Iwan Iwanowitsch leerte bereits das zweite Glas, als die Tür aufgerissen wurde und Polessow eintrat. Er war kreidebleich und griff sich an die rechte Wange.
    »Was haben Sie, Pjotr Wladimirowitsch?«, fragte Berkut.
    »Mich hat etwas gebissen«, erwiderte Polessow.
    »Wahrscheinlich eine Mücke.«
    »Möglich.« Polessow verzog finster das Gesicht. »Nur hat diese Mücke anstatt eines Stachels ein Maschinengewehr!«
    »Dann war es wohl eine Mücke von der anderen Seite«, erklärte der Biologe. »Setzen Sie sich, und trinken Sie einen Tee.«
    »Und wer schreit da so jämmerlich in den Gräben? Ich dachte schon, da ertrinkt jemand.«
    »Das sind Frösche. Auch von der anderen Seite.«
    Iwan Iwanowitsch stellte das Glas mit einem Ruck auf der Untertasse ab, wischte sich über das krebsrote Gesicht und fragte: »Mutanten?«
    »So ist es«, bestätigte der Biologe. »Wir haben hier ein regelrechtes Schutzrevier für Mutanten. Zur Zeit der Hauptexplosion und auch nachher, als das Strahlungsniveau noch sehr hoch war, haben die Tiere in der Zone entsetzlich gelitten. Verstehen Sie? Unmittelbar nach dem Ausbruch wurde das Gebiet abgeriegelt, und sie konnten es nicht mehr verlassen. Die erste Generation ist mittlerweile gestorben, sämtliche Nachkommen sind missgebildet. Wir beobachten die Tiere hier schon das achte Jahr – manchmal fangen wir welche, mitunter stellen wir auch Kameras mit Selbstauslöser auf. Leider ist es uns untersagt, tiefer als fünf Kilometer in das Gebiet einzudringen … Einer unserer Mitarbeiter hat es trotzdem riskiert; er hat Fotos und einige Tiere mitgebracht. Hinterher ist er erkrankt, Teufel, wie man uns da den Kopf gewaschen hat!«
    Der Biologe zündete sich eine Zigarette an.
    »Na, Sie werden ja selbst sehen, was dort los ist. Es sind völlig neue Arten entstanden, schauerlich missgestaltete … Trotz der Beschränkungen haben wir schon viel Material zusammengetragen. Viele Arten sind inzwischen ganz ausgestorben. Die Bären zum Beispiel. Andere passen sich an – sofern man hier von einer Anpassung sprechen kann. Genauer gesagt: Sie haben Mutanten hervorgebracht, die unter den Bedingungen erhöhter Radioaktivität lebensfähig sind. Aber das, wissen Sie, ist …«
    »Und wie reagieren sie auf ihre Umwelt?«, wollte Iwan Iwanowitsch wissen. »Auf die Explosionen und alles andere?«
    »Sie reagieren seltsam«, antwortete der Biologe. »Überaus seltsam. Ich fürchte, unser ›Schutzgebiet‹ wird nicht mehr lange existieren. Früher haben sich die Tiere nur äußerst selten bis zur Begrenzung vorgewagt. Große Tiere haben wir dort fast gar nicht zu Gesicht bekommen. Doch im vorigen Monat sind Hunderte der furchtbaren Missgeburten urplötzlich und am helllichten Tag direkt auf den Schlagbaum zugestürzt. Kein Anblick für Leute mit schwachen Nerven. Einige von ihnen haben wir gefangen, die anderen mithilfe von Raketen zurückgescheucht. Keine Ahnung, wovor sie geflüchtet waren. Ob vor den Explosionen, dem blauen Nebel oder sonst was … Wahrscheinlich vor dem blauen Nebel. Ich glaube, letzten Endes werden sie alle zugrunde gehen. Seit ein paar Monaten gibt es hier außerdem Schwärme von Mücken! Ganz zu schweigen von den Vögeln und Fröschen. Der Uhu von vorhin

Weitere Kostenlose Bücher