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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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losschicken«, schlug er vor.
    »Wir haben auch so schon genug Zeit verloren«, erwiderte Iwan Iwanowitsch ungeduldig. »Brechen wir lieber auf. Wir werden uns an Ort und Stelle umsehen.«
    »Wir können die Kyber auch unterwegs vorschicken«, sagte Polessow erneut. Er ließ nicht locker. Iwan Iwanowitsch blickte gleichfalls zu Berkut.
    »Also gut«, stimmte er zu. »Wir machen uns auf den Weg. Pjotr Wladimirowitsch, gehen Sie bitte zu den Biologen und informieren Sie sie, dass wir jetzt losfahren. Und richten Sie ihnen bitte unseren Dank aus.«
    »Zu Befehl, Genosse Berkut.«
    Polessow ging in Richtung der Häuschen davon und kam eine Minute später mit Kruglis zurück.
    »Wir brechen jetzt auf«, sagte Berkut. »Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft.«
    »Keine Ursache«, erwiderte der Biologe langsam. »Gute Reise.«
    »Auf Wiedersehen«, verabschiedete sich Polessow. »Ich werde versuchen, einen Uhu für Sie zu fangen.«
    Sie kletterten in den Panzer, die Luke klappte zu. Der Biologe winkte und trat dann von der Straße zurück. Langsam hob sich die automatische Schranke. Das schwere Fahrzeug ruckte an, begann zu rattern und fuhr los, wobei es breite Spuren im Gestrüpp hinterließ. Der Biologe sah dem Wagen nach. Schon war er bei der überhängenden Espe angelangt und streifte sie. Der Baum knackte, brach in der Mitte auseinander und stürzte mit einem dumpfen Aufprall quer über die Schneise, die irgendwann einmal eine Autobahn gewesen war.

3
    Stark zur Seite geneigt, völlig geräuschlos und unbeweglich, stand der »Testudo« da. Nach sechzehn Stunden Lärm und Rumpeln erschien die Stille wie ein Trugbild, das jeden Augenblick verschwinden konnte. In ihren Ohren dröhnte es noch immer, die Zähne waren zusammengebissen, die Muskeln angespannt. Doch weder Polessow noch Berkut oder Iwan Iwanowitsch nahmen Notiz davon. Sie sahen schweigend auf das Armaturenbrett. Die Messinstrumente machten völlig falsche Angaben. Vor zwei Stunden, um Mitternacht, hatten die Funkpeilstationen die Koordinaten des Fahrzeugs an Polessow übermittelt: Der »Testudo« befand sich in einer engen Talsenke etwa siebzig Kilometer südöstlich vom Epizentrum. Um null Uhr fünfzehn war der Ruf von Lantanida erstmals ausgeblieben. Die Verbindung war unterbrochen. Um null Uhr siebenundvierzig kreischte dann im Lautsprecher plötzlich ein »… unverzüglich!« auf – allem Anschein nach war es Lemings Stimme gewesen. Um ein Uhr zehn hatte starker Regen eingesetzt, und um ein Uhr achtzehn war der Infrarotprojektor erloschen. Polessow hatte sich an den Umschaltern zu schaffen gemacht, geflucht, die Scheinwerfer eingeschaltet und die Stirn gegen die Wildlederverkleidung des Periskops gepresst. Um ein Uhr fünfundfünfzig hatte er sich vom Sehrohr losgerissen, um einen Schluck Wasser zu trinken, abermals einen Blick auf die Instrumente geworfen, losgebrüllt und das Fahrzeug zum Stehen gebracht. Die Geräte logen gottlos.
    Um sie her stand eine schwarze Septembernacht, es goss in Strömen, doch die Nadel des Hygrometers wies ungeniert auf Null. Und das Thermometer zeigte minus sieben Grad. Die Zeiger des Geigerzählers huschten fröhlich über die Skala und gaben an, dass die Radioaktivität des Bodens unter den Raupenketten sehr schnell und in großen Sprüngen wechselte. Wollte man überdies noch den Angaben der Manometer Glauben schenken, befand sich der Panzer auf dem Grund eines zwanzig Meter tiefen Wasserbehälters.
    »Die Instrumente spielen verrückt«, stellte Berkut munter fest.
    Niemand widersprach.
    »Es muss sich um äußere Einflüsse handeln …«
    »Ich möchte gerne wissen, um welche«, sagte Polessow und biss auf seiner Unterlippe herum.
    Berkut sah ihn an – sein dunkles, längliches Gesicht und den roten Fleck auf der rechten Wange.
    »Ach, das würde Ihnen auch nicht weiterhelfen!«, meldete sich Iwan Iwanowitsch.
    »Doch, würde es«, widersprach Polessow.
    Er hätte dann nämlich die Geräte korrigieren können, vor allem die Instrumente auf dem Steuerpult. Iwan Iwanowitsch konnte mit deren Angaben natürlich nicht das Geringste anfangen … Polessow stellte fest, dass die Instrumente ebenso falsche Daten lieferten wie alle übrigen Geräte. Das aber war nicht nur seltsam, sondern überaus gefährlich, denn die Steuerungsinstrumente galten durch die dreifache Schutzpanzerung des »Testudo« als vor allen äußeren Einflüssen gesichert. Die Insassen des Fahrzeugs waren vor äußeren Einwirkungen gleichfalls nur

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