Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
Vom Netzwerk:
Pjotr Alexejewitsch Novago den Rückwärtsgang ein.
    »Spring ab!«, rief er Mandel zu.
    Der Crawler begann heftig zu rucken, wirbelte Wolken von Sand und Staub auf und kippte dann mit dem Heck vornüber. Novago blieb nichts anderes übrig, als den Motor abzustellen und sich aus dem Fahrzeug fallen zu lassen. Er landete auf allen vieren und kroch eilig, ohne sich aufzurichten, zur Seite, während der Sand unter ihm immer weiter nachgab. Schließlich gelang es ihm, festen Grund zu erreichen, er setzte sich hin und zog die Beine zu sich.
    Da erblickte er auch Mandel, der am gegenüberliegenden Rand des Kraters kniete, und sah das Heck des Crawlers, das, von Dampf eingehüllt, aus dem sandigen Grund des Kraters aufragte. Theoretisch durfte so etwas mit einem Fahrzeug vom Typ »Eidechse« nicht passieren. Zumindest nicht hier, auf dem Mars. Die »Eidechse« war leicht und schnell und besaß eine fünfsitzige offene Plattform auf vier gesonderten Chassis mit Raupenketten. Dennoch sackte sie jetzt langsam zu dem schwarzen Loch hin ab, in dem zähflüssiges Wasser glitzerte. Vom Wasser her, das sehr tief sein musste, stieg auch der Dampf auf.
    »Eine Kaverne«, stellte Novago mit belegter Stimme fest. »So ein Pech …«
    Mandel wandte ihm das Gesicht zu; die Sauerstoffmaske ließ nur die Augenpartie frei.
    »Ja«, sagte er. »Wir haben verdammtes Pech.«
    Es war völlig windstill. Die Dampfschwaden aus der Kaverne stiegen senkrecht zum dunkelvioletten Himmel auf, an dem unzählige große Sterne leuchteten. Tief im Westen stand die Sonne – eine kleine, gleißend helle Scheibe über den Dünen. Von dort zogen sich schwarze Schatten über die rötliche Ebene. Es war sehr still, man hörte nur das leise Rascheln des Sandes, der in den Krater hinabrieselte.
    »Gut«, seufzte Mandel und erhob sich. »Was sollen wir jetzt machen? Ihn da rauszuschleppen«, er nickte zum Krater hin, »ist unmöglich. Oder?«
    Novago schüttelte den Kopf.
    »Wir beide werden es nicht schaffen, Lazar Grigorjewitsch«, erwiderte er.
    Plötzlich hörten sie einen langgezogenen, schmatzenden Laut, und das Heck des Crawlers war in der Krateröffnung verschwunden. Auf der dunklen Wasseroberfläche bildeten sich nach und nach mehrere Blasen, die dann wieder platzten.
    »Tja«, meinte Mandel. »Rausholen können wir ihn jetzt nicht mehr. Wir müssen schon zu Fuß weiter, Pjotr Alexejewitsch. Dreißig Kilometer sind nicht der Rede wert, die schaffen wir in etwa fünf Stunden.«
    Novago blickte zum schwarzen Wasser hin, auf dem sich bereits ein feines Eismuster gebildet hatte. Mandel sah auf die Uhr.
    »Achtzehn Uhr zwanzig«, sagte er. »Um Mitternacht sind wir dort.«
    »Das ist es ja«, erwiderte Novago nicht sonderlich begeistert. »Erst gegen Mitternacht.«
    Noch dreißig Kilometer, dachte er. Zwanzig davon müssen wir im Dunkeln zurücklegen. Wir sind zwar mit Infrarotbrillen ausgestattet, aber es ist trotzdem dumm. Dass uns so was passieren musste … Mit dem Crawler wären wir noch vor Anbruch der Dunkelheit dort gewesen. Ob es vielleicht besser wäre, zum Stützpunkt zurückzukehren und ein neues Fahrzeug zu nehmen? Aber bis dahin sind es fast vierzig Kilometer und die Fahrzeuge womöglich alle im Einsatz. Wir würden erst gegen Morgen auf der Plantage ankommen – und dann wäre schon alles vorbei. Was für eine dumme Geschichte!
    »Keine Bange, Pjotr Alexejewitsch«, sagte Mandel und klopfte sich auf die Hüfte, wo unter dem Fellmantel das Koppel mit der Pistole hing. »Wir werden es schon schaffen.«
    »Und wo sind die Instrumente?«, fragte Novago.
    Mandel schaute um sich.
    »Ich habe sie heruntergeworfen«, antwortete er. »Aha, da sind sie ja.«
    Er ging ein paar Schritte und hob eine kleine Tasche vom Boden auf.
    »Da sind sie«, wiederholte er und wischte mit dem Mantelärmel den Staub von der Tasche. »Also los, gehen wir?«
    »Gehen wir«, sagte Novago, und sie setzten sich in Marsch.
    Sie durchquerten die Talsenke, erklommen eine Düne, stiegen dann wieder bergab. Das Laufen fiel ihnen nicht schwer, denn selbst Novago mit seinen rund achtzig Kilo und dem zusätzlichen Gewicht – Sauerstoffflaschen, Wärmesystem, Pelzkleidung und Bleibeschläge unter den Fellstiefeln – wog hier ganze vierzig Kilo. Mandel, der klein und schmächtig war, sah aus, als ginge er spazieren, und schwenkte dabei lässig die Ledertasche. Der Sand hier war abgelagert und fest, ihre Schritte zeichneten sich kaum darauf ab.
    »Für den Crawler wird mir Iwanenko

Weitere Kostenlose Bücher