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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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und Komow erschrak, als Mboga plötzlich wie eine Sprungfeder hochschnellte und, das Gesicht dem Fluss zugewandt, reglos verharrte. Komow schaute gleichfalls zum Fluss.
    Ein gigantisches schwarzes Tier bewegte sich auf ihr Lager zu. Obwohl der Hubschrauber dazwischenstand, sah man es schwankend näher kommen. Das Licht der Abendsonne lag auf den feuchtglänzenden Flanken, die sich wie die eines Nilpferdes blähten. Der Koloss trat das Gras auseinander, bewegte sich ziemlich schnell voran, und Komow sah voller Entsetzen, wie der Hubschrauber zu schwanken anfing und langsam zur Seite kippte. Zwischen den Gebäudemauern und dem Helikopter kam nun eine niedrige, massige Stirn mit zwei großen Höckern zum Vorschein; Komow erblickte zwei kleine stumpfe Augen, die, so schien ihm wenigstens, unverwandt auf ihn gerichtet waren. »Vorsicht!«, schrie er.
    Der Hubschrauber stürzte um, und die Propeller gruben sich ins Gras. Das Tier aber kam immer näher. Es war mindestens drei Meter hoch, seine runden Seiten blähten sich in regelmäßigen Abständen, und sein lauter, gleichmäßiger Atem war deutlich zu hören.
    Mboga, der hinter Komow stand, klickte mit dem Karabiner. Erst da kam Komow zu sich und stahl sich rückwärtsgehend zu den Zelten. Fokin, auf allen vieren und bedeutend schneller als er, überholte ihn. Das Ungeheuer war nur noch etwa zwanzig Schritt entfernt.
    »Schaffen Sie es, das Lager abzubauen?«, fragte Mboga hastig.
    »Nein.«
    »Dann werde ich schießen.«
    »Augenblick noch«, bat Komow. Er trat ein Stück vor, hob die Hand und rief: »Halt!«
    Der Koloss verharrte für einen Augenblick. Die höckrige Stirn reckte sich unvermittelt in die Höhe, und der Rachen, geräumig wie die Kabine des Helikopters, öffnete sich weit. Das Maul des Tieres war voll von grünem Grasbrei.
    »Gennadi«, rief Tanja. »Komm sofort zurück!«
    Das Ungeheuer gab ein lang anhaltendes Zischen von sich und näherte sich jetzt noch schneller.
    »Halt!«, rief Komow erneut, diesmal freilich nicht sehr überzeugend. »Offensichtlich ein Grasfresser«, erklärte er und zog sich weiter zu den Zelten zurück.
    Dann sah er sich um. Mboga stand hinter ihm, das Gewehr im Anschlag, und Tanja hielt sich bereits die Ohren zu. Neben ihr erblickte er Fokin, der einen Sack auf dem Rücken trug; sein Schnurrbart war zerzaust.
    »Wird denn heute noch auf das Vieh geschossen oder nicht?!«, schrie er mit unnatürlicher Stimme. »Soll ich den Intravisor wegschaffen oder …«
    Ein wahrer Donnerschlag schnitt ihm das Wort ab. Mbogas halbautomatisches Jagdgewehr hatte ein Kaliber von 16,3 Millimetern, und die Stoßkraft der Kugel aus zehn Schritt Entfernung betrug etwa acht Tonnen. Der Einschuss erfolgte genau in die Mitte der Stirn, zwischen den beiden Höckern. Das Tier plumpste mit voller Wucht aufs Hinterteil. Erneut ein Donnerschlag! Der zweite Treffer riss es auf den Rücken herum. Die kurzen, dicken Beine zuckten krampfhaft in der Luft, und aus dem dichten Gras drang ein Röcheln. Der schwarze Leib blähte sich noch einmal auf und fiel in sich zusammen, dann war alles still. Mboga ließ das Gewehr sinken.
    »Lasst es uns ansehen«, sagte er.
    Von seiner Größe her stand das Tier einem ausgewachsenen afrikanischen Elefanten nicht nach, doch mehr erinnerte es an ein riesiges Nilpferd.
    »Es hat rotes Blut«, sagte Fokin. »Aber was ist das?«
    Das Tier lag auf der Seite, und an seinem Bauch entdeckten sie drei Reihen weicher, faustgroßer Erhebungen, aus denen eine glänzende, zähe Flüssigkeit troff. Sofort begann Mboga laut zu schnuppern, dann nahm er einen Tropfen der Flüssigkeit auf die Fingerspitze und kostete.
    »Pfui Teufel!«, rief Fokin.
    Die Gesichter der anderen zeigten denselben angeekelten Ausdruck.
    »Honig«, sagte Mboga.
    »Wie ist das möglich?«, wunderte sich Komow.
    Nach kurzem Zögern streckte auch er den Finger nach der Flüssigkeit aus. Tanja und Fokin verfolgten seine Bewegungen voller Abscheu. »Tatsächlich«, rief er. »Echter Honig! Lindenhonig.«
    »Doktor Dickson hat herausgefunden, dass das Gras viele Saccharide enthält«, erklärte Mboga.
    »Ein Honig produzierendes Monster«, stellte Fokin fest. »Wir hätten es doch nicht töten sollen.«
    »Von wegen – wir!«, rief Tanja. »Meine Güte, jetzt bring doch endlich den Intravisor zurück.«
    »Schon gut«, meinte Komow. »Und was machen wir jetzt? Bei dieser Hitze können wir einen so großen Kadaver nicht lange neben dem Lager liegen lassen.«
    »Ich mache

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