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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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einen von ihnen abschießen – ich meine die Vögel –, aber Gorbowski hat es nicht erlaubt.«
    »Warum nicht?«, fragte Mboga.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Ryu. »Jedenfalls war er furchtbar wütend und wollte allen die Waffen wegnehmen.«
    »Er hat sie uns weggenommen«, erzählte Fokin. »Es gab ziemlichen Krach bei der Sitzung des Rates, und Gorbowski hat sich – meiner Meinung nach nicht sehr kollegial – einfach aufgrund seiner Autorität gegen die anderen durchgesetzt.«
    »Nur bei Tora hat man eine Ausnahme gemacht«, sagte Tanja.
    »Stimmt«, schaltete der sich ein. »Ich habe mein Gewehr behalten. Obwohl ich Gorbowski in gewisser Weise verstehen kann: Hier widerstrebt es einem zu schießen.«
    »Trotzdem hat Gorbowski allerhand Eigenheiten«, beharrte Fokin.
    »Möglich«, meinte Ryu zurückhaltend.
    Sie näherten sich der geräumigen Laborkuppel mit der niedrigen, runden Tür. Über der Kuppel drehten sich in verschiedenen Richtungen drei gitterförmige Radarantennen.
    »Hier könnten wir Ihre Zelte aufschlagen«, schlug Ryu vor. »Sollte Ihnen etwas Stabileres lieber sein, erteile ich den Kybern eine entsprechende Anweisung.«
    Komow warf einen Blick auf die Kuppel, dann auf die roten und schwarzen Rauchschwaden, die hinter dem Labor aufstiegen, und schließlich zu den grauen Dächern der Stadt hinüber. Schuldbewusst meinte er: »Wissen Sie, Ryu, ich fürchte, wir werden Sie hier stören. Wäre es nicht besser, wir würden uns in der Stadt einrichten?«
    »Hier riecht es auch etwas verbrannt«, fügte Tanja hinzu. »Außerdem habe ich Angst vor den Kybern …«
    »Ich habe ebenfalls Angst vor den Kybern«, erklärte Fokin bestimmt.
    Ryu zuckte gekränkt mit den Schultern.
    »Wie Sie wollen«, erwiderte er. »Ich finde es sehr schön hier.«
    »Wenn wir unsere Zelte aufgeschlagen haben«, meinte Tanja, »ziehen Sie zu uns, einverstanden? Sie werden sehen, es wird Ihnen bestimmt gefallen.«
    »Hm … na vielleicht …«, murmelte Ryu. »Fürs Erste aber lade ich Sie zu mir ein.«
    Die Archäologen gingen in gebückter Haltung auf die niedrige Tür zu. Den Schluss bildete Mboga, der freilich nicht einmal den Kopf zu neigen brauchte.
    Ryu blieb einen Augenblick an der Schwelle stehen, sah sich um und entdeckte, dass die Erde ringsum zertrampelt war. Das Gras wirkte gelblich verfärbt und war niedergetreten, die Lithoplaststapel eingedrückt, und dann nahm auch er den eigenartigen Brandgeruch wahr.
    Die Stadt besaß eine einzige Straße, die sehr breit und mit dichtem Gras bewachsen war. Sie zog sich fast genau am Meridian entlang und endete unweit des Flusses. Komow entschied, das Lager im Zentrum der Stadt zu errichten, womit sie um drei Uhr nachmittags begannen (ein Tag auf der Leonida hat siebenundzwanzig Stunden und ein paar Minuten).
    Es schien noch heißer geworden zu sein. Der Wind hatte nachgelassen, über den grauen Parallelepipeden der Gebäude zitterte die glühend heiße Luft, und nur im südlichen Teil der Stadt, näher zum Fluss hin, war es ein wenig kühler. Es roch »nach Heu«, wie Fokin sich ausdrückte, und »ein bisschen nach Chlorellaplantagen«.
    Komow war zusammen mit Mboga und Ryu, der seine Hilfe angeboten hatte, in den Hubschrauber gestiegen und zur Landekapsel geflogen, um Apparaturen und Lebensmittel zu holen. Tatjana und Fokin begannen inzwischen mit der Vermessung der Stadt. Als die Männer nach dem ersten Flug landeten, erklärte Fokin, der beim Ausladen half, mit bedeutungsvollem Gesicht, alle Gebäude der Stadt besäßen ungefähr dieselben Maße. Ryu antwortete höflich, das sei sehr interessant, woraufhin Fokin vermutete, die Gebäude hätten wohl ein und dieselbe Funktion. »Man muss nur herausfinden, welche«, fügte er nach einigem Nachdenken hinzu.
    Als der Hubschrauber zum zweiten Mal landete, sah Komow, dass Tanja und Fokin einen hohen Mast aufgestellt und die Flagge der Fährtensucher über der Stadt gehisst hatten – ein großes weißes Tuch mit der stilisierten Abbildung einer Siebenkantmutter. (Fast einhundert Jahre zuvor hatte es ein berühmter Planetenerkunder kategorisch abgelehnt, im Kosmos nach Spuren fremder Vernunft zu suchen, und erklärt, als unwiderlegbaren Beweis für außerirdische Intelligenz ließe er einzig die Radachse, die in Felsen gehauene Skizze des Pythagoras-Theorems und eine Siebenkantmutter gelten. Die Fährtensucher hatten seine Herausforderung angenommen und ihr Banner mit der Darstellung der Siebenkantmutter versehen.)
    Komow

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