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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Schaltschema noch so gut in Erinnerung hatte, dass er fast nicht in der Anleitung nachzulesen brauchte, dass er sich nur unbedeutend verletzt hatte und die Schrammen am Kopf allmählich verschorften und nicht mehr schmerzten. Hin ter dem Photonenreaktor summte der Rechner. Krutikow raschelte mit Papier und trällerte etwas Unmusikalisches vor sich hin. Er trällerte immer vor sich hin, wenn er arbeitete.
    Woran er jetzt wohl arbeitet?, fragte sich Shilin. Vielleicht will er sich einfach nur ablenken? Sehr gut, wenn man das in solchen Augenblicken kann. Die Planetologen arbeiten sicherlich auch und werfen Sondenbomben ab. Nun habe ich doch nicht zu sehen bekommen, wie ein Satz davon explodiert. Vieles habe ich noch nicht zu sehen bekommen. Zum Beispiel soll der Anblick des Jupiters von der Amalthea aus sehr schön sein. An einer interstellaren Expedition oder an einer Expedition von Fährtensuchern, von Gelehrten, die auf anderen Planeten nach Spuren von Lebewesen aus unbekannten Welten forschen, hätte ich auch gern einmal teilgenommen. Außerdem soll es auf den J-Stationen fantastische Mädchen geben. Ach, sie kennenlernen und dann Pepe Junt davon vorschwärmen! … Junt, der zu den Mondrouten abkommandiert worden war und sich darüber sogar noch gefreut hatte, dieser komische Kauz … Drollig, Krutikow singt so falsch, als täte er es mit Absicht. Er hat eine Frau und zwei, nein, drei Kinder, und die älteste Tochter ist sechzehn. Er versprach immer, sie uns einmal vorzustellen, und zwinkerte jedes Mal wie ein Schwerenöter, aber das wird ja nun nicht mehr möglich sein … Vieles geht jetzt nicht mehr. Vater wird es sehr treffen … schrecklich! Wie dumm, dass es so kommen musste, gleich auf der ersten Fahrt nach dem Examen! … Gut, dass wir uns damals entzweit haben, sie und ich!, dachte er plötzlich. Das macht alles einfacher, es hätte sonst sehr schwierig werden können. Krutikow ist bedeutend schlechter dran als ich. Auch der Kommandant hat es schwerer. Bykow hat eine Frau – eine sehr schöne, fröhliche Frau, die obendrein auch noch sehr klug zu sein scheint. Beim Abschied vor dem Start hat sie an so etwas sicher nicht gedacht. Oder vielleicht doch? Aber sie hat sich nichts anmerken lassen. Wahrscheinlich hat sie sich schon daran gewöhnt. Der Mensch kann sich an alles gewöhnen. Ich zum Beispiel habe mich an die Überbelastung beim Flug gewöhnt, obwohl mir das am Anfang sehr schwergefallen ist und ich sogar damit gerechnet hatte, man würde mich deshalb zur Fakultät für Fernsteuerung versetzen. An der Hochschule hieß das »Versetzung zu den Mädchen«, weil dort viele Mädchen studierten, ungewöhnliche, sympathische Mädchen, in deren Gesellschaft man immer Spaß und Abwechslung hatte. Trotzdem galt eine »Versetzung zu den Mädchen« als etwas Peinliches. Völlig unverständlich, warum. Die Mädchen kamen nach dem Studium auf verschiedene Stationen und zu Stützpunkten auf fernen Planeten und arbeiteten nicht schlechter als ihre männlichen Kollegen. Teilweise sogar besser … Egal, dachte Shilin, jedenfalls ist es sehr gut, dass unsere Freundschaft damals in die Brüche gegangen ist! Wie wäre ihr jetzt zumute? … Gedankenverloren betrachtete er die geborstene Platte der Druckschaltung, die er in den Händen hielt … Als ich sie nach Hause brachte, küssten wir uns im Großen Park und dann auf der Uferpromenade vor den weißen Statuen. An der Haustür küssten wir uns noch lange, und immer wieder kamen Leute, obwohl es schon spät war. Sie hatte Angst, ihre Mutter könne auftauchen und fragen: »Was tust du hier, Walja, und wer ist dieser junge Mann?« Das war im Sommer, in den weißen Nächten. In den Winterferien kam ich wieder, und wir trafen uns; alles war wie davor, nur dass im Park nun Schnee lag und sich über uns, vor dem Grau des Himmels, kahle Zweige im Wind regten. Der Wind frischte auf und ließ Pulverschnee auf uns herabrieseln, wir wurden steif vor Kälte und liefen zu einem Café in der Interplanetarstraße, um uns aufzuwärmen. Wir freuten uns, dass dort keine Gäste waren, saßen am Fenster und sahen auf der Straße die Autos vorüberfahren. Ich wettete, alle Autotypen zu kennen, und verlor: Wir sahen ein elegantes, niedriges Auto, und ich wusste nicht, was für ein Typ es war. Ich lief hinaus, um mich zu erkundigen, und erfuhr, dass es sich um einen »Goldenen Drachen«, einen neuen chinesischen Atom-Pkw, handelte. Wir stritten uns um drei Wünsche. All das schien damals das

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