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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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eine lustige, obwohl nicht ganz einleuchtende Geschichte, in der ein Mann nur dafür ausgepeitscht wurde, dass er vergessen hatte, in der Toilette das Licht zu löschen. Etwas Ähnliches spielt sich gerade zwischen Aristoteles und Lamondois ab. Aristoteles und seine Leute wollen Lamondois und dessen Gefolge an den Kragen, weil die alle Energiereserven an sich gerissen haben … Heiliger Regenbogen! Noch vor einem Jahr waren die beiden ein Herz und eine Seele.Der Nullphysiker war dem Nullphysiker Freund, Genosse und Bruder. Und jetzt? Niemand hätte geglaubt, dass Forsters Begeisterung für die Welle unseren Planeten in zwei Hälften spalten würde! In welch einer Zeit lebe ich bloß!«, rief Matwej pathetisch. »An allem fehlt es: an Energie, an Apparaturen, und wegen jedes grünschnäbligen Laboranten kriegen sie sich in die Wolle. Lamondois’ Leute stehlen Energie, die Anhänger von Aristoteles stellen den Touristen nach und versuchen, sie anzuwerben. Die Ärmsten! Da kommen sie nichtsahnend hierher, wollen sich erholen oder etwas Interessantes über unseren Planeten schreiben, und dann das! Und der Oberste Rat – ich wiederhole: der Oberste Rat! – hat sich in eine simple Schiedskommission verwandelt. Ich habe schon gebeten, mir das ›Römische Recht‹ zu schicken … In der letzten Zeit lese ich überhaupt nur noch historische Werke. Heiliger Regenbogen! Bald werde ich hier eine Polizei und ein Schwurgericht ins Leben rufen müssen. Und allmählich gewöhne ich mich an eine mir völlig fremde, verrohte Terminologie. So habe ich Lamondois vorgestern zum Angeklagten und Aristoteles zum Kläger deklariert. Ohne zu stottern, spreche ich jetzt Wörter wie Jurisprudenz und Polizeipräsidium aus.«
    Einer der Bildschirme flammte auf, zwei kleine pausbäckige Mädchen von etwa zehn Jahren waren zu sehen.
    »Sag du es«, flüsterte die eine.
    »Warum denn ich? Wir hatten doch ausgemacht, dass du …«
    »Nein, wir hatten ausgemacht, dass du …«
    »Du bist gemein! – Guten Tag, Matwej Semjonowitsch.«
    »Sergejewitsch«, verbesserte die andere.
    »Guten Tag, Matwej Sergejewitsch!«
    »Guten Tag, Kinder«, erwiderte der Direktor den Gruß. Man sah ihm an, dass er an etwas erinnert worden war, was er wohl total vergessen hatte. »Guten Tag, ihr Küken! Guten Tag, ihr Mäuschen!«
    Die beiden wurden ganz rot vor Verlegenheit.
    »Matwej Sergejewitsch, wir laden Sie ins Kinderdorf ein, zu unserem Sommerfest …«
    »Heute um zwölf Uhr«, plapperte die andere dazwischen.
    »Um elf!«
    »Nein, um zwölf!«
    »Ich komme«, polterte der Direktor begeistert. »Ich komme auf jeden Fall. Um elf und auch um zwölf.«
    Gorbowski leerte sein Glas, goss sich noch etwas nach, streckte sich dann bequem im Sessel aus, wobei seine Beine fast bis zur Zimmermitte reichten, und setzte das Glas auf seiner Brust ab. Ihm war wohl und behaglich.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern mitkommen ins Kinderdorf«, erklärte er. »Ich habe sowieso nichts anderes vor. Vielleicht werde ich dort eine kleine Rede halten«, fügte er scherzhaft hinzu. »Dazu hatte ich bisher noch nie Gelegenheit. Mal sehen, ob ich so etwas zustande bringe.«
    »Das Kinderdorf«, sagte der Direktor und wälzte sich wieder über seine Armlehne, »ist der einzige Ort bei uns, wo Ordnung herrscht. Die Kinder sind ein prächtiges Völkchen. Sie verstehen ganz ausgezeichnet, was das Wörtchen ›nein‹ bedeutet. Das kann man von unseren Nullphysikern wahrhaftig nicht behaupten. Während sie voriges Jahr zwei Millionen Megawattstunden konsumiert haben, sind es in diesem Jahr bereits fünfzehn. Und das Schönste – sie haben weitere sechzig beantragt. Sie wollen die Existenz des Wörtchens ›nein‹ einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Da liegt der Hase im Pfeffer.«
    »Wir kannten es seinerzeit auch nicht«, bemerkte Mark.
    »Mein lieber Mark, damals waren auch ganz andere Zeiten. Die Physik war noch nicht so weit fortgeschritten. Wir haben nicht mehr beansprucht, als uns zugebilligt wurde. Wozu auch? Für unsere D-Prozesse und die Elektronenstruktur hat es allemal gelangt. Mit dem Problem der Verbundräume zum Beispiel hatten sich lediglich einzelne Wissenschaftler befasst, und auch die nur auf dem Papier. Und jetzt? Jetzt haben wir die vermaledeite Epoche der diskreten Physik, der Durchdringungstheorie, des Unterfrequenzbereiches … Heiliger Regenbogen, wo sollen diese ganzen Nullexperimente hinführen! Jeder Milchbart, jeder Dreikäsehoch von Laborant

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