Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
mit meinen Freunden bekanntmachen.« Mit seinem breiten, eckigen Kinn wies er auf die beiden Raumfahrer. »Kommandant der ›Tariel‹ Leonid Andrejewitsch Gorbowski und sein Pilot Mark Walkenstein.«
»Sehr erfreut«, antwortete Kaneko und machte eine leichte Verbeugung mit seinem klettengeschmückten Kopf. Mark und Gorbowski erwiderten die höfliche Geste.
»Ich werde mich bemühen, das Raumschiff vor größerem Schaden zu bewahren«, sagte Kaneko ernst und wandte sich zur Tür. Gorbowski sah ihm beunruhigt nach.
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Kaneko trat zur Seite, um Platz zu machen. Vor ihm stand das brünette Mädchen. Sie trug noch immer die weiße Jacke mit den abgerissenen Knöpfen. Gorbowski bemerkte, dass die Shorts an der Hüfte versengt und die linke Hand des Mädchens rußverschmiert waren. Neben ihr wirkte der akkurate Chefenergetiker wie ein Gast aus ferner Zukunft.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte die Brünette in betont freundlichem Tonfall. »Darf ich hereinkommen? Sie haben mich rufen lassen, Matwej Sergejewitsch?«
Kaneko wandte sich ab und ging in großem Bogen um sie herum zur Tür. Matwej lehnte sich in seinem Sessel zurück und stützte die Arme auf die Lehnen. Sein Gesicht nahm abermals eine tiefviolette Färbung an.
»Glaubst du etwa, Postyschewa, ich wüsste nicht, auf wessen Konto dieser Streich geht?«, begann er mit leiser, unheilvoller Stimme.
Auf dem Bildschirm erschien ein vor Gesundheit strotzender Bursche, der sein Käppi pfiffig aufs Ohr geschoben hatte.
»Verzeihen Sie die Störung, Matwej Sergejewitsch«, sagte er und lächelte forsch. »Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass uns zwei Ulmotronkomplexe zustehen.«
»Ihr werdet wie alle anderen nach der Bestellliste beliefert, Karl«, brummte Matwej.
»Da stehen wir an erster Stelle«, erklärte der junge Mann.
»Also bekommt ihr euren Teil auch als Erste.« Während der Unterhaltung wandte Matwej keinen Blick von dem Mädchen, wobei er seinen grimmigen Gesichtsausdruck beibehielt.
»Dann muss ich nochmals um Entschuldigung bitten, Matwej Sergejewitsch«, meldete sich der junge Mann erneut, »aber uns beunruhigt das Verhalten der Forster-Truppe. Ich habe gesehen, dass sie ihren Lastwagen schon zum Kosmodrom geschickt hat.«
»Sie können beruhigt sein, Karl«, antwortete Matwej. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und wandte sich an Gorbowski: »Schau dir das an, Leonid! Kommt her und verpetzt seinen eigenen Lehrer.« Und wieder zu dem jungen Mann: »Nun verschwinden Sie schon, Karl. Niemand wird außer der Reihe versorgt.«
»Besten Dank, Matwej Sergejewitsch«, sagte Karl Hoffmann. »Maljajew und ich rechnen auf Sie.«
»Er und Maljajew!«, seufzte der Direktor und hob den Blick zur Zimmerdecke.
Der Bildschirm erlosch, flammte aber sofort wieder auf. Ein älterer, finster dreinschauender Mann mit dunkler Brille, deren Einfassung mit irgendwelchen Mechanismen versehen war, schimpfte unzufrieden los: »Matwej, ich wollte nur die Frage mit den Ulmotronen klären …«
»Die Ulmotrone werden nach dem strengen Bestellsystem ausgegeben«, erklärte der Direktor.
Das brünette Mädchen seufzte tief auf, warf Mark einen prüfenden Blick zu und nahm mit ergebener Miene auf dem Sesselrand Platz.
»Wir brauchen sie aber außer der Reihe«, fuhr der Mann mit der Brille fort.
»Dann bekommt ihr sie eben außer der Reihe«, antwortete Matwej. »Wir haben ja eine Warteliste für Belieferungen außer der Reihe, und da bist du, wenn ich mich recht erinnere, der Achte.«
Das Mädchen begann inzwischen graziös das Loch in ihren Shorts zu untersuchen, dann leckte sie einen Finger an und rubbelte den Rußfleck von ihrem Ellbogen.
»Ich bin gleich so weit, Postyschewa«, sagte Matwej, und dann wieder ins Mikrofon: »Achtung, Regenbogen! Hier spricht der Direktor. Die Ausgabe der Ulmotrone, die mit der ›Tariel‹ angeliefert wurden, erfolgt nach den vom Obersten Rat bestätigten Listen. Ohne Ausnahme. Ende. – So, Postyschewa, und nun zu dir. Ich habe dich rufen lassen, um dir zu sagen, dass ich nun endgültig genug habe. Ich bin immer verständnisvoll gewesen … jawohl. Ich hatte viel Geduld mit dir und habe dir so manches nachgesehen. Du kannst mir weiß Gott keine Härte vorwerfen. Aber heiliger Regenbogen, jetzt reicht es! Schließlich hat alles seine Grenzen. Mit einem Wort, du kannst Galkin bestellen, dass ich dich von der Arbeit suspendiere und bei der erstbesten Gelegenheit zurück zur Erde
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