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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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schicke.«
    Die hübschen Kulleraugen der Postyschewa schwammen augenblicklich in Tränen. Mark schüttelte mitfühlend den Kopf, und auch Gorbowski saß ziemlich verdutzt da. Der Direktor fuhr indes ungerührt fort: »Jetzt ist es zu spät zum Weinen, Alexandra. Das hättest du früher tun müssen. Zusammen mit uns.«
    Ins Zimmer trat jetzt eine Frau von angenehmem Äußeren: Plisseerock, blaue Jacke, Bubikopf. Eine rötliche Locke fiel ihr kess in die Stirn.
    »Hello!«, sagte sie und lächelte zur Begrüßung. »Matwej, störe ich? Oh!« Sie hatte die Postyschewa bemerkt. »Was ist los, warum weinen wir denn?« Tröstend legte sie einen Arm um das Mädchen, das sich auch gleich schutzsuchend an sie schmiegte. »Matwej, waren Sie das? Sie sollten sich schämen! Sicher waren Sie wieder mal grob. Manchmal sind Sie direkt unausstehlich!«
    Der Schnurrbart des Direktors zuckte. »Guten Morgen, Jane«, sagte er. »Lassen Sie die Postyschewa! Sie ist eben von mir gerügt worden. Sie hat Kaneko beleidigt und Energie gestohlen.«
    »Was soll der Unsinn!«, rief Jane aus. »Reg dich nicht auf, Kleines.« Und tadelnd zu Matwej: »Das sind Ausdrücke – beleidigt, gestohlen, Energie! Wem hat sie denn den Strom weggenommen? Doch nicht dem Kinderdorf. Schließlich ist es doch einerlei, wer von den Physikern die Energie verplempert, ob nun Alexandra Postyschewa oder dieser schreckliche Lamondois.«
    Der Direktor erhob sich würdevoll. »Jane«, sagte er, »ich möchte dich erst einmal mit meinen beiden Freunden bekanntmachen, sie sind Raumfahrer.« Er nannte die Namen. »Und das ist« – er wandte sich an Mark und Leonid – »Jane Pickbridge, Chefbiologin unseres Planeten.«
    »Na, sehr erpicht bin ich nicht auf Ihre Bekanntschaft«, meinte Jane, »wenn Sie, zwei kräftige, ansehnliche Männer, hier so gleichgültig zuschauen können. Wie bringen Sie es fertig, den Anblick einer weinenden Frau zu ertragen?«
    »Wir haben absolut nicht gleichgültig zugeschaut«, protestierte Mark. Gorbowski warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Wir wollten uns gerade einschalten.«
    »Tun Sie das, tun Sie das«, stachelte Jane die beiden an.
    »Na, wisst ihr, Kollegen«, polterte der Direktor los. »Das geht doch wohl ein bisschen zu weit. Postyschewa, Sie können einstweilen gehen. Na, nun machen Sie schon … So, Jane, und was führt Sie zu mir? Lassen Sie die Postyschewa los, und tragen Sie Ihr Anliegen vor … Da haben Sie’s, jetzt hat sie Ihnen die schöne Jacke vollgeheult … Postyschewa, Sie sollen endlich gehen, habe ich gesagt!«
    Das Mädchen schlug die Hände vors Gesicht und verließ den Raum. Mark sah Jane fragend an.
    »Selbstverständlich. Gehen Sie ihr nach«, beantwortete sie seine stumme Frage.
    Mark strich sein Jackett glatt, bedachte Matwej mit einem strafenden Blick, machte eine knappe Verbeugung vor der Biologin und folgte dem Mädchen. Matwej winkte resigniert ab.
    »Ich geb’s auf«, sagte er. »Hier herrscht keinerlei Disziplin. Ist Ihnen überhaupt klar, Jane, was Sie eben angerichtet haben?«
    »Allerdings«, erwiderte sie und trat auf Matwej zu.»Eure ganze Physik, die Energie mit einbegriffen, ist nicht halb so viel wert wie eine einzige Träne von Alja.«
    »Das sagen Sie mal Lamondois. Oder Pagawa. Oder Forster. Von mir aus auch Kaneko. Und was die Tränen betrifft, so hat jeder seine eigenen Waffen. Außerdem möchte ich, wenn Sie gestatten, dieses Thema jetzt beenden. Was führt Sie also zu mir?«
    »Sie haben recht«, stimmte Jane zu. »Ich weiß, dass Sie zwar unendlich starrköpfig, aber auch ebenso großmütig sein können. Folglich werden Sie mir meine Bitte nicht abschlagen: Ich brauche unbedingt ein paar Leute, Matwej. Nein, nein« – sie wehrte energisch ab –, »ich brauche sie wirklich dringend. Für ein sehr riskantes, aber interessantes Unternehmen. Ich bin überzeugt: Wenn ich bloß mit dem kleinen Finger winkte, würde die Hälfte der Physiker springen und ihre Chefs sitzenlassen.«
    »Wenn Sie winken«, entgegnete Matwej galant, »würden selbst die Chefs springen.«
    »Danke, Matwej, aber jetzt im Ernst. Es geht um die Kalmare, die zurzeit das ganze Puschkinufer bevölkern. Ich benötige zwanzig Mann, um gegen die gefährlichen Tintenschnecken ins Feld zu ziehen.«
    Matwej seufzte. »Muss das sein?«, fragte er. »Was haben Ihnen die Kalmare getan? Ich habe selbst keine Leute.«
    »Dann wenigstens zehn. Die Kalmare überfallen regelmäßig unsere Fischaufzuchtstationen … Sagen Sie, sind

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