Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
benötigt für seine schäbigen Versuche nicht nur Tausende Megawatt, sondern auch eine bombastische Ausrüstung, die auf unserem Planeten erstens nicht hergestellt werden kann und die zweitens nach dem Experiment im Eimer ist. Ihr habt uns jetzt beispielsweise hundert Ulmotrone mitgebracht. Besten Dank! Aber wir brauchen mindestens sechshundert. Und Energie erst … Energie! Wo soll ich die hernehmen, zum Donnerwetter. Die habt ihr schließlich nicht mitgeliefert. Mehr noch, ihr braucht selber welche. Kaneko und ich haben neulich unseren Energieroboter nach der Optimalstrategie befragt – der Ärmste hat bloß die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.«
Die Tür flog auf, und herein kam federnden Schrittes ein nicht sehr großer, aber äußerst akkurat gekleideter Mann. Sein glatt zurückgekämmtes schwarzes Haar steckte voller Kletten, und auf dem starren Gesicht spiegelte sich schlecht verhohlener Zorn.
»Wenn man vom Teufel spricht, ist er nicht weit«, begrüßte ihn der Direktor und streckte ihm die Hand entgegen.
»Ich bitte um meine Entlassung«, erklärte der Ankömmling förmlich, ohne auf den Scherz des Direktors einzugehen. »Ich bin zu der Einsicht gelangt, dass ich nicht imstande bin, mit diesen Leuten zu arbeiten, und reiche hiermit mein Entlassungsgesuch ein … Entschuldigen Sie bitte« – er wandte sich mit einer leichten Verbeugung an die beiden Kosmonauten –, »mein Name ist Kaneko, Chefenergetiker des Regenbogenplaneten. Ehemaliger Chefenergetiker.«
Gorbowski scharrte eilig mit den Füßen auf dem glatten Fußboden und richtete sich auf, wobei er eine Verbeugung andeutete. Dabei hielt er das Glas mit dem Saft hoch über den Kopf, was ihm das Aussehen des trunkenen Zechers beim Gastmahl des Lukullus verlieh.
»Heiliger Regenbogen!«, rief der Direktor bestürzt. »Was ist denn jetzt schon wieder passiert?«
»Vor einer halben Stunde haben sich Semjon Galkin und Alexandra Postyschewa heimlich an die örtliche Energiestation angeschlossen und den ganzen Strom für zwei Tage im Voraus abgezapft.« Über Kanekos Gesicht lief ein nervöses Zittern. »Der Energieroboter ist auf ehrliche Leute eingestellt, und ich weiß nicht, welche Programmvariante ich ihm für die Existenz eines Galkin und einer Postyschewa eingeben müsste. Die Tatsache an sich ist schon sträflich, wenn auch leider nicht neu für uns. Vielleicht würde ich mit den beiden sogar fertigwerden, aber ich bin weder Judoka noch Akrobat und auch nicht in einem Kindergarten angestellt. Ich kann nicht dulden, dass man mir Fallen stellt: Die beiden wussten genau, dass ich auswärts sein würde. Sie haben meine Abwesenheit ausgenutzt und, vom dichten Gestrüpp hinter der Schlucht getarnt, den Anschluss gelegt, wobei das Kabel leichtsinnigerweise quer über dem Pfad lag …« Er verstummte plötzlich und begann zerstreut, sein Haar von den Kletten zu befreien.
»Wo steckt Postyschewa?«, fragte der Direktor drohend und verfärbte sich tiefviolett. Gorbowski richtete sich erschrocken auf und zog die Beine an. Marks Gesicht zeigte plötzlich ein lebhaftes Interesse für den Vorfall.
»Sie wird gleich hier sein«, antwortete Kaneko. »Ich bin überzeugt, dass sie die Anstifterin zu dieser Sache war, und habe sie in Ihrem Namen hierherbeordert.«
Matwej zog das Mikrofon für die allgemeine Nachrichtenübermittlung zu sich heran und machte eine Durchsage: »Achtung, Regenbogen! Hier spricht der Direktor. Es ist bekannt geworden, dass irgendwo ein Leck im Energiesystem aufgetreten ist, wodurch es Stromverluste gibt. Die Angelegenheit wird untersucht.«
Er stand auf, ging zu Kaneko und legte ihm unbeholfen eine Hand auf die Schulter. »Was sollen wir denn tun, mein Lieber«, murmelte er niedergeschlagen. »Ich habe es dir gleich gesagt – auf dem Regenbogenplaneten haben alle den Verstand verloren. Da hilft nur durchhalten. Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig. Was die Postyschewa betrifft, so werde ich ihr gehörig den Kopf waschen. Das wird kein Zuckerschlecken für sie, darauf kannst du dich verlassen.«
»Also gut, Sie haben recht«, erwiderte Kaneko. »Ich bitte um Entschuldigung für meine Unbeherrschtheit. Wenn Sie gestatten, gehe ich jetzt zum Kosmodrom. Heute steht mir noch eine äußerst unangenehme Angelegenheit bevor – die Ausgabe der Ulmotrone. Sie wissen schon: die Ulmotrone, die heute mit der Landefähre gekommen sind.«
»Ja, ja«, sagte der Direktor seufzend. »Ich weiß Bescheid. Da kann ich Sie ja gleich
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