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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Ihre Testpiloten im Augenblick ausgelastet?«
    Matwej lebte auf. »Ja, das ist eine Idee!«, rief er. »Wo steckt eigentlich Gaba? Ach, natürlich … Also, geht in Ordnung, Jane, Sie bekommen Ihre zehn Mann.«
    »Sie sind wunderbar, Matwej. Ich wusste doch, dass sich mit Ihnen reden lässt. Schicken Sie die Leute gleich zu mir, ich gehe nur schnell etwas essen.« Und zu Gorbowski gewandt: »Auf Wiedersehen, Leonid. Wenn Sie sich vielleicht beteiligen wollen … Uns soll es recht sein.«
    »Uff«, ächzte Matwej, als sich die Tür hinter der Biologin geschlossen hatte. »Eine fantastische Frau, aber immer möchte ich mit ihr nicht zusammenarbeiten. Da ist mir Lamondois schon lieber … Wie bist du eigentlich mit Mark zufrieden?«
    Gorbowski lächelte zur Antwort nur selbstgefällig und schenkte sich noch etwas Saft nach. Dann streckte er sich wieder wohlig in seinem Sessel aus und schaltete, nachdem er ein leises »Darf ich?« gemurmelt hatte, sein Radio ein. Auch Matwej machte es sich bequem.
    »Bitte«, antwortete er geistesabwesend und sagte dann versonnen: »Übrigens … erinnerst du dich noch an den Blinden Fleck, Leonid, und wie Stanislaw Pischta, als er ihn erstürmt hatte, sein Glück in den ganzen Äther hinausschrie?«
    »Matwej Sergejewitsch«, ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher, die den Direktor jäh aus seinen Erinnerungen riss. »Ich habe eine Meldung vom ›Pfeil‹.«
    »Gib sie durch«, antwortete Matwej und beugte sich erwartungsvoll vor.
    »›Wir gehen auf die Umlaufbahn. Die nächste Funkverbindung erfolgt in vierzig Stunden. An Bord alles in Ordnung – Anton.‹ Die Verbindung war nicht besonders gut, Matwej Sergejewitsch, wegen des Magnetwirbels.«
    »Danke«, sagte Matwej. Er sah besorgt aus. »Sag mal, Leonid«, wandte er sich unvermittelt an Gorbowski. »Was weißt du eigentlich von Kamillo?«
    »Zum Beispiel, dass er niemals seinen Helm abnimmt«, antwortete Gorbowski. »Ich habe ihn beim Baden direkt mal danach gefragt.«
    »Und was hältst du davon?«
    Gorbowski zögerte mit der Antwort. »Ich glaube, dass das seine Sache ist.«
    Er hatte keine Lust, sich über Kamillo zu unterhalten. Er lauschte einige Zeit der Trommel, dann sagte er: »Weißt du, Matwej, aus irgendeinem Grund glauben die Leute, ich wäre Kamillos Freund. Und alle fragen mich über ihn aus. Ich spreche aber nicht gern darüber. Wenn du irgendwelche Fragen hast, bitte.«
    »Habe ich«, erwiderte er. »Ist Kamillo nicht verrückt?«
    »Wo denkst du hin! Er ist so etwas wie ein Genie.«
    »Ich frage mich nur, wieso er dauernd etwas prophezeien muss. Das ist eine eigenartige Manie von ihm.«
    »Was prophezeit er denn so?«
    »Ach, dummes Zeug«, antwortete Matwej. »Das Ende der Welt unter anderem. Das Schlimme ist nur, dass niemand den Ärmsten verstehen kann … Na gut, lassen wir das. Wovon hatten wir gesprochen?«
    Der Bildschirm leuchtete erneut auf. Diesmal war es Kaneko. Seine Krawatte hing schief.
    »Matwej Sergejewitsch«, sagte er ziemlich atemlos. »Ich möchte gern die Liste für die Ulmotrone überprüfen. Sie müssten eine Kopie haben.«
    »Mein Gott, wie mir das alles zum Hals heraushängt«, seufzte Matwej. »Entschuldige mich bitte, Leonid, ich muss leider weg.«
    »Macht nichts, geh nur«, antwortete Gorbowski. »Ich werde inzwischen auf dem Kosmodrom nachsehen, ob meine ›Tariel‹ noch lebt.«
    »Um zwei treffen wir uns bei mir zum Mittagessen«, sagte Matwej im Hinausgehen.
    Gorbowski leerte sein Glas, stand auf und drehte mit großem Vergnügen die Trommel auf die höchstmögliche Lautstärke.

3
    Gegen zehn Uhr wurde die Hitze unerträglich. Aus der glutheißen Steppe wehten die beizenden Dämpfe der flüchtigen Salze herüber und drangen durch die Fensterritzen. Über der Steppe flirrten Trugbilder. Robert hatte an seinem Sessel zwei riesige Ventilatoren angebracht und fächelte sich halb liegend mit einer alten Zeitschrift Luft zu. Er tröstete sich mit dem Gedanken an den Nachmittag, der zwar eine noch schlimmere Hitze, dafür aber auch bald den Abend bringen würde. Kamillo stand regungslos am Fenster. Sie hatten ihre Unterhaltung beendet.
    Auf dem Bildschirm des Registriergerätes zog ein endloses hellblaues Band mit den gezackten Linien einer elektronischen Aufzeichnung vorüber. Der Minicomputer nahm, für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar, unmerklich einen dichten fliederfarbenen Schimmer an. Die Ulmotrone, hinter deren Bullaugen der Abglanz des Kernfeuers spielte, surrten

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