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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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wälzte sich weiter, sparte aber den Aktionsradius der »Charybden« aus.
    Einige Augenblicke saß Robert da und biss die Zähne zusammen. Er musste seine ganze Kraft zusammennehmen, um das Bild von einem verbrannten Leichnam auf dem Fahrersitz zu verscheuchen. Schade, dass man nicht lernen konnte, die Einbildungskraft nach Belieben auszuschalten … Er schrak auf und machte sich daran, alle Luken zu öffnen, deren er sich entsinnen konnte: die schwere runde Luke über dem Kopf, die Luke links – weit auf mit ihr! Die rechte war bereits offen … Die Tür in seinem Rücken, die in den Maschinenraum führte … Das heißt, nein, die ließ er besser zu – die Explosion erfolgte wahrscheinlich genau dort. Die musste er verriegeln … sogar fest verrammeln! Und in dieser Sekunde flog die andere »Charybde« in die Luft.
    Robert hörte ein kurzes, ohrenbetäubendes Donnern, und eine heiße Woge stieß ihm entgegen. Als er sich aus seiner Luke hinauslehnte, sah er, dass sich auf dem Platz, wo eben noch sein Nachbar gestanden hatte, eine riesige gelbe Staubwolke erhob und Steppe, Himmel und Welle zudeckte. Inmitten dieser Staubsäule glühte es grell und flimmernd, irgendetwas sauste durch die Luft und stieß klirrend gegen die Panzerung. Robert sah nochmals auf seine Instrumente und rollte sich entsetzt mit einer einzigen Bewegung zur linken Luke hinaus.
    Er fiel mit dem Gesicht ins heiße, trockene Gras, sprang sofort wieder auf und rannte gebückt zur Siedlung zurück. So schnell war er noch nie in seinem Leben gelaufen. Seine »Charybde« explodierte, als er gerade den Vorgarten des ersten Hauses erreicht hatte. Robert blickte sich nicht einmal um, als es krachte, er zog nur den Kopf ein, bückte sich noch tiefer und rannte, was die Beine hergaben. »Gott im Himmel«, murmelte er, und noch einmal: »Gott im Himmel …«, und wurde sich plötzlich bewusst, dass er diese Worte von dem Moment an vor sich hin sagte, als er dort, wo die zweite »Charybde« gestanden hatte, die grauenvolle Staubwolke hatte aufsteigen sehen.
    Der Platz vor dem Kontrollturm war leer, der Rasen zertreten. Überall lagen teuerste Apparaturen und Schachteln mit einmaligen Aufzeichnungen herum. Eine leichte Brise wehte über die offenen Seiten umherliegender Tagebücher, die wichtige Beobachtungen enthielten. Keuchend überquerte er den Platz und stürzte auf den Flyer zu. Der Motor war schon angelassen, und in der Kabine saß, mit dem üblichen verträumten Gesichtsausdruck, Patrick.
    »Na, da bist du ja«, sagte er erleichtert. Robert sah ihn perplex an. »Ich befürchtete schon, du würdest es nicht mehr schaffen. Los, komm rein, wir müssen schnell machen. Die Welle hat jetzt eine Geschwindigkeit erreicht … großer Gott!«
    Robert rutschte auf den Beifahrersitz.
    »Warte«, japste er. »Vielleicht konnte sich der zweite … auch noch retten. Wer war es überhaupt? Maljajew? Hoffmann?«
    Patrick fuhr ruckartig an, um den Flyer auf die Startbahn zu bringen.
    »Der zweite war ich«, sagte er etwas verlegen.
    »Du?«
    »Ja, ich«, antwortete Patrick und lachte nervös. Er hatte schon die nötige Geschwindigkeit erreicht und hob endlich vom Boden ab. »Ich hatte das Gefühl, dass ich gleich in die Luft fliegen würde, sprang raus und rannte weg. Es war ein mächtiger Knall, was? Mich hat er bis in die Siedlung gedrückt.«
    Die Häuser unter ihnen wurden kleiner und blieben allmählich zurück. Sieh an – Patrick, dachte Robert verwundert.
    »Die Explosion war bei mir stärker als bei dir«, erklärte Patrick mit kindlichem Stolz. »Stimmt’s, Robby?«
    »Wohin fliegst du eigentlich?«, fragte Robert abwesend.
    »In die ›Kalten Bäche‹«, antwortete Patrick. »Das wird jetzt unser neuer Stützpunkt.«

7
    Robert blickte zurück. Um ihn her waren nur noch weißblauer Himmel und endlose grüne Felder. Zweimal bin ich der Welle heute schon entkommen, ging es ihm durch den Sinn, ein drittes Mal wird mir das kaum gelingen.
    »Und wie soll es nun weitergehen?«, fragte er.
    Patrick stülpte die dicken Lippen vor. »Es sieht nicht sehr rosig aus«, antwortete er. »Die Welle hat ungeheure Energiereserven.«
    »Hast du versucht, Genaueres zu errechnen?«
    »Ja.«
    »Und?«
    Patrick seufzte nur tief auf, ohne eine weitere Erklärung abzugeben. Robert saß mit zusammengezogenen Brauen da, dann schaltete er die Funkstation des Flyers an, rief das Kinderdorf und ging auf Empfang. Er drückte mehrfach auf die Taste, aber es meldete sich niemand. Gewiss

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