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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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das letzte Aeromobil nahezu hineinstieß. Hassan und Karl, die vor Übermüdung immer wieder gähnten, plagten sich damit ab, den Behälter durch die Einstiegsluke des Hubschraubers zu bugsieren, bis ihnen von innen jemand dabei half. Er entdeckte Patrick, der mit dem Rücken zum Hubschrauber stand, konzentriert und nachdenklich, ja fast verträumt. Dann wandte Robert den Kopf und sah genau über sich die tiefschwarze Wand der Welle, die wie ein Samtvorhang den Himmel verhüllte.
    »Aufhören mit dem Verladen!«, brüllte Pagawa plötzlich direkt über seinem Ohr. »Nehmt doch Vernunft an! Lasst sofort das Ding fallen!«
    Der Behälter mit den Chemikalien polterte mit dumpfem Schlag auf den Betonboden.
    »Alles wieder ausladen! Schnell!«, schrie Pagawa und rannte hinunter. »Alle Mann in den Hubschrauber! Beeilung! Habt ihr denn keine Augen im Kopf? Skljarow! Patrick! Schlaft ihr?«
    Robert rührte sich nicht vom Fleck. Auch Patrick blieb wie angewurzelt stehen. Nur Maljajew stemmte sich geistesgegenwärtig mit dem ganzen Gewicht von außen gegen die Tür des Aeromobils, in dem die Laborantinnen saßen, und schlug sie zu; dann trat er einen Schritt zur Seite und gab mit den Armen das Zeichen zur Abfahrt. Das Aeromobil fuhr die Flügel aus, setzte ächzend zum Start an und erhob sich mit ziemlicher Schlagseite über die Dächer der Siedlung. Aus dem Hubschrauber kamen währenddessen alle möglichen Gegenstände geflogen. Jemand zeterte mit weinerlicher Stimme: »Das gebe ich nicht her, Schota Petrowitsch! Das nicht!« – »Das wollen wir doch mal sehen, mein Lieber!«, tobte Pagawa. »Und ob du das hergibst!« Maljajew schrie etwas und zeigte zum Himmel. Robert folgte seiner Bewegung mit den Augen. In dem Moment raste ein kleiner, mit Antennen gespickter Hubschrauber lärmend über den Platz und jagte, zusehends kleiner werdend, nach Süden. Es war der Hubschrauber für die Fernsteuerung der »Charybden«. Pagawa schüttelte wütend die geballten Fäuste über dem Kopf: »Wohin?«, brüllte er. »Zurück! Zurück, du Hundesohn! Aufhören mit der Panik! Haltet ihn an!«
    Während der ganzen Zeit stand Robert auf der Treppe zum Kontrollturm, die schwere Kiste auf der mittlerweile lahm gewordenen Schulter. Er kam sich vor, als sitze er im Kino: An der einen Stelle wurde der Hubschrauber entladen, besser gesagt, die Sachen wurden hinausgeworfen, denn der Hubschrauber war tatsächlich überfüllt, was man am durchgedrückten Chassis sah. An einer anderen Stelle, neben einem Flugzeug, gab es dichtes Gedränge; anfangs war es von lautem Stimmengewirr begleitet gewesen, jetzt schwiegen die Leute. Hassan lutschte an seinen verletzten Fingerknöcheln. Patrick war, wie es schien, tatsächlich eingeschlafen – da hatte er sich ja den richtigen Moment ausgesucht und vor allem den richtigen Ort … Karl Hoffmann, ein pedantischer Mensch (er verkörperte, was man einen »ernsten, gewissenhaften Wissenschaftler« nennt), war damit beschäftigt, die aus dem Hubschrauber fliegenden Gegenstände aufzufangen und sorgfältig aufzustapeln. Kein Mensch kann über seinen Schatten springen. Pagawa rannte ungeduldig vor dem Flugzeug hin und her und schaute abwechselnd auf die Welle und zum Kontrollturm. Er hatte offenbar nicht die geringste Lust, Greenfield zu verlassen, und bedauerte es, der Verantwortliche zu sein. Maljajew stand abseits und betrachtete ebenfalls die Welle, unablässig und, wie es schien, mit kalter Wut. Und dort, im Schatten von Patricks Bungalow, entdeckte Robert seinen Flyer. Wer ihn wohl dorthin gebracht hatte, und warum? Der Flyer wurde von niemandem beachtet, er war im Augenblick nutzlos. Die zehn Mann, die noch übrig waren, fanden im Hubschrauber Platz.
    »Wir schaffen es nicht«, sagte Maljajew. Seine Stimme klang so schwermütig und bitter, dass Robert ihn erstaunt ansah. Und im gleichen Moment kam ihm die rettende Idee: Doch, sie würden es alle schaffen. Er stellte die Kiste auf der Treppe ab und ging auf Maljajew zu.
    »Wir haben noch eine Reserve-›Charybde‹«, sagte er. »Genügt euch eine Viertelstunde?«
    Maljajew sah ihn verständnislos an und sagte abweisend: »Wir haben sogar zwei ›Charybden‹ in Reserve.« Doch plötzlich begriff er.
    »Gut«, sagte Robert. »Geht in Ordnung. Vergesst Patrick nicht, er steht hinter dem Hubschrauber …«
    Noch im Sprechen rannte er los. Man rief ihm etwas hinterher, aber er sah sich nicht mehr um. Er rannte aus Leibeskräften, sprang über umherliegende Geräte,

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