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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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dich, Robby. Du musst mich finden! Deine T.«
    Robert riss das Blatt heraus, faltete es zusammen und steckte es in die Tasche. Ein letztes Mal ließ er seinen Blick durch Tanjas Zimmer schweifen, öffnete den Wandschrank, berührte noch einmal ihre Kleider und verließ den Raum.
    Von Tanjas Bungalow aus war das Meer zu sehen. Es lag ruhig da, wie dickes, grünes Öl. Dutzende schmaler Pfade führten durch das Gras zum gelben Strand, wo dicht an dicht Pritschen und Liegen aufgestellt waren. Mehrere Boote lagen, Kiel oben, direkt am Wasser. Am südlichen Horizont stand unbarmherzig brennend die Sonne. Robert lief zum Flyer und kletterte über die Bordwand; dann hielt er inne und sah noch einmal hinaus aufs Meer. Und plötzlich begriff er: Was da so gleißend am Himmel stand, war nicht die Sonne – es war der Kamm der Welle.
    Erschöpft ließ er sich in den Sitz fallen und startete. Also auch im Süden, dachte er. Die verdammte Welle jagt uns von Norden und Süden zugleich. Eine Mausefalle, aus der es kein Entrinnen gibt. Ein Korridor, auf dessen beiden Seiten der Tod wartet. Wie viel Zeit bleibt uns noch, überlegte er. Zwei Stunden? Drei? Und wie viele Plätze wird es im Raumschiff noch geben? Zwei? Zehn?
    Wieder flog der Flyer über den tropischen Wäldern dahin. Dann lichtete sich der Wald, und Robert gewahrte auf einer Wiese direkt unter sich einen großen Aerobus, der von einer Menschenmenge umringt war. Wie automatisch bremste er und ging tiefer. Der Bus hatte offensichtlich eine Panne, und die Leute um ihn her – seltsam, wie klein sie alle waren – warteten, dass der Pilot den Schaden endlich behob. Da entdeckte er den Fahrer, einen dunkelhäutigen Hünen, der am Motor hantierte, und merkte, dass es Kinder waren, die um den Bus herumtollten. Gleich darauf entdeckte er Tanja. Sie stand neben dem Piloten und nahm von ihm Teile entgegen.
    Der Flyer setzte dicht neben dem Aerobus auf, und alles kam sofort auf ihn zugelaufen. Robert aber sah nur Tanja, ihr hübsches, nun ganz gequältes Gesicht, die schmalen Hände, die die schmutzigen Eisenteile an die Brust pressten, und ihre großen, fragenden Augen.
    »Ich bin’s«, sagte Robert. »Was ist passiert, Tanja?«
    Tanja sah ihn schweigend an, da schaute er zu dem schwarzhäutigen Mann hinüber und erkannte Gaba. Der Afrikaner lächelte breit und rief: »Hallo, Robert! Komm gleich mal her und hilf mir! Tanja ist ein wunderbares Mädchen, hatte aber noch nie etwas mit einem Aerobus zu tun. Ich übrigens auch nicht. Der Motor setzt dauernd aus.«
    Die Kinder – siebenjährige Zwerge – musterten Robert neugierig. Er ging zum Aerobus hinüber, wobei er mit der Wange flüchtig Tanjas Haar streifte, und beugte sich über den Motor. Gaba klopfte ihm mit seiner Pranke auf die Schulter. Die beiden kannten sich schon lange und verstanden sich sehr gut. Auch zu den anderen Testfliegern, die nach dem missglückten Experiment mit dem Hund Fimka nun schon zwei Jahre lang voll Ungeduld auf ihren Einsatz warteten, hatte Robert ein gutes Verhältnis.
    Was Robert unter der Motorhaube erblickte, verschlug ihm den Atem. Gaba hatte tatsächlich noch nie etwas mit einem Aerobus zu tun gehabt. Hier half nichts mehr, weil ganz einfach der Treibstoff ausgegangen war. Umsonst hatte Gaba den Motor fast völlig auseinandergenommen. Das passierte selbst erfahrenen Piloten, da die Aerobusse nur selten betankt werden mussten. Robert schaute verstohlen zu Tanja hinüber. Sie hielt noch immer die ölverschmierten Zündkerzen an die Brust gepresst und wartete.
    »Na, was ist?«, fragte Gaba forsch. »Haben wir uns mit dem Hebel hier – welche Funktion hat der überhaupt? – zu Recht abgegeben?«
    »Möglich«, murmelte Robert. »Durchaus möglich.« Er griff nach dem Hebel und machte sich an ihm zu schaffen. »Weiß jemand, dass ihr hier festsitzt?«
    »Ich habe es durchgegeben«, antwortete Gaba. »Aber sie haben dort nicht genug Luftfahrzeuge. Apropos Luftfahrzeuge. Kennst du eigentlich die Geschichte mit Kaneko und seinen Embryonen?«
    »Und?«, meinte Robert unbestimmt, wobei er, gänzlich überflüssig, doch äußerst sorgfältig die Schmiernippel reinigte. Er beugte sich tief hinunter, damit sein Gesicht nicht zu sehen war.
    »Eines Tages«, fuhr Gaba fort, »hatten sie einen Eiltransport, aber keine Flugzeuge. Da machte sich Kaneko daran, die ›Medusen‹ nachzubauen. Am Ende sind aber keine ›Medusen‹ herausgekommen, sondern ein kybernetischer Mischmasch. Eine

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