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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Randbezirk der Hauptstadt damit begonnen, Fließbänder zur Herstellung kleiner Raketen aufzubauen. Die Raketen sollten – mit den wichtigsten Dokumenten bestückt – als künstliche Satelliten über die Atmosphäre hinausgeschossen, später wieder eingesammelt und zur Erde gebracht werden.
    Zu den Raketenbauern gesellten sich auch mehrere Touristen, die außerstande waren, tatenlos abzuwarten, oder wirklich helfen wollten und konnten – Leute, denen die Rettung der geistigen Werte am Herzen lag.
    Dennoch war der Platz, der von »Geparden«, »Medusen«, »Bindjugs«, »Diligences«, »Maulwürfen« und »Condors« nur so wimmelte, noch immer voller Menschen: Biologen und Planetologen, denen für die verbleibenden Stunden der Lebensinhalt genommen war, und viele Fremde, Künstler und Touristen, die von den unerwarteten Ereignissen überrollt worden waren. Nun standen sie ebenso aufgebracht wie verloren herum, wussten nicht, was sie tun oder an wen sie sich wenden sollten, um sich zu beschweren. Hier und da sah man Gestalten niedergedrückt und stumm in den Maschinen sitzen oder ziellos um die Häuserwände streichen. Einige wenige nur bewahrten Haltung, standen in Grüppchen zwischen den Wagen und unterhielten sich über unterschiedlichste Themen.
    Der Planet war jetzt menschenleer. Alle Breiten, die nördlichen wie die südlichen, lagen wie ausgestorben da. Man hatte sämtliche Einwohner ausfindig gemacht und sie aus allen Ortschaften und den entferntesten Winkeln in die am Äquator gelegene Hauptstadt gebracht – mit Ausnahme von einigen wenigen Leuten, die erklärt hatten, ihnen sei nunmehr alles gleichgültig, sowie von einem Aerobus mit Kindern und einem Erzieher, der irgendwo in den tropischen Wäldern verschollen war, und dem schweren »Condor«, den man zur Suche nach den Vermissten ausgeschickt hatte.
    Im Sitzungssaal des Ratsgebäudes tagte seit mehreren Stunden ununterbrochen der Oberste Rat des Regenbogenplaneten. Von Zeit zu Zeit hörte man den Direktor oder Kaneko völlig unerwartete Namen von Personen ausrufen, die dann Hals über Kopf zum Ratsgebäude liefen und hinter den Türen verschwanden. Gleich darauf kamen sie wieder heraus, stiegen in ihre Aeromobile oder Flyer und verließen die Stadt. Viele von denen, die nichts zu tun hatten, begleiteten sie mit neidischen Blicken. Niemand wusste, welche Fragen der Rat genau erörterte, doch das Wichtigste war ihnen über die Lautsprecher mitgeteilt worden: Die Gefahr einer Katastrophe war real; dem Obersten Rat stand ein einziges Raumschiff mit geringem Transportvolumen zur Verfügung; das Kinderdorf war evakuiert worden – die Kinder befanden sich zurzeit unter Aufsicht der Erzieher und Ärzte im Stadtpark; der interplanetare Liner »Pfeil«, zu dem man ständig Funkverbindung hielt, war unterwegs zum Regenbogenplaneten. Allerdings würde er frühestens in zehn Stunden eintreffen … Alle zwanzig Minuten informierte der Diensthabende des Obersten Rats die Menschen auf dem Platz über das Herannahen der Welle. Immer, wenn es aus dem Lautsprecher schallte: »Achtung, Regenbogen! Wir geben folgende Durchsage …«, erstarb jedes Geräusch in der Menge, und man lauschte aufmerksam – nicht jedoch ohne einen ärgerlichen Blick zum Schacht zu werfen, aus dem das gedämpfte Grollen der »Maulwürfe« zu hören war. Die Welle bewegte sich eigenartig. Manchmal stieg die Beschleunigung allzu stark – dann wurden die Menschen auf dem Platz einsilbig und schauten finster drein; manchmal verringerte sie sich – und dann hellten sich die Mienen zu einem hoffnungsvollen Lächeln auf. Doch die Welle bewegte sich trotz allem unaufhaltsam vorwärts. Die Saatflächen brannten, die Wälder lohten in knisternden Flammen auf, die verlassenen Siedlungen waren ein einziges Feuermeer.
    Offizielle Informationen gab es nur wenige – wohl deshalb, weil niemand die Zeit fand, sich damit zu beschäftigen. Und wie immer in solchen Fällen traten an die Stelle von Meldungen unzählige Gerüchte.
    Die Pioniere und Bauarbeiter gruben sich immer tiefer in die Erde. Wenn einer von ihnen, erschöpft und dreckverschmiert, aus dem Schacht herauswankte, rief er zuversichtlich zur Menge hinüber, es werde kaum noch zwei, drei Stunden dauern, bis ein ausreichend tiefer und geräumiger Unterschlupf für alle fertiggestellt wäre. Man blickte mit Hoffnung auf diese Männer, und die Hoffnung wurde bestärkt durch hartnäckige Gerüchte über Berechnungen, die Etienne Lamondois, Pagawa und

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