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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Kasserolle mit Suppe neben ihn und sagte: »Iss!« Shilin aß und nahm danach seine Arbeit wieder auf. Bykow war aschfahl im Gesicht, sein seltsam erschlaffter Hals dunkelrot. Er atmete schwer und hastig, aber er sagte kein Wort. Shilin dachte: Wenn wir hier herauskommen, beteilige ich mich an keiner interstellaren Expedition mehr, auch nicht an der Pluto-Expedition, ich gehe nirgendwohin, bevor ich nicht so bin wie Bykow. Ebenso beherrscht und – unter normalen Umständen – sogar langweilig. Ebenso finster und ein wenig seltsam. Ein Mensch, dem man die Legende von der Golkonda, von der Kallisto und all die anderen Legenden fast nicht zutraut, wenn man ihn sieht. Shilin erinnerte sich, dass sich junge Interplanetarier manchmal heimlich über den »rothaarigen Einsiedler« lustig machten. (Wie er wohl zu diesem sonderbaren Spitznamen gekommen ist?) Aber er hatte nie erlebt, dass sich auch nur ein einziger Pilot oder Wissenschaftler älteren Jahrgangs verächtlich über Bykow geäußert hätte … Wenn ich hier herauskomme, muss ich so werden wie Bykow! Und wenn ich nicht herauskomme, muss ich wie Bykow sterben. Shilin verlor abermals das Bewusstsein, und da führte Bykow statt seiner wortlos die Arbeit zu Ende. Als er wieder zu sich kam, kehrte der Kommandant ebenso schweigend zu seinem Platz zurück.
    Nach einer Weile bat Bykow: »Komm!« Sie verließen die Kammer des Magnetsystems. Shilin verschwamm alles vor den Augen. Am liebsten hätte er sich irgendwo hingelegt, das Gesicht in etwas Weichem vergraben und wäre liegen geblieben, bis man ihn aufgestöbert hätte. Er schleppte sich als Zweiter aus der Kammer, blieb irgendwo hängen und fiel vornüber auf den Fußboden, aber er kam rasch wieder zu sich und erblickte dicht neben seinem Gesicht Bykows Schuh. Der Kommandant wippte ungeduldig mit der Schuhspitze. Shilin raffte sich auf, zwängte sich durch das Luk und kauerte sich hin, um das Schott sorgfältig zu schließen. Das Schloss wollte nicht einrasten, Shilin rüttelte daran mit seinen zerschundenen Händen. Wie ein Antennenmast stand der Kommandant daneben und beobachtete ihn, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Gleich!«, sagte Shilin hastig. »Sofort!«
    Endlich rastete das Schloss ein.
    »Fertig.« Shilin richtete sich auf, ihm zitterten die Knie.
    »Gehen wir«, sagte Bykow.
    Sie kehrten zur Steuerzentrale zurück. Krutikow saß vor dem Rechner in seinem Sessel und schlief laut schnarchend. Der Rechner war eingeschaltet. Bykow ergriff das Mikrofon der Sprechanlage und sagte: »Alle Passagiere in die Gemeinschaftskajüte!«
    »Was?«, fragte Krutikow und fuhr auf. »Was denn – jetzt schon?«
    »Jetzt schon«, antwortete Bykow. »Kommt mit!«
    Doch er blieb noch stehen und beobachtete nachdenklich, wie sich Krutikow stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Sessel erhob. Dann sagte er, als besänne er sich plötzlich: »Gehen wir!«
    Im Mannschaftsraum schleppte sich Michail Antonowitsch sogleich zu einer Couch, setzte sich und verschränkte die Hände vor dem Bauch. Shilin setzte sich ebenfalls, damit ihm die Knie nicht mehr zitterten, und blickte vor sich auf den Tisch. Dort stand noch der Stoß Teller, die nicht abgewaschen worden waren. Dann öffnete sich die Tür zum Korridor, und die Passagiere kamen herein. Mollard wurde von den Planetologen halb getragen; er hatte ihnen die Arme um die Schultern gelegt, und seine Beine schleiften über den Fußboden. In der rechten Hand knüllte er sein Taschentuch, das voller roter Flecke war.
    Schweigend ließen Dauge und Jurkowski Mollard auf die Couch nieder und setzten sich neben ihn. Shilin musterte sie und dachte: Um Gottes willen, habe ich etwa auch so eine Visage? Verstohlen befühlte er sein Gesicht. Seine Wangen schienen knochig und das Kinn sehr dick zu sein – wie bei Krutikow. Im ganzen Gesicht hatte er so ein Gefühl wie in den Beinen, wenn sie eingeschlafen waren. Hm, die Visage ist eingeschlafen, dachte er.
    »Folgendes«, begann Bykow. Er hatte in der Ecke auf einem Stuhl gesessen und stand jetzt auf, trat an den Tisch und stützte sich mit beiden Armen darauf. Da zwinkerte Mollard auf einmal Shilin zu und bedeckte sein Gesicht mit dem fleckigen Taschentuch. Der Kommandant maß ihn mit einem eisigen Blick, dann sah er zur Wand.
    »Folgendes … Wir haben eine Umrüstung der ›Tachmasib‹ vorgenommen, und wir haben die Umrüstung abgeschlossen.« Obwohl es ihm Schwierigkeiten bereitete, das Wort auszusprechen, gebrauchte er es zweimal

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