Gesammelte Werke 6
Zeitrechnung von einem Brand keine Spur entdecken konnten und unter ihrem Raum schiffdas friedliche, grüne Meer der Taiga ausgebreitet lag. Der Kapitän, dem die Sache keine Ruhe ließ, befahl, genau an der Stelle zu landen, an der er – seiner Zeitrechnung nach – am Tag zuvor mit eigenen Augen das Epizentrum des Brandes gesehen hatte. Den Rest könnt ihr euch denken.Kippschalter klickten, Bildschirme leuchteten auf, in den planetarischen Triebwerken explodierte das Kappa-Gamma-Plasmoin …«
»Was explodierte?«, fragte Vitka.
»Das Kappa-Gamma-Plasmoin. Na, vielleicht war’s auch My-Delta-Ionoplast. Das in eine Flamme gehüllte Raumschiff ging in der Taiga nieder und steckte sie in Brand. Und eben dieses Bild beobachteten die Bauern aus dem Dorf Karelinskoje und andere Leute, die später als Augenzeugen in die Geschichtsschreibung eingingen. Es kam zu einer verheerenden Brandkatastrophe. Bei einem Blick aus ihrem Raumschiff erschraken die Kontramots und beschlossen, hinter den schwer schmelzbaren, hitzefesten Raumschiffwänden erst einmal abzuwarten. Bis Mitternacht hörten sie das wilde Tosen und Brausen der Flammen, dann aber wurde es plötzlich still. Kein Wunder. Für die Kontramots brach ein neuer Tag an – nach unserer Zeitrechnung der 29. Juni. Und als sich der unerschrockene Kapitän gegen zwei Uhr nachts unter allen möglichen Sicherheitsvorkehrungen an den Aus stieg wagte, erblickte er im Licht der mächtigen Scheinwerfer die friedlich wippenden Kiefernwipfel. Im selben Augenblick aber fiel ein Schwarm blutrünstiger Insekten über ihn her, die wir unter dem Namen Gnitzen oder Kribbelmücken kennen.«
Roman holte tief Luft und schaute stumm in die Runde. Uns machte das Ganze einen Heidenspaß. Wir freuten uns schon riesig darauf, ebenso sorgfältig dem Geheimnis des Papageien auf den Grund zu gehen.
»Das weitere Schicksal der außerirdischen Kontramots«, fuhr Roman fort, »braucht uns nicht zu interessieren. Vielleicht haben sie am 15. Juni in aller Stille – diesmal mithilfe der Alpha-Beta-Gamma-Antigravitation, die nichts in Brand stecken kann – den merkwürdigen Planeten verlassen und sind nach Hause geflogen. Vielleicht sind sie auch, durch die Mückenspucke vergiftet, mit Mann und Maus umgekommen, und ihr Raumschiff blieb noch lange auf unserem Planeten, versank in der Tiefe der Vorzeit, und auf dem Grunde des Silurmeeres krabbelten Trilobiten auf ihm herum. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass irgendwann im Jahre 1906 oder 1901 ein Taigajäger auf das Raumschiff stieß und seinen Freunden, die das Ganze natürlich für Jägerlatein hielten, noch jahrelang davon erzählte. Zum Schluss meines kurzen Vortrages möchte ich nicht versäumen, jenen großartigen Forschern, die an der Steinigen Tunguska nichts entdecken konnten, mein Mitgefühl auszusprechen. Sie ließen sich vom Schein täuschen, interessierten sich nur für das, was nach der Explosion in der Taiga geschah, und fragten nicht nach dem, was vorher war. Dixi. «
Roman räusperte sich und leerte einen Becher mit lebendem Wasser.
»Gibt es Fragen an den Vortragenden?«, erkundigte sich Edik. »Keine Fragen? Umso besser. Kehren wir nun zu unseren Papageien zurück. Wer möchte dazu etwas sagen?«
Alle wollten etwas dazu sagen. Und alle redeten darauflos. Selbst der schon etwas heisere Roman. Wir rissen uns gegenseitig die Liste mit den Fragen aus der Hand, strichen eine nach der anderen durch und machten uns in einer knappen halben Stunde ein klares, detailliertes Bild von dem beobachteten Phänomen.
Im Jahre 1841 wurde dem nicht sonderlich reichen Gutsbesitzer und Fähnrich a. D. Poluekt Chrissanfowitsch Newstrujew ein Sohn geboren. Zu Ehren Janus Poluektowitsch Newstrujews, eines entfernten Verwandten, der Geschlecht, Geburtstag, ja sogar Geburtsstunde des Kindes exakt vorhergesagt hatte, gab man ihm den Namen Janus. Der Verwandte, ein stiller, bescheidener alter Mann, war bald nach dem Einmarsch Napoleons auf das Gut des Fähnrichs a. D. übergesiedelt, bewohnte dort einen Seitenflügel und betrieb wissenschaftliche Studien. Wie es sich für einen Gelehrten gehörte, war er ein wenig wunderlich und schrullig, hing je doch mit Leib und Seele an seinem Patenkind, von dem er sich niemals trennte und das er geduldig in Mathematik, Chemie und anderen Wissenschaften unterwies. Man kann sagen, dass für den kleinen Janus kein Tag ohne den großen Janus verging, und wahrscheinlich bemerkte er deshalb nicht, was alle anderen
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