Gesammelte Werke 6
brauchbaren universellen Translator. Umso lächerlicher sind die alten Ignoranten mit ihrer Weißen These. Nein – kein Wort mehr vom Kanapee.«
»Ganz wie’s beliebt«, sagte ich so weltmännisch wie möglich. »Reden wir von etwas anderem.«
»Aberglaube … Vorurteile …«, murmelte der Unbekannte zerstreut. »Geistige Trägheit und Neid, böser, böser Neid …« Er stockte. »Entschuldigen Sie, Alexander Iwanowitsch, aber ich möchte Sie doch bitten, mir zu gestatten, diese Schöpfkelle zu entfernen. Leider ist Eisen für das Hyperfeld undurchlässig, und die wachsende Spannung desselben auf so kleinem Raum …«
Ich hob die Hände.
»Aber ich bitte Sie, ganz wie’s beliebt! Nehmen Sie die Schöpfkelle ruhig weg. Meinetwegen können Sie auch dieses … Umo … diesen Zauberstab entfernen.« Ich verstummte verblüfft, als ich entdeckte, dass die Schöpfkelle verschwunden war. Der Zylinder stand jetzt in einer Pfütze, die wie gefärbtes Quecksilber aussah. Die Flüssigkeit verdampfte rasch.
»Ich versichere Ihnen, dass es so besser ist«, erklärte der Unbekannte. »Was jedoch Ihr nobles Anerbieten betrifft, das Umoplekt zu entfernen, so kann ich davon leider keinen Gebrauch machen. Das ist eine Frage von Ethik und Moral, ja, wenn Sie so wollen, eine Frage der Ehre. Wie stark doch Konventionen sein können! Ich erlaube mir, Ihnen den Rat zu erteilen, das Umoplekt nicht mehr anzufassen. Wie ich sehe, haben Sie sich schon ein paar Schrammen geholt, und auch dieser Adler … Sicher riechen Sie es auch … äh … dieser Ger…«
»Ja«, rief ich empört. »Es stinkt infam. Wie im Affenhaus.«
Wir sahen uns nach dem Adler um. Er schlief mit aufgeplustertem Gefieder.
»Das Umoplekt zu bedienen«, begann der Unbekannte, »ist eine vielschichtige, diffizile Kunst. Seien Sie nicht traurig, und machen Sie sich um Gottes willen keine Vorwürfe. Der Lehrgang zur Bedienung eines Umoplekts umfasst acht Semester und setzt weitgehende Kenntnisse der Quantenalchimie voraus. Mit einem elektronischen Umoplekt, dem sogenannten EU-17, kämen Sie als Programmierer wahrscheinlich mühelos zurecht. Aber ein Quantenumoplekt … das Hyperfeld … die transgressiven Inkarnationen … das verallgemeinerte Lomonossow-Lavoisier’sche Gesetz …« Er breitete bedauernd die Arme aus.
»Selbstredend!«, pflichtete ich ihm hastig bei. »Ich erhebe gar nicht den Anspruch … Und bin auch gar nicht kompetent.«
Ich besann mich und bot ihm eine Zigarette an.
»Ich danke Ihnen«, sagte der Unbekannte. »Aber zu meinem größten Bedauern: Ich rauche nicht.«
Dann bat ich, vor Höflichkeit die Finger spreizend, um Aufschluss – ich fragte nicht, nein, ich bat darum: »Dürfte ich erfahren, welchem Umstand ich die Ehre Ihres Besuchs verdanke?«
Der Unbekannte schlug die Augen nieder.
»Sosehr ich fürchte, für unbescheiden gehalten zu werden«, sagte er, »muss ich Ihnen gestehen, dass ich schon ziemlich lange hier bin. Ich möchte keine Namen nennen, glaube aber, dass selbst Sie, Alexander Iwanowitsch, so wenig Sie mit alldem zu tun haben, begreifen, dass um dieses Kanapee ein ungesunder Lärm entstanden ist. Es reift ein Skandal heran, die Atmosphäre lädt sich mehr und mehr auf, und die Spannung wächst. Fehler und ganz und gar unerwünschte Zwischenfälle sind in einer solchen Situation unvermeidlich. Nach Beispielen brauche ich nicht lange zu suchen. Jemand – ich wiederhole: Ich möchte keine Namen nennen, zumal es sich um einen Mitarbeiter handelt, der allen Respekt verdient, und wenn ich von Respekt spreche, dann denke ich weniger an seine Manieren als an sein großes Talent und seine Selbstlosigkeit – jemand verliert in der Eile das Umoplekt, und dieses erweist sich nun als Mittelpunkt einer Reihe von Ereignissen, in die ein Mensch verwickelt wird, der absolut nichts damit zu tun hat.« Er verbeugte sich in meine Richtung. »In solchen Fällen ist ein Einschreiten vonnöten, das die schädlichen Einflüsse wieder neutralisiert.« Er warf einen vielsagenden Blick auf die Abdrücke meiner Schuhsohlen an der Zimmerdecke. Dann lächelte er mir zu. »Aber ich möchte nicht, dass Sie mich für einen abstrakten Altruisten halten: Mich interessieren all diese Ereignisse ganz außerordentlich – als Fachmann wie als Verwalter. Aber ich will nicht länger stören, und nachdem ich nun die Gewissheit habe, dass Sie nicht mehr mit dem Umoplekt experimentieren werden, bitte ich um Erlaubnis, mich entfernen zu dürfen.«
Er erhob
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