Gesammelte Werke 6
feindliche Stützpunkte b-bombardieren, um den Aggressor in Angst und Schrecken zu v-versetzen. Sie s-sollten die Abteilung für Abwehrzauber v-verstärken.«
Wybegallo wich zurück und versteckte sich hinter dem Ärmel seines Bauernmantels. Da trat Cristóbal Junta zu ihm, maß ihn mit einem Blick, warf ihm wortlos die beschmutzten Handschuhe vor die Füße und stapfte davon. Gian Giacomo, der sich auf die Schnelle einen Anstrich von Eleganz gegeben hatte, rief schon von Weitem: »Das ist ja phänomenal, Señores. Er war mir nie sympathisch, aber so etwas hätte ich mir nicht träumen lassen.«
Da ging endlich auch G. Scharfblick und B. Zucht ein Licht auf. Bis jetzt hatten sie jedem, unsicher lächelnd, auf den Mund gestarrt und versucht zu begreifen, was vor sich ging. Nun bemerkten sie, dass längst nicht alles programmgemäß verlaufen war. G. Scharfblick trat festen Schritts auf Wybegallo zu, tippte ihm auf die Schulter und sagte mit metallisch klingender Stimme: »Genosse Professor, wo kriege ich jetzt meine Kameras zurück? Drei Foto- und eine Filmkamera.«
»Und meinen Ehering«, fügte B. Zucht hinzu.
»Pardon«, sagte Wybegallo würdevoll. » On vous demandera quand on aura besoin de vous. Warten Sie meine Erklärung ab.«
Da wurden die Korrespondenten wieder ganz klein. Wybegallo drehte sich um und ging auf den Trichter zu. Dort erwartete ihn bereits Roman.
»Hier bekommen Sie alles wieder«, rief er schon von Weitem.
Der Riesenkonsument war zwar nicht im Trichter, aber alles Übrige und noch ein bisschen mehr: Foto- und Filmkameras, Notizbücher, Pelze, Ringe, Ketten, Hosen und ein Platinzahn, Wybegallos Filzstiefel und Redkins Mütze, ja sogar meine Platinpfeife zum Alarmieren des Katastrophentrupps. Außerdem entdeckten wir dort fünf Autos – zwei Moskwitsch und drei Wolga –, einen stählernen Panzerschrank mit den Siegeln der Städtischen Sparkasse, ein großes Stück Braten, zwei Kisten Wodka, einen Kasten Shiguljowsker Bier und ein Metallbett mit vernickelten Kugeln.
Wybegallo zog seine Filzstiefel an und erklärte nachsichtig lächelnd, dass man nun zur Diskussion schreiten könne. »Ich bitte um Ihre Fragen«, sagte er. Eine Diskussion kam jedoch nicht zustande, da Redkin in seiner Wut die Miliz alarmiert hatte und nun der junge Sergeant Kowaljow in seinem Dienstwagen der Marke »Gas« herangebraust kam. Wir alle wurden als Zeugen erfasst. Sergeant Kowaljow umkreiste den Trichter auf den Spuren des Täters. Als er eine riesige künstliche Kinnlade fand, geriet er ins Grübeln. Die Korrespondenten, die ihre Kameras zurückerhalten hatten und nun alles in einem ganz anderen Licht betrachteten, hörten Wybegallo aufmerksam zu, der wieder allerlei demagogischen Unsinn über die unbegrenzten und vielfältigen Bedürfnisse von sich gab. Allmählich wurde es langweilig, und kalt war mir auch.
»Lasst uns nach Hause gehen«, schlug Roman vor.
»Ja, gehen wir«, sagte ich. »Wo hattest du den Dschinn her?«
»Den habe ich mir gestern aus dem Lager kommen lassen. Zu einem ganz anderen Zweck.«
»Was ist eigentlich passiert? Hat er sich wieder überfressen?«
»Nein, das kam, weil Wybegallo ein Esel ist«, antwortete Roman.
»Das wissen wir«, warf ich ein. »Aber wie kam es zu der Katastrophe?«
»Aus demselben Grund«, erwiderte Roman. »Tausendmal habe ich Wybegallo gesagt: Sie programmieren einen Superegozentristen. Er wird alle nur erreichbaren materiellen Güter an sich raffen, den Raum verbiegen, sich verpuppen und die Zeit anhalten. Es will einfach nicht in Wybegallos Schädel, dass ein echter Geistesriese nicht nur konsumiert, sondern vor allem denkt und fühlt.«
»Aber das ist alles unwichtig«, fuhr er fort, während wir zum Institut flogen. »Weiß ohnehin jeder. Sagt mir lieber, woher W-Janus wusste, wie die Sache ausgehen würde. Er hat doch alles vorausgesehen. Die großen Zerstörungen, dass ich mir was einfallen lassen würde, um dem Riesen den Garaus zu machen.«
»Ja, wirklich«, sagte ich. »Er hat dir sogar seinen Dank ausgesprochen – im Voraus.«
»Merkwürdig, nicht wahr?«, wunderte sich Roman. »Darüber sollten wir mal nachdenken.«
Und das taten wir. Ziemlich lange sogar. Doch erst im Frühling kamen wir der Sache durch einen Zufall auf die Spur.
Das aber ist wieder eine andere Geschichte.
DRITTE GESCHICHTE
Viel Lärm um einen Papagei
1
»Als Gott die Zeit machte«, sagen die Iren, »hat er genug davon gemacht.«
Heinrich Böll
Dreiundachtzig
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