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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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geprügelt, einen Zeitungskiosk umgekippt und es mit der Miliz zu tun bekommen, die sie wegen Rowdytums für fünfzehn Tage ins Gefängnis steckte. Als man Choma die Haare scheren wollte, mussten ihn sechs Männer festhalten, während der schon kahle Wij spöttisch kichernd in der Ecke saß. Und dann schwang Choma solche Reden, dass man ihre Sache ans Volksgericht übergab.
    Kater Wassili hatte seinen Frühjahrsurlaub angetreten, um zu heiraten. Nun würde es in Solowetz bald wieder sprechende Kätzchen mit angeborenem sklerotischem Gedächtnis geben.
    Louis Sedlovoi aus der Abteilung für Absolutes Wissen hatte eine Zeitmaschine erfunden und würde sie heute in einem Seminar vorstellen.
    Wybegallo war wieder im Institut aufgetaucht. Er lief über all herum und prahlte damit, dass ihm eine grandiose Idee gekommen sei. Er behauptete, die Sprache vieler Affen erinnere an die menschliche, wenn man diese auf Tonband aufnehme und mit hoher Geschwindigkeit rückwärts abspiele. So habe er – tjä – in der Affenfarm von Suchumi Gespräche von Pavianen aufgezeichnet und sie im Rückwärtslauf mit geringer Geschwindigkeit abgehört. Dabei sei etwas Phänomenales herausgekommen, aber was, das verrate er vorläufig nicht.
    Im Rechenzentrum hatte wieder einmal der Aldan gebrannt, aber Sascha Priwalow konnte nichts dafür, schuld war Cristóbal Junta, der sich in letzter Zeit prinzipiell nur noch für Aufgaben interessierte, für die es erwiesenermaßen keine Lösung gab.
    Der hochbetagte Hexenmeister Perun Markowitsch Neuny wai-Dubino aus der Abteilung für Atheismus hatte sich für eine neuerliche Verwandlung beurlauben lassen.
    In der Abteilung für Ewige Jugend war nach langem Siech tum das Modell des unsterblichen Menschen gestorben.
    Die Akademie der Wissenschaften hatte dem Institut Mittel für die Verschönerung seines Geländes bewilligt. Mit den Mitteln wollte Modest Matwejewitsch das Institut durch ein eisernes Ziergitter mit allegorischen Darstellungen und Blumenschalen auf Pfeilern schmücken, und auf dem Hof sollte zwischen dem Transformatorhäuschen und dem Kraftstofflager ein Springbrunnen mit neun Meter hoher Fontäne sprudeln. Das Sportbüro beantragte dagegen Geld für einen Tennisplatz, was Modest Matwejewitsch jedoch mit der Begründung ablehnte, ein Springbrunnen fördere das wissenschaftliche Denken, während es sich beim Tennis um nichts als Herumhampelei handle.
    Nach dem Frühstück suchte jeder sein Labor auf. Ich schlich zum Elektroniksaal, warf einen Blick hinein und sah traurig dabei zu, wie die schlecht gelaunten Ingenieure aus der Abteilung für Technische Wartung in Aldans bloßgelegten Eingeweiden wühlten. Sie hatten keine Lust, sich mit mir zu unterhalten, und hießen mich mürrisch, meiner Wege zu gehen und mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Also klapperte ich meine Bekannten ab.
    Vitka Kornejew warf mich hinaus, weil er sich sonst nicht konzentrieren könne. Roman hielt eine Vorlesung vor Praktikanten. Wolodja Potschkin unterhielt sich mit einem Korrespondenten. Bei meinem Anblick rief er schadenfroh: »Ah, da ist er ja! Darf ich vorstellen: der Leiter unseres Rechenzentrums. Er wird Ihnen gleich erzählen, wie …« Ich aber spielte geschickt mein eigenes Double, jagte dem Korrespondenten einen Heidenschreck ein und nahm Reißaus. Bei Edik Amperjan bewirtete man mich mit frischen grünen Gurken, und es bahnte sich gerade eine lebhafte Unterhaltung über die Vorzüge einer genussorientierten Lebenseinstellung an, als eine Destillationsblase platzte und sie mich augenblicklich vergaßen.
    Verzweifelt verließ ich Ediks Labor und begegnete im Kor ridor W-Janus. Der sagte: »Aha«, und erkundigte sich nach kurzem Zögern, ob wir nicht gestern miteinander gesprochen hätten. »Nein«, sagte ich. »Leider haben wir nicht miteinander gesprochen.« Da ging er weiter, und am Ende des Korridors hörte ich ihn Gian Giacomo dieselbe Frage stellen.
    Zu guter Letzt verschlug es mich zu den Absolutisten. Hier kam ich gerade recht zum Beginn des Seminars. Die Mitarbeiter saßen allesamt gähnend im kleinen Konferenzsaal und strichen sich vorsichtig über ihre Ohren. Auf dem Platz des Vorsitzenden thronte der allwissende Maurice-Johann-Lawrenti Pupkow-Sadni, Abteilungsleiter, Akademiemitglied und Magister der weißen, schwarzen und grauen Magie. Er hatte die Hände friedvoll zusammengefaltet und ließ seinen Blick wohlwollend auf dem hektisch hin und her hastenden Vortragenden ruhen, der

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