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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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nicht einmal Sabaoth Baalowitsch Odin selbst – vorstellen. So gab er die Magie auf und wurde Leiter der Abteilung für Technische Wartung im FIFHUZ.
    Gleich nachdem er sich eingeschaltet hatte, kamen die Ingenieure merklich voran. Ihr Tun war wieder sinnvoll, und die Sticheleien hörten auf. Ich griff nach der Mappe mit den laufenden Prozessen und wollte mich gerade an die Arbeit machen, als das hübsche, stupsnasige, grauäugige Hexlein Stella, Wybegallos Praktikantin, hereinkam und mich an die neue Wandzeitung erinnerte.
    Stella und ich gehörten dem Redaktionskollegium an und zeichneten für Spottverse, Fabeln und Bildtexte verantwortlich. Außerdem hatte ich für die Notiz-Spalte kunstvoll einen Briefkasten gezeichnet, auf den von allen Seiten geflügelte Briefe zuflatterten. Für die künstlerische Gestaltung war eigentlich Sanja Drosd, der Filmvorführer, zuständig, den es zufällig in unser Institut verschlagen hatte; seit einiger Zeit kümmerte er sich allerdings hauptsächlich um die Überschriften. Chefredakteur der Wandzeitung war Roman Oira-Oira und sein Stellvertreter Wolodja Potschkin.
    »Komm mit, Sascha«, bat Stella und sah mich mit ihren grundehrlichen grauen Augen an.
    »Wohin?«, fragte ich. Dabei wusste ich genau, wohin.
    »Wir müssen die Wandzeitung fertig machen.«
    »Warum?«
    »Roman bittet dich sehr darum, weil Kerber sich schon aufregt. Er sagt, es sind nur noch zwei Tage, und wir haben noch nichts vorzuweisen.«
    Kerber Psojewitsch Djomin, der Genosse Kaderleiter, war der Kurator unserer Zeitung – der wichtigste Eintreiber und Zensor.
    »Hör mal«, sagte ich. »Lass es uns morgen machen, ja?«
    »Morgen kann ich nicht«, entgegnete Stella. »Da fliege ich zu den Pavianen nach Suchumi. Wybegallo will, dass ich Aufzeichnungen von ihrem Anführer mache, weil der den Ton angibt. Er selbst hat Angst ihm nahe zu kommen, weil der Anführer sehr eifersüchtig ist. Komm, Sascha, gehen wir, ja?«
    Ich seufzte, räumte die laufenden Prozesse beiseite und folgte Stella. Alleine kann ich nicht dichten; dazu brauche ich sie. Stella liefert immer die erste Zeile und die Idee, die für meine Begriffe in der Poesie das Wichtigste sind.
    »Wo wollen wir arbeiten?«, fragte ich unterwegs. »Im Gewerkschaftskomitee?«
    »Das ist besetzt, da reden sie gerade Alfred ins Gewissen. Wegen der Teetrinkerei. Aber wir können zu Roman gehen.«
    »Und worüber schreiben wir? Wieder über das Bad?«
    »Darüber auch. Über das Bad und über den Kahlen Berg. Choma Brut muss einen Denkzettel bekommen.«
    »Ja ja, Choma Brut kriegt heut eins auf den Hut«, reimte ich.
    »Auch du, Brutus«, warnte Stella.
    »Das ist eine Idee«, sagte ich. »Die müssen wir unbedingt ausbauen.«
    Die Wandzeitung – ein großer, weißer Bogen Zeichenpapier – lag schon ausgebreitet auf einem Tisch in Romans Labor. Daneben saß, inmitten von Döschen mit deckenden Wasserfarben, Pulverisatoren und Notizen, der Maler und Filmvorführer Sanja Drosd mit einer Zigarette im Mundwinkel. Sein Hemd stand wie immer offen, und man sah seinen behaarten, rundlichen Bauch.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    »Grüß dich«, erwiderte Drosd.
    Sein Kofferradio dudelte.
    »Na, was haben wir denn hier?«, fragte ich und raffte die Beiträge zusammen.
    Zahlreich waren sie nicht. Wir hatten einen Leitartikel mit der Überschrift »Dem Feiertag entgegen« und einen Beitrag von Kerber Psojewitsch Djomin mit dem Titel »Die Ergebnisse der Untersuchung zum Erfüllungsstand der Anordnungen der Direktion zur Arbeitsdisziplin im Zeitraum vom Ende des ersten bis zum Beginn des zweiten Quartals«. Außerdem gab es einen Artikel von Professor Wybegallo: »Unsere Pflicht ist eine Pflicht gegenüber den Patenbetrieben in Stadt und Kreis«. Wolodja Potschkin berichtete in seinem Artikel von der »Allunionsberatung über elektronische Magie«. Ein Hausgeist hatte sich zu der Frage geäußert: »Wann wird endlich die Dampfheizung in der vierten Etage durchgeblasen?« Ein Artikel des Vorsitzenden des Kantinenkomitees trug den Titel »Weder Fisch noch Fleisch« und nahm sechs eng beschriebene Schreibmaschinenseiten ein. Der Artikel begann mit den Worten: »Der Mensch braucht den Phosphor wie die Luft zum Atmen.« Roman hatte eine Notiz über die Arbeit der Abteilung für Unlösbare Probleme verfasst. Für die Rubrik »Unsere Veteranen« lag ein Artikel von Cristóbal Junta mit dem Titel vor: »Von Sevilla nach Granada. 1547«. Außerdem gab es noch ein paar kleinere Beiträge

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