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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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ist, als ob es nicht null drei gewesen wäre, sondern null fünf.«
    »Nein«, schaltete ich mich wieder ein. »Es war null sechs. Ich kann mich an diesen Schnörkel erinnern.«
    »Einen Schnörkel«, sagte Wolodja Potschkin verächtlich. »Sherlock Holmes und Pinkerton! Sie erkennen das Gesetz von Ursache und Wirkung nicht mehr an.«
    Vitka steckte die Hände in die Taschen.
    »Das ist was anderes«, sagte er. »Ich bestehe nicht mehr darauf, dass das Ganze ein Schwindel ist. Ihr habt da einfach was verwechselt. Papageien sind meistens grün, viele von ihnen tragen Ringe an den Füßen, und diese beiden stammen aus der Serie ›Photon‹. Aber ihr habt ein Gedächtnis wie ein Sieb. Wie alle Reimschmiede und Wandzeitungsredakteure.«
    »Wie ein Sieb?«, fragte Roman.
    »Jawohl.«
    »Wie ein Sieb?«, fragte Roman noch einmal mit einem seltsamen Grinsen.
    »Wie ein altes, löchriges Sieb«, führte Vitka aus. »Oder wie ein großmaschiges Netz.«
    Da zog Roman, nach wie vor sonderbar grinsend, sein Notizbuch aus der Brusttasche und blätterte darin.
    »Also«, sagte er. »Großmaschig und löchrig. Das werden wir gleich haben … neunzehn null fünf dreiundsiebzig«, las er vor.
    Die Magister eilten zu dem Papagei und knallten mit den Köpfen zusammen.
    »Neunzehn null fünf dreiundsiebzig«, entzifferte Vitka kleinlaut die Zahlen auf dem Ring. Das schlug ein wie eine Bombe. Stella kreischte vor Vergnügen.
    »Na und«, versetzte Sanja Drosd und pinselte weiter an seiner Überschrift. »Ich hatte auch mal die richtige Losnummer erwischt und lief zur Sparkasse, um mir mein Auto abzuholen. Dann aber stellte sich heraus …«
    »Wieso hast du dir die Nummer notiert?«, wollte Vitka wissen und musterte Roman mit zusammengekniffenen Augen. »Ist das so ein Tick von dir? Schreibst du dir alle Nummern auf? Vielleicht hast du dir auch die Nummer deiner Uhr notiert?«
    »Genau!«, rief Potschkin. »Hervorragend, Vitka! Damit hast du ins Schwarze getroffen. Es ist wirklich eine Schande, Roman! Warum hast du den Papagei vergiftet? Wie kannst du nur so grausam sein?«
    »Unsinn!«, protestierte Roman. »Ich bin doch nicht Wybe gallo.«
    Mit einem Satz stand Vitka neben ihm und nahm Romans Ohren unter die Lupe.
    »Scher dich zum Teufel!«, schimpfte Roman. »Sascha, sieh dir diese Typen an!«
    »Jungs«, sagte ich vorwurfsvoll. »Was soll das? Wofür hal tet ihr uns?«
    »Das habt ihr euch selbst zuzuschreiben«, erwiderte Vitka. »Irgendwas stimmt hier nicht. Entweder mit euch oder mit den Naturgesetzen. Und an die Naturgesetze glaube ich. Sie sind das Einzige, worauf wirklich Verlass ist.«
    Vitkas Laune verschlechterte sich zusehends, er setzte sich in eine Ecke und grübelte. Sanja Drosd malte seelenruhig an seiner Überschrift. Stella sah mit erschrockenen Augen von einem zum anderen. Wolodja Potschkin kritzelte rasch ein paar Formeln auf ein Blatt Papier. Der Erste, der die Sprache wiederfand, war Edik.
    »Selbst wenn hier keine Gesetze verletzt wurden«, sagte er in seiner bedächtigen Art. »Bleibt es merkwürdig, dass in ein und demselben Labor plötzlich gehäuft Papageien auftauchen und ihre Sterblichkeitsrate verdächtig hoch ist. Aber allzu sehr wundert mich das auch nicht, wenn ich bedenke, dass wir es hier mit Janus Poluektowitsch zu tun haben. Findet ihr nicht auch, dass er eine außerordentlich interessante Person ist?«
    »Ja«, stimmte ich zu.
    »Ich finde das auch«, sagte Edik. »Womit befasst er sich eigentlich, Roman?«
    »Kommt drauf an, welchen Janus du meinst. W-Janus befasst sich mit den parallelen Räumen.«
    »Hm«, meinte Edik. »Das hilft uns kaum weiter.«
    »Leider«, seufzte Roman. »Ich überlege auch schon unun terbrochen, was Janus mit den Papageien zu tun haben könnte, aber mir will nichts einfallen.«
    »Ein merkwürdiger Mensch ist er aber?«, fragte Edik nach.
    »Zweifellos. Es beginnt schon damit, dass es ihrer zwei gibt und er trotzdem eine Person ist. Wir haben uns schon so daran gewöhnt, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken.«
    »Genau das meine ich. Wir sprechen nur selten über ihn, weil wir ihn viel zu sehr achten. Dabei hat bestimmt schon jeder von uns eine Eigenheit an ihm bemerkt.«
    »Eigenheit Nummer eins ist seine Liebe zu sterbenden Papageien«, warf ich ein.
    »In Ordnung?«, meinte Edik. »Was noch?«
    »Ihr seid Klatschmäuler«, befand Sanja Drosd. »Ich habe ihn mal gebeten, mir Geld zu leihen.«
    »Und?«, fragte Edik.
    »Er hat es mir gegeben«, sagte Drosd.

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