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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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sie irgendwelche Gegenstände besäßen, die man durch Tausch erhandeln könnte; aber sie schienen uns nicht recht zu verstehen. Doch entnahmen wir ihren Zeichen, dass die Insel voll von großen Galapagos-Schildkröten sei, was uns nicht wenig verwunderte; eine davon sahen wir im Kanu Tuwits. Auch sahen wir »biche de mer« in den Händen der Schwarzen; sie verzehrten es gierig im natürlichen Zustand. Diese Seltsamkeiten – in Anbetracht der geographischen Breite mussten sie als solche erscheinen – erregten in Kapitän Guy den Wunsch, die Gegend gründlich zu erforschen, in der Hoffnung, Gewinn aus seiner Entdeckung zu ziehen. So sehr ich auch wünschte, die Insel näher kennenzulernen, so hegte ich doch ein noch sehnlicheres Verlangen, die Reise nach Süden ohne Verzug fortzusetzen. Wir hatten jetzt schönes Wetter, aber wer konnte sagen, wie lange es dauern würde? Wir waren am vierundachtzigsten Grad, vor uns lag offenes Meer, eine starke Strömung zog nach Süden, der Wind war günstig … wie sollte ich da geduldig auf den Vorschlag hören, länger hier zu verweilen, als für die Gesundheit der Leute nötig war? Ich stellte dem Kapitän vor, dass wir hier auf der Rückkehr im Notfall überwintern könnten. Endlich hörte er auf mich – ich weiß kaum, wie ich allmählich einen gewissen Einfluss auf ihn erlangt hatte –, und es wurde beschlossen, dass wir hier nur eine Woche bleiben und dann, solange es möglich war, nach Süden vordringen sollten. Wir trafen somit alle nötigen Anstalten, und unter Tuwits Führung lotsten wir die »Jane« sicher durch das Riff und gingen etwa eine Meile vom Strand vor Anker, in einer trefflichen, völlig vom Land umschlossenen Bucht, an der Südostküste der Hauptinsel, bei zehn Faden Tiefe; der Grund war schwarzer Sand. An der Spitze der Bucht sollten drei schöne Quellen entspringen, mit gutem Wasser, und wir sahen in der Umgebung eine Menge Wald. Die vier Kanus folgten uns in achtungsvoller Entfernung. Tuwit blieb bei uns und lud uns nach dem Fallen des Ankers ein, ihn ans Land zu begleiten und sein Dorf im Innern durch unseren Besuch zu ehren. Kapitän Guy stimmte zu. Zehn Wilde blieben als Geiseln an Bord, und eine Abteilung der Unseren, bestehend aus zwölf Mann, machte sich bereit, dem Häuptling zu folgen. Wir sorgten für gute Bewaffnung, ohne misstrauisch erscheinen zu wollen. Der Schuner hatte die Kanonen schussfertig, die Netzseile aufgezogen, und jede Vorkehrung gegen einen Überfall war getroffen. Der Oberbootsmann durfte in unserer Abwesenheit niemand an Bord lassen, und im Fall, dass wir länger als zwölf Stunden ausblieben, sollte der Kutter, mit einer Drehbüchse versehen, die Küsten der Insel entlang nach uns fahnden.
    Mit jedem Schritt drängte sich uns die Überzeugung auf, dass wir uns in einer Gegend befanden, die keiner bisher von zivilisierten Menschen besuchten irgendwie ähnlich war. Nichts Vertrautes erblickten wir; die Bäume glichen keinem Gewächs der heißen, der gemäßigten oder der kalten Zone und waren ganz verschieden von denen der tiefen Breiten, die wir eben durchkreuzt hatten. Selbst die Felsen erschienen neuartig in ihrer Masse, ihrer Färbung, ihrer Zusammenstellung; die Flüsse selbst, so unglaublich es klingen mag, hatten mit denen anderer Klimate so wenig Gemeinsames, dass wir uns scheuten, aus ihnen zu trinken, und in der Tat vermochten wir sie kaum als natürliche Erzeugnisse anzusehen. An einem Bächlein, das über unseren Weg floss, dem ersten, dem wir begegneten, machten Tuwit und seine Leute halt, um zu trinken. Wegen der sonderbaren Farbe des Wassers weigerten wir uns, davon zu trinken, weil wir es für unrein hielten, und erst nach einiger Zeit begriffen wir, dass alle Bäche der Inselgruppe dieses Aussehen hatten. Ich weiß nicht, wie ich die Art dieses Wassers näher bestimmen soll, und kann dies nicht in wenigen Worten tun. Obwohl es gleich gewöhnlichem Wasser bei jeder Senkung rascher floss, hatte es doch nie, außer wenn es in Kaskaden herabfiel, den Anschein der Durchsichtigkeit. Trotzdem war es so klar wie nur irgendein Wasser aus Kalkschichten, der Unterschied lag nur in der Erscheinung. Zuerst, besonders bei geringem Abfall, erinnerte es, was seine Dichte anbelangt, an arabischen Gummi, wenn er in gewöhnlichem Wasser aufgelöst wurde; aber das war die geringste seiner wunderbaren Eigenschaften. Es war nicht farblos, auch nicht gleichfarbig, sondern es bot im Fließen dem Auge jede Schattierung tiefen

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