Gesammelte Werke
meerwärts flogen, stets aber zum Dorf, als zu ihrem Heim, zurückkehrten und die nahe Südküste als Brutstätte benutzten. Dort trafen sie, wie überall, mit ihren Freunden, den Pinguinen, zusammen, die ihnen aber niemals zu den Hütten der Wilden folgten. Unter dem zahmen Geflügel gab es ferner Enten, die an unsere Hausente gemahnten, schwarze Gänse und einen dem Bussard ähnlichen Vogel, der jedoch kein Fleischfresser war. Fische waren in Menge vorhanden. Wir sahen während unseres Aufenthalts eine Unmasse getrockneter Lachse und Stockfische, blaue Delphine, Makrelen, Meeraale, Elefantenfische, Schollen, Papageifische, Kofferfische, Knurrhähne, Rotaugen, Parakutas und zahllose andere Arten. Die meisten hatten einige Ähnlichkeit mit den Fischen der Lord-Auckland-Inseln, die am einundfünfzigsten Grad südlicher Breite liegen. Die Galapagos-Schildkröte kam sehr häufig vor. Wilde Tiere sahen wir nur wenige, und sie waren nicht sehr groß und gehörten nicht zu den uns vertrauten Arten. Eine oder zwei ganz fürchterlich aussehende Schlangen krochen uns über den Weg, aber die Wilden schienen sie gar nicht zu beachten; wahrscheinlich waren sie nicht von giftiger Art.
Als wir dem Dorf ganz nahe waren, stürzte eine Menge Volkes hervor, um uns und Tuwit mit lauten Rufen zu begrüßen, unter denen wir nur das ewige »Lama lama« und »Anamu mu!« unterscheiden konnten. Zu unserem Befremden waren die meisten der neuen Ankömmlinge völlig nackt; Felle schienen nur die Kanuleute zu tragen. Auch schienen sie alle Waffen des Landes im Alleinbesitz zu haben, denn an den Dörflern sahen wir keine. Es waren da eine Menge Weiber und Kinder; manche der Ersteren schienen durchaus nicht ohne körperlichen Reiz. Wir fanden sie groß, schlank und wohlgebaut, mit einer Anmut und Freiheit in der Haltung, die man in zivilisierten Kreisen schwerlich antreffen dürfte; doch waren ihre Lippen gleich denen der Männer dick und wulstig, so dass ihre Zähne sogar beim Lachen nicht sichtbar wurden. Ihr Haar war feiner und geschmeidiger als das Haar der Männer. Zehn oder zwölf von den Dorfbewohnern waren wie Tuwits Leute in schwarze Felle gekleidet und mit Keulen bewaffnet. Sie genossen ein großes Ansehen und wurden mit »Wampu« angeredet. Sie bewohnten die Schwarzhautpaläste. Das Haus des Häuptlings lag inmitten des Dorfes und war etwas größer und besser gebaut als die übrigen. Den Baum, der seine Stütze bildete, hatte man erst in zwölf Fuß Höhe umgekippt, und die Zweige dienten zum Ausbreiten und Festhalten der Hautdecke. Sie bestand aus vier riesigen Fellen, die durch hölzerne Stifte zusammengehalten wurden und im Boden mit Pflöcken befestigt waren. Eine Fülle trockener Blätter bildete den Teppich.
Mit großer Feierlichkeit geleitete man uns zu dieser Hütte, und so viel Wilde wie nur möglich drängten hinterdrein. Tuwit nahm auf der Streu Platz und forderte uns auf, ein Gleiches zu tun. Wir folgten der Einladung und fanden uns alsbald in einer ungemütlichen, um nicht zu sagen kritischen Lage. Wir zwölf saßen auf dem Boden der Hütte, und ungefähr vierzig Wilde hockten so dicht um uns herum, dass wir im Fall einer Überrumpelung keinen Gebrauch von unseren Waffen machen, ja nicht einmal aufstehen konnten. Das Gedränge kam von außen her, wo gewiss die ganze Insel versammelt war, und nur die unaufhörlichen Bemühungen und Zurufe Tuwits bewahrten uns davor, niedergetrampelt zu werden. Unsere größte Sicherung lag jedoch darin, dass Tuwit sich in unsrer Mitte befand, und wir beschlossen, uns dicht an ihn zu halten und ihm beim ersten Anzeichen von Feindseligkeiten den Garaus zu machen.
Nach einem längeren Hin und Her war eine größere Ruhe hergestellt worden, und jetzt richtete der Häuptling eine endlose Ansprache an uns, die an seine Kanurede erinnerte, nur dass jetzt die »Anamu mus« etwas stärker betont wurden als die »Lama lamas«. Wir lauschten in tiefem Schweigen, bis die Rede beendet war, dann antwortete der Kapitän, indem er den Häuptling seiner ewigen Freundschaft und Wohlgesinntheit versicherte und seine Worte durch Überreichung einiger Ketten blauer Perlen und eines Messers bekräftigte. Jene betrachtete Tuwit zu unserer Überraschung mit Naserümpfen; das Messer aber befriedigte ihn in höchstem Grad, und er bestellte sofort das Mittagsmahl. Es wurde über die Köpfe des Gefolges weg ins Zelt gereicht und bestand in den zuckenden Eingeweiden eines unbekannten Tieres, wahrscheinlich eines
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