Gesammelte Werke
Kanus und machte uns Zeichen, wir möchten uns langseits an jenes legen. Diesen Wink übersahen wir geflissentlich, indem wir es für klüger hielten, den Abstand zu wahren, da ihre Zahl vier Mal so groß war als die der Unseren. Nun befahl der Häuptling, die anderen drei Kanus sollten zurückbleiben, und hielt mit dem seinen auf uns zu. Sobald er uns erreicht hatte, sprang er an Bord unseres größten Bootes und setzte sich neben den Kapitän, indem er auf den Schuner zeigte und die Worte: »Anamu mu!« und »Lama lama!« eifrig wiederholte. Wir ruderten jetzt nach dem Schiff zurück, die vier Kanus folgten in geringer Entfernung.
Als wir das Schiff erreichten, äußerte der Häuptling seine große Überraschung und Freude, indem er in die Hände klatschte, Brust und Hüften bearbeitete und ein markerschütterndes Lachen ausstieß. Seine Leute stimmten in diesen Jubel ein, und einige Minuten hindurch war das Getöse so toll, dass wir fürchteten, taub zu werden. Endlich trat Ruhe ein; Kapitän Guy ließ die Boote hinaufziehen und gab dem Häuptling, dessen Name Tuwit war, zu verstehen, dass er nicht mehr als zwanzig von seinen Leuten auf einmal an Bord nehmen könne. Damit schien Tuwit ganz zufrieden und erteilte nach den Kanus hin einige Anweisungen, worauf eines sich näherte; die anderen blieben in einer Entfernung von ungefähr fünfzig Ellen zurück. Zwanzig Wilde stiegen nun auf das Verdeck und begannen auf ihm herumzustreifen oder in die Takelage zu klettern; sie taten überhaupt, als wären sie zu Hause, und untersuchten neugierig jeden Gegenstand.
Offenbar hatten sie nie zuvor Menschen der weißen Rasse gesehen, und unsere Gesichtsfarbe schien sie anzuwidern. Sie hielten die »Jane« für ein lebendes Wesen und fürchteten sich scheinbar, sie mit den Spitzen ihrer Speere zu verletzen, da sie diese sorgsam nach oben kehrten. Unseren Leuten bereitete das Verhalten Tuwits in einem Fall großen Spaß. Der Koch war an der Kambüse mit Holzhacken beschäftigt und schlug aus Versehen mit der Axt aufs Verdeck, so dass ein nicht unbedeutender Riss entstand. Der Häuptling eilte sofort heran, stieß den Koch rau beiseite und fing an, seinem Mitgefühl für die Leiden des Schuners durch eine Art Winseln oder Heulen Ausdruck zu verleihen, streichelte und glättete den Riss mit seiner Hand und wusch ihn mit Hilfe eines in der Nähe stehenden Eimers Seewasser. Auf eine solche Unwissenheit war man nicht gefasst, und ich für meinen Teil konnte mich nicht enthalten, etwas wie Komödie darin zu erblicken.
Nachdem sie sich an den Wundern des oberen Decks gesättigt hatten, ließ man sie hinuntergehen, und ihr Erstaunen überstieg alle Erwartungen. Sie fanden keine Worte für ihre Verwunderung und streiften stumm umher, hier und da nur leise Rufe ausstoßend. Die Waffen verursachten ihnen viel Kopfzerbrechen; sie durften sie anfassen und untersuchen, soviel sie wollten. Ich glaube, sie hatten keine Ahnung von ihrem wirklichen Zweck, vielmehr dünkten sie ihnen Götzenbilder, da sie sahen, wie sorgfältig wir sie behandelten und wie aufmerksam wir die Wilden überwachten, während sie sich damit beschäftigten. Der Anblick der großen Kanonen verdoppelte ihr Erstaunen. Sie nahten ihnen mit Ehrerbietung und Zagen und wagten nicht, sie des Näheren zu untersuchen. In der Kajüte waren zwei hohe Spiegel, und hier erreichte die Verwunderung ihren Gipfel. Tuwit näherte sich ihnen zuerst, und er stand in der Mitte des Raumes, bevor er ihrer gewahr wurde. Er hob die Augen auf und sah sein Spiegelbild in der Wand. Ich dachte, er würde verrückt werden. Er machte rasch kehrt und erblickte sich nun auf der anderen Seite ein zweites Mal. Da fürchtete ich, er würde stracks den Geist aufgeben. Es war unmöglich, ihn zu nochmaligem Hinschauen zu bewegen; er warf sich auf den Boden hin, verbarg sein Gesicht in den Händen und verblieb in dieser Lage, so dass wir ihn aufs Verdeck schleppen mussten.
Sämtliche Wilden kamen so nach und nach an Bord, immer zwanzig auf einmal; Tuwit durfte die ganze Zeit über bleiben. Es waren keine Diebe unter ihnen; wir vermissten nach ihrem Weggang keinen einzigen Gegenstand. Während des ganzen Besuches zeigten sie das freundlichste Verhalten. Doch einige Züge in ihrem Benehmen blieben uns unverständlich; so z. B. konnte sie kein Mensch dazu überreden, sich gewissen harmlosen Gegenständen zu nähern: den Segeln des Schuners, einem Ei, einer Pfanne mit Mehl darin. Wir versuchten zu erfahren, ob
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